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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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unterschiedlicher Meinung sein, wenn es um die Wertung gewisser Feinheiten unserer Geschichte geht, aber dass in dieser Situation entschlossenes Handeln geboten ist, kann keinem Zweifel unterliegen, und ich hoffe, dass du mir darin zustimmen wirst.
    Von Heimtücke kann hier nicht die Rede sein, Salvator. Dir gegenüber niemals. Das Blut der Lyr fließt auch in deinen Adern, und deshalb sehen meine Eltern in ihrem Bündnis mit dir nicht nur ein Mittel der Politik, sondern eine heilige Verpflichtung. Ich weiß, nach den Maßstäben deines Glaubens hat das nicht viel zu bedeuten, aber glaube mir, es ist ein Fundament, auf das du bauen kannst.
    Mein Sohn, ich weiß, du hast viele Fragen, und es schmerzt mich tief, dass ich nicht umgehend nach Hause zurückkehren und sie dir beantworten kann. Die Schatten des Krieges nähern sich rasch, und ich fürchte, dieser Feldzug ist nur der erste von vielen. Bete zu deinem Schöpfergott um Kraft und um ein klares Urteil, wenn du daran glaubst, dass er dir diese Dinge schenken kann, denn uns allen stehen schwere Prüfungen bevor.
    Deine Hexen können mir mithilfe dieses Briefes eine Antwort schicken, wenn du das willst. Sollte sich aber Ramirus bei dir melden, so bitte ich dich, ihm zu vertrauen, denn ich weiß, wo in dieser Angelegenheit seine Interessen liegen und bin von seiner Loyalität fest überzeugt.
    Von meiner Hand, an diesem Tag, in Liebe und Ehre, im Namen des Hauses Aurelius
    Gwynofar

    Salvator schloss die Augen, zählte langsam bis zehn, holte dabei tief Atem und rezitierte im Geist verschiedene Mantren, die ihm helfen sollten, seine Ruhe wiederzufinden. Nach den Lehren der Priester des Schöpfers war der Zorn ein tierisches Gefühl und die Frustration eine tierische Verhaltensweise. Wer das begriffen habe, könne seine Gefühle beherrschen, wenn er nur wolle. Und dazu sei jeder verpflichtet, der dem Gott mit den zwei Gesichtern diene.
    Als er sich so weit gefasst hatte, dass er glaubte, wieder klar denken zu können, schickte er ein Gebet an seinen Gott, aber nicht an den Schöpfer. Über diesen Krieg wachte der Gott in der Erscheinungsform des Zerstörers, er würde entscheiden, ob eine Schlacht gewonnen oder verloren würde und wie viele Menschen dabei ums Leben kämen. Die Seelenfresser waren eine Waffe des Zerstörers, aber nicht die einzige. Auch Misstrauen, Zweifel, Gier und Angst hatte er in seinem Arsenal. Selbst die sogenannten »Götter des Nordens« dienten seinen Zwecken, indem sie die Menschen vom rechten Weg abbrachten. Was waren diese Götzen schließlich anderes als Illusionen der Macht, verführerische Mythen voller Habsucht und Gewalt, die die Sterblichen ermunterten, sich mit ihren niedrigen Instinkten abzufinden, anstatt sich dagegen zu wehren?
    Nachdem er sein Gebet beendet hatte, schlug er die Augen auf und richtete den Blick wieder auf den Brief seiner Mutter. Während seiner kurzen Besinnung hatte er ihn in der Hand zerknüllt, nun glättete er ihn und las ihn noch einmal langsam, mit aller Sorgfalt, jedes Wort auf geheime Bedeutungen abwägend, die es enthalten mochte. Auffallend war, dass die Magister in ihrer Strategie nicht erwähnt wurden. Glaubte Gwynofar wirklich, ihm einreden zu können, dass sie keine Rolle spielten? Wozu sollte man denn sicherstellen, dass auch der letzte Soldat »von ganzem Herzen und aus tiefster Seele« von einer Lüge überzeugt war, wenn nicht, um diejenigen zu täuschen, die den Menschen ins Herz schauen konnten?
    Es hieß, in den alten Zeiten vor dem Erscheinen der Magister seien Kriege nur mit Blut und Stahl und Mut ausgetragen worden. Nichts sonst. Kraft gegen Kraft, Strategie gegen Strategie, so brutal und direkt, wie das ganze Erste Königtum gewesen war. Das Leben war damals einfacher gewesen, für einen König besser überschaubar. Heute war alles anders.
    Ich bin nicht nur der Sohn meiner Mutter, sondern auch der meines Vaters , dachte er finster.
    Was erwartete man von ihm? Dass er die Rolle spielte, die ihm seine Mutter auf den Leib geschrieben hatte, dass er seine Strategie auf die Spiele der Magister abstimmte? Dass er aus Angst vor Zauberei seine Generäle in Unwissenheit über seine wahren Pläne ließ und dass er seine Männer wie Schafe in eine Schlacht trieb, deren Sinn sie nicht verstanden, gegen einen Feind, den sie nicht einmal dem Namen nach kannten?
    Was würde sein Gott von ihm erwarten?
    Seit dem Tag, an dem er geschworen hatte, dem Schöpfer zu dienen, hatte er darum gebetet, dass

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