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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Goldblüten bestickt. Der weiche Stoff umspielte angenehm dezent die Formen ihres Körpers und reizte, wenn ihn der Nachtwind andrückte, das Auge mit der Wölbung einer Brust oder eines Schenkels, nur um gleich wieder locker zu fallen und alles zu verbergen. Es fiel Salvator nicht leicht, seine männlichen Instinkte zu unterdrücken, doch anstatt den Blick dahin zu richten, wo bei der nächsten Brise die beste Aussicht zu erwarten war, schaute er ihr in die Augen. Sie waren groß und schwarz und glänzten im Mondlicht wie zwei Teiche aus schwarzem Kristall. Mit ein paar Tropfen Belladonna konnte man der Natur nachhelfen und diese Wirkung erzeugen , erinnerte sich Salvator.
    »Die Aussicht lässt sich auch zu zweit genießen«, sagte er und rückte zur Seite, damit sie sich neben ihn stellen konnte.
    Natürlich hatte man sie ihm an diesem Tag bereits vorgestellt. Eine von mehreren Dutzend wichtigen Persönlichkeiten. Doch selbst dabei war sie ihm aufgefallen. Nun dämpfte das Mondlicht den satten Kupferton ihrer Haut, doch bei Tag hatte ihr exotischer Teint förmlich geleuchtet, als sie mit einer natürlichen Sinnlichkeit, die wohl kein Mann jemals begreifen konnte, durch die Menge schritt. Ihr Gang versetzte jeden Mann in eine Erregung, die sein Verstand sich nicht erklären konnte. Eine Frau wie sie brauchte kein tiefes Dekolleté, um die Blicke auf sich zu ziehen, und sie konnte auf all die modischen Kniffe verzichten, mit denen ihre weniger begünstigten Schwestern kokettierten. Salvator glaubte sogar bemerkt zu haben, wie in ihren Augen ein oder zwei Mal Verachtung für die Frauen aufzuckte, die ihre Hoffnung so offensichtlich auf derartige Künste setzten. Es war ein eigenartig kalter Blick, der kurz die Abgründe hinter der Maske der Zivilisation erahnen ließ. Die Beobachtung hatte ihn fasziniert.
    Sie hatte tagsüber keinen Versuch unternommen, länger mit ihm zu sprechen oder seine Aufmerksamkeit mit anderen Mitteln auf sich zu ziehen. Kein Wunder. Die seichten Vergnügungen im Rahmen des Festes hatten sie in den Hintergrund gedrängt wie eine protzige Fassung einen kostbaren Edelstein; hier machte ihr nur das Mondlicht Konkurrenz.
    »Zu viel der Ehre«, bemerkte sie und neigte kaum merklich den Kopf. Als sie zu ihm an die Brüstung trat, hörte er ein leises Klirren unter dem Stoff; ein verstecktes Schmuckstück? Er hatte gute Lust, es aufzuspüren, wandte aber den Blick nicht von ihrem Gesicht. Wie käme er dazu, ihr einen so billigen Sieg zu bescheren?
    Sie schaute über die Landschaft und seufzte. »Was für ein herrlicher Anblick. Ich wünschte, ich wäre früher hier heraufgekommen. Bei Sonnenuntergang muss er einfach prachtvoll gewesen sein.«
    »Wir waren heute beide sehr beschäftigt«, sagte er. »Vielleicht bleibt in Zukunft mehr Zeit für derart schlichte Freuden.«
    Eine zarte, sorgsam gezupfte Augenbraue ging fragend in die Höhe. »Ihr scheint recht locker damit umzugehen, dass Eure Welt sich binnen zweier Wochen so drastisch verändert hat.« Sie lachte leise. »Ich glaube, ich wäre immer noch wie betäubt.«
    »Aber das kann sich ein König nicht erlauben. Und ich nehme an, eine Königin auch nicht.«
    »Ganz richtig.« Die schwarzen Augen funkelten. »Möglicherweise ist das die eigentliche Bewährungsprobe für alle Monarchen. Man darf sich von nichts überraschen lassen.« Hinter den Worten säuselte etwas anderes mit: Du hältst dich bislang nicht schlecht, mein König.
    Das unausgesprochene Kompliment erfreute ihn über Gebühr. Hatte sie ihre Hexenkünste eingesetzt? Oder war es nur natürlich, dass weibliche Schmeichelei nach vier Jahren in Einsamkeit nicht ohne Wirkung blieb? Sie wäre sicherlich nicht bereit, für einen so einfachen Zauber ihre Lebensenergie zu opfern , dachte er. Und: Außerdem würde es ihren Stolz verletzen, wenn sie Hexerei zu Hilfe nehmen müsste, um mich zu verführen.
    »Vor solche Bewährungsproben wurde ich in letzter Zeit des Öfteren gestellt«, sagte er ruhig. Mehr wagte er nicht preiszugeben.
    Sie schaute lächelnd über die Landschaft hinaus und wechselte gewandt das Thema. »Zugegeben, ich hätte nicht erwartet, dass sich das Land so schnell erholen würde. Ich bin sehr beeindruckt.«
    »Wir hatten Glück«, sagte er und folgte ihrem Blick. Nur vereinzelt brannten noch Fackeln, die weite Ebene wurde lediglich vom Mondlicht erhellt. Die Spitzen der Zeltpfosten und Fahnenstangen sprühten Funken, wenn ein Mondstrahl sie erfasste, und schienen zu

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