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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schiff näher zur Küste getrieben sein.
    An der Querreling des Achterdecks starrte der Erste Leutnant John Wright in das triefende Panorama, bis seine Augen schmerzten. Nebel war ihm unheimlich. Der Klüverbaum ertastete sich seinen Weg wie der Krückstock eines Blinden. Es gab nichts jenseits der bleichen Galionsfigur, einer wilden Möwe mit weit aufgerissenem Schnabel.
    Um den Leutnant standen wie Statuen die anderen Wachhabenden: der Rudergänger, dicht neben ihm der Segelmeister, dann der Fähnrich der Wache und ein Bootsmannsmaat. Ihre Gesichter glänzten vor Feuchtigkeit. Niemand sprach. Das war nichts Neues, sagte sich Wright. Er sehnte sich nach einem eigenen Kommando, und der Posten eines Ersten Leutnants war ein guter Schritt dazu. Aber mit einem Kommandanten wie Bruce Sinclair hatte er nicht gerechnet. Sinclair war jung, vielleicht siebenundzwanzig, schätzte Wright. Ein Mann mit hohen Backenknochen, der sich sehr aufrecht hielt und immer schnell bei der Hand war, Nachlässigkeit und Unwissenheit zu ahnden.
    Bei einer Besichtigung hatte ein Admiral den Kommandanten ob seines schmucken Schiffes gelobt. Niemand ging je gemessenen Schritts über Deck, Befehle wurden stets im Laufschritt ausgeführt, und jeder Fähnrich oder Unteroffizier, der es unterließ, einen langsamen Mann zu melden, sah selbst einer Strafe entgegen.
    Sie waren in mehrere Einzelgefechte mit Freibeutern und Blockadebrechern verwickelt gewesen. Dabei hatte sich Sinclairs unnachgiebige Disziplin, so sah es jedenfalls aus, günstig ausgewirkt.
    Der Segelmeister gesellte sich zu Wright und sagte gedämpft: »Dieser Nebel darf nicht mehr lange dauern.« Er schien besorgt.
    »Wir könnten schon Meilen vom Kurs abgekommen sein.«
    Sie blickten beide zum Geschützdeck hinab, als ein leises Ächzen die Männer der Wache aufschreckte.
    Wie alle anderen Schiffe des Geschwaders litt auch
La Mouette
unter einem Mangel an Frischwasser. Kapitän Sinclair hatte befohlen, es für die Mannschaft drastisch zu rationieren, und vor zwei Tagen die Rationen nochmals verkleinert. Wright hatte vorgeschlagen, eine Insel anzulaufen, vorausgesetzt es zeige sich kein Feind, und dort den Wasservorrat zu ergänzen. Doch Sinclair hatte ihn kalt angesehen. »Mir wurde befohlen, Informationen über die Franzosen zu sammeln, Mr. Wright. Ich habe keine Zeit, die Leute zu verwöhnen, nur weil ihnen die Rationen nicht zusagen.«
    Wright betrachtete den ächzenden Mann am BackbordSeitendeck. Er war völlig nackt, seine Beine waren durch Fußeisen gespreizt, seine Arme nach hinten um ein Geschützrohr geschlungen, so daß er wie gekreuzigt aussah.
    Hin und wieder rollte sein Kopf von einer Seite zur anderen, er stöhnte leise, aber seine Zunge war zu geschwollen in dem Mund voller Blasen, als daß seine Bitten verständlich gewesen wären.
    Seemann McNamara hatte nachts eine Gallone Frischwasser gestohlen, als der am Wasserfaß auf Posten stehende Seesoldat vom Offizier der Wache abgerufen wurde. Auf Kriegsschiffen verachtete man einen Dieb. Die vom Zwischendeck ausgeübte Selbstjustiz gegen einen solchen Missetäter war oft weit schärfer als die der Vorgesetzten.
    Deshalb hatte jedermann eine ernstliche Bestrafung erwartet, zumal McNamara als chronischer Drückeberger galt. Aber Sinclairs Reaktion hatte auch die härtesten Seeleute entsetzt. Fünf Tage hatte McNamara nun schon auf dem Seitendeck in Eisen zugebracht, in der gleißenden Sonne wie in der Kühle der Nacht. Er war in seinem eigenen Unrat mit Salzwasser begossen worden, weniger um seine Qual zu lindern, als um das Deck zu säubern.
    Sinclair hatte die Mannschaft antreten lassen, die betreffenden Passagen der Kriegsartikel vorgelesen und schließlich McNamara ein Dutzend Hiebe versprochen, wenn die erste Strafe abgeleistet war. Wright fror. Es schien ihm unwahrscheinlich, daß McNamara bis dahin noch leben würde.
    Der Meister zischte: »Kommandant kommt, Mr. Wright.« So war es nun mal an Bord: Geflüster, Furcht und schwelender Haß auf den Mann, der ihnen täglich das Leben zur Hölle machte.
    Sinclair, adrett gekleidet, die Hand auf dem Degengriff, schritt erst zum Kompaß, danach zur Reling achtern, um die Segelstellung zu prüfen.
    »Nordwest zu West, Sir!«
    Sinclair wartete, bis Wright seine Meldung gemacht hatte, und sagte dann: »Lassen Sie sich Ihren Hut holen, Mr. Wright.« Er lächelte dünn. »Wir sind nicht auf einem Bombayfrachter, sondern auf einem Schiff des Königs.«
    Wright errötete. »Tut mir

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