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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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dieser letzte Krieg niemals kommen möge. Er war ins Kloster gegangen, um mitzuhelfen, dass er vermieden wurde, er hatte sich im Namen der ganzen Menschheit vor seinem Schöpfer gedemütigt und persönliche Opfer gebracht, um die Sünden anderer aufzuwiegen. Doch das war offensichtlich nicht genug gewesen. Alle Gebete sämtlicher Priester, alle Opfer von Mönchen und Laienbrüdern, sogar die Gaben der gewöhnlichen Gläubigen – ein Stück Brot, der Verzicht auf Wein, ein nicht gesungenes Lied – hatten nicht ausgereicht.
    Das Urteil war gefallen. Es gab keine Erlösung. Sie mussten nun doch ins Antlitz des Zerstörers schauen. Und er selbst war König, kein Mönch mehr, und musste die Pflichten eines Königs erfüllen.
    Schweren Herzens griff Salvator nach einem frischen Federkiel, öffnete ein Fässchen mit Tinte und machte sich daran, seine Befehle auszufertigen.

Kapitel 24
    Der Felsturm war schmal und hoch. Parallele Furchen liefen senkrecht über seine Oberfläche. Einige waren so flach und sauber, als hätte eine Monsterklaue sie mit einem einzigen Streich herausgekratzt; andere waren tiefer in den Stein gegraben und mochten Zugang zu den Räumen im Inneren bieten; wieder andere waren von Wind und Eis zu narbigen, gewundenen Kanälen geformt worden, deren Tiefe im Schatten verborgen lag. Zur Zitadelle hin sah die Wand des Monuments uneben und brüchig aus, an mehreren Stellen gab es stufenähnliche Gebilde, die aber für die Schrittweite eines Riesen gedacht schienen. Die nach außen gerichtete Fassade war abweisender, sie bot auf der unteren Hälfte keinerlei Möglichkeit, ins Innere zu gelangen, und auch weiter oben war die Aussicht dafür gering.
    »Habt Ihr alles, was Ihr braucht?«, fragte Lazaroth.
    Der Archivar kritzelte hastig noch einige Linien in seine Zeichnung, fügte ein paar Notizen hinzu und nickte dann.
    Das Bild des Turms verschwand, der Tisch im Kartenraum war bis auf Rommels Aufzeichnungen leer. Der Raum war mit zwanzig Männern und Frauen gut gefüllt, und hin und wieder durchlief es ihn wie eine Welle, wenn eine Person sich zufällig bewegte und damit alle anderen zwang, ihre Haltung zu verändern, um einen erträglichen Abstand aufrechtzuerhalten.
    »Das hier soll den Aufstieg erleichtern«, erklärte Lazaroth. Er legte zwei schwere Leinenbeutel auf den Tisch und ließ daneben einen kleinen Felsblock entstehen. Dann zog er aus einem Beutel einen Eisenstift und stieß ihn in den Block. Funken stoben auf, Steinsplitter flogen durch den Raum, der Stift versank tief in der Oberfläche und schien sofort stecken zu bleiben. Als Lazaroth ihn probeweise anhob, ging der Felsblock mit. Sobald alle es gesehen hatten, nickte der Magister, und der Block verschwand wieder.
    »Die Zauberkräfte sind in den Stiften enthalten und werden wirksam, sobald man sie mit der Spitze gegen eine Oberfläche schlägt. Ob das auch in der Nähe des Heiligen Zorns so ist, kann ich nicht versprechen, ich kann nur hoffen, dass der Zauber in die Kategorie ›anderswo gewirkt‹ fällt und seinen Dienst tut. Die Hexe Kamala hält das ja für möglich.« Er sprach den Namen mit verächtlich gekräuselten Lippen aus. Verabscheut er Hexen im Allgemeinen , fragte sich Kamala, oder gilt seine Abneigung nur mir allein? »Ihr solltet ihre Theorie erst auf die Probe stellen, bevor Ihr den Stiften Euer Leben anvertraut.«
    Er reichte Favias den einen Beutel und Ullar den anderen. Der Feldmarschall hob den seinen kurz hoch, wie um sein Gewicht zu prüfen, dann reichte er ihn mit abrupter Geste an einen seiner Männer weiter. Als Befehlshaber von Keirdwyns Streitkräften musste er zurückbleiben, um den militärischen Teil des Feldzugs zu organisieren, und das war ihm sichtlich zuwider. Lag es daran, dass er persönlich über Gwynofars Sicherheit wachen wollte, wie er behauptete, oder gab es eine unterschwellige Rivalität zwischen Keirdwyns gemeinen Soldaten und den Heiligen Hütern? Kamala strengte sich so sehr an, auch die kleinsten Anzeichen dafür zu erhaschen, dass ihr der Kopf wehtat.
    Vier Hüter und vier Soldaten sollten Gwynofar begleiten. Zwei weitere Soldaten sollten die Pferde bewachen, nachdem sie zurückgelassen wurden. Das war der Kompromiss, auf den man sich geeinigt hatte, da jede Seite die Leitung der Expedition für sich beanspruchte. Beide Parteien hätten lieber jeweils hundert Mann zu Gwynofars Schutz abgestellt, aber je größer die Gruppe, desto schwieriger wäre es, sie vor dem Feind zu verbergen.

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