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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Auf dem Gelände um den Palast wurden Laternen abgeblendet, Feuer abgedeckt und Fackeln gelöscht.
    Ein langer Tag ging zu Ende.
    Salvators Züge waren wie eingefroren. Er war es nicht gewöhnt, stundenlang ununterbrochen seine Mimik kontrollieren zu müssen. Sein Kopf schmerzte von all den Namen und Gesichtern, die seit der Krönung an ihm vorübergezogen waren. Sein Körper litt darunter, dass er sich von vier Jahren keuschen Lebens grußlos verabschiedet und sofort wieder in die Hölle der Versuchung gestürzt hatte, als hätte er sie nie verlassen. Wohlmeinende Brüder, Väter und Regenten hatten ihm Dutzende adeliger Damen vorgestellt, von denen eine jede hoffte, ihn für sich gewinnen zu können, sobald denn die Zeit für Heiratspläne gekommen wäre. Die Hälfte dieser Frauen hatte sich aufgetakelt wie die Kurtisanen, weil sie glaubten, er würde ihren edelsteingeschmückten Reizen verfallen, die andere Hälfte hatte sich vom Hals bis zum Knöchel vermummt, um den Anschein von Ehrbarkeit und Tugendhaftigkeit zu erwecken. Keine einzige von ihnen ahnte, worauf es ihm wirklich ankam.
    Nur eine war ihm aufgefallen, ein hübsches Ding aus einem der Freien Lande. Die Kleine – wie hieß sie doch noch, Petrana? – war ganz natürlich gewesen. In diesem politischen Hexenkessel, wo auf allen Seiten verschiedenste Parteien darum kämpften, Einfluss auf ihn zu gewinnen, war sie eine erfrischende Ausnahme. Gewiss, das mochte eiskalte Berechnung gewesen sein wie so vieles in der Welt der höfischen Politik, dennoch hatte ihn das Mädchen fasziniert. Und eine Verbindung mit den Freien Landen hätte durchaus seine Vorzüge, falls der lose Zusammenschluss nach Dantons Tod nicht einfach zerfiel. Sein Vater hätte zu gerne Zugang zu den Häfen und den Märkten dieser Reiche gehabt, aber das war ihm nie gelungen. Vielleicht ließ sich mit Heiratsdiplomatie erreichen, was Danton mit all seinen Kriegen nicht geschafft hatte.
    Aber man sollte nichts überstürzen. Solange alle Welt sich den Kopf darüber zerbrach, was für eine Frau er wohl zu seiner Königin machen würde, würden sich seine Verbündeten bemühen, ihm gefällig zu sein, und seine Feinde würden sich einlullen lassen. Geduld war in diesem Fall die beste Strategie.
    Bald durfte er sich zurückziehen, um diesen anstrengenden Tag ausklingen zu lassen. Für einen ehemaligen Mönch, der vier Jahre lang mit der Sonne aufgestanden und zu Bett gegangen war, war längst Schlafenszeit. Morgen früh würde natürlich alles wieder von vorn beginnen. Für jede Abordnung musste irgendein festlicher Empfang veranstaltet werden, das konnten die Menschen, die eine so weite Reise auf sich genommen hatten, mit Fug und Recht erwarten. Und Salvator würde keinen Augenblick Ruhe – wirkliche Ruhe – finden. Die Zukunft seines Reiches hing davon ab, welchen Eindruck er in diesen ersten Tagen auf Männer machte, die wie die Geier auf jedes Zeichen von Schwäche oder Wankelmut lauerten. Er trug eine schwere Last.
    Doch ein Gespräch war, wenn ihn nicht alles täuschte, noch an diesem Abend zu führen. Und so hatte er seinen Palast verlassen, wo die Gäste immer noch zu zweit oder zu dritt durch die Räume schlenderten und ihr Gelächter von den uralten Steinmauern widerhallte, und sich auf den höchsten Turm im Schlosskomplex begeben, wo es stiller war. Einst hatten hier bewaffnete Posten Wache gehalten, und das gefährdete Umland war kahl und öde gewesen, damit kein Feind sich ihren Blicken entziehen könne. Dann hatte sich die Kriegsdrohung weiter entfernt, und man hatte zugelassen, dass ein Wald entstand. Nun war das Land abermals kahl, denn die Bäume waren von einem Diener der Verderbnis niedergebrannt worden. Sobald die letzte Fackel gelöscht und der letzte Gast abgereist war, bliebe nur diese nackte Wirklichkeit übrig.
    Das Land selbst rüstet zum Krieg , dachte er finster.
    Leises Knistern von Seide verriet, dass sich noch jemand auf dem Dach befand. Er drehte sich um.
    Die Hexenkönigin von Sankara gab sich überrascht. Natürlich. »Verzeiht, Majestät, ich wusste nicht, dass Ihr hier oben seid.« Ihre weiche, überaus melodische Stimme schmeichelte gekonnt seinem Ohr. »Ich wollte Euch nicht stören.«
    »Ihr stört mich nicht«, antwortete er. Wie könntest du auch, schließlich bin ich eigens gekommen, um dich aus der Reserve zu locken.
    Sie trug Seidengewänder in den Farben des Sonnenuntergangs in mehreren Schichten übereinander. Das oberste Gewand war mit zarten

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