Die Seemannsbraut
blickte Blachford an. »Die französische Flotte liegt in Cadiz, die spanischen Geschwader ebenfalls. Cadiz wird für uns von Vizeadmiral Collingwood blockiert.«
Jenour flüsterte: »Und Lord Nelson?«
Bolitho sah ihn an. »Inzwischen ist Nelson wieder auf der
Victory
und jetzt ohne Zweifel bei seiner Flotte.«
Eine ganze Weile sprach keiner. Dann machte Keen den Mund auf. »Werden sie ausbrechen? Sie müssen!«
Bolitho legte die Hände auf den Rücken. »Ich stimme zu. Villeneuve bleibt keine andere Wahl. Aber welche Richtung wird er einschlagen? Nach Norden in die Biskaya oder zurück ins Mittelmeer, vielleicht nach Toulon?« Er musterte ihre gespannten Gesichter. »Jedenfalls werden wir bereit sein. Wir sollen uns Lord Nelson anschließen, zur Blockade oder zum Kampf, das hängt ganz von Villeneuve ab.«
Er fühlte, wie er sich entspannte, als ob ein Gewicht von seinen Schultern genommen sei. Er wandte sich an den rotbäckigen Leutnant. »Wohin sind Sie unterwegs?«
Der machte eine unbestimmte Handbewegung. »Erst nach Malta und dann …«
Er schien zu überlegen, wie er seinen Freunden von dieser Begegnung erzählen würde, wenn er erst dem Rest der Flotte die Befehle überbracht hatte.
»Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.«
Keen geleitete den jungen Mann von Bord.
Bolitho sagte: »Signal an
Tybalt,
zur Wiederholung für
Phaedra:
Kommandant zum Flaggschiff aufschließen und ohne Verzögerung an Bord melden.«
Jenour schrieb es in seine Kladde. »Sofort, Sir Richard!« Er rannte fast aus der Kajüte.
Bolitho sah Blachford an. »Ich entsende
Phaedra,
um Herricks Geschwader herbeizurufen. Mit ihm zusammen beabsichtige ich, nach Westen zu segeln. Kommt es zum Kampf, werden wir daran teilnehmen.« Lächelnd fügte er hinzu: »Dann werden Sie hier mehr als nur willkommen sein.«
Keen kam zurück und fragte: »Sie schicken die
Phaedra
nach ihm, Sir Richard?«
Wieder einmal fiel Bolitho auf, wie sehr sich ihre Gedankengänge glichen. Es war nur ein Jammer, daß es nicht Adam sein konnte, der Herrick den Rückruf überbrachte.
Blachford wandte ein: »Aber wird es schließlich nicht wieder bloß mit einer Blockade enden?«
Keen schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Sir Piers. Es steht jetzt zuviel auf dem Spiel.«
Bolitho nickte. »Nicht zuletzt die Ehre Villeneuves.« Er ging zu den Heckfenstern und rechnete nach, wie lange wohl Dunstan brauchen würde, um mit seiner Korvette zum Geschwader aufzuschließen.
Nelson hatte also England verlassen und sich wieder auf
Victory
eingeschifft. Auch er mußte es im Gefühl haben. Bolitho strich über den abgenutzten Sims der Heckfenster und sah unten die See steigen und fallen. Zwei alte Schiffe. Er dachte an den Hafen, wo er sich von Catherine verabschiedet hatte. Auch Nelson mußte diese Stufen benutzt haben. Eines Tages würden sie sich treffen, das war unvermeidlich. Inch hatte ihn getroffen, und Adam hatte oft mit ihm gesprochen. Er lächelte in sich hinein. Unser Nel … Hinter der Tür wurde geflüstert. Keen meldete:
»Phaedra
ist in Sicht, Sir Richard.«
»Gut. Wenn wir Glück haben, können wir sie noch vor dem Abend auf den Weg schicken.«
Bolitho legte seinen goldbetreßten Rock ab und setzte sich an den Tisch. »Ich schreibe jetzt meine Befehle, Mr. Yovell. Sagen Sie Ihren Gehilfen, sie sollen für jeden Kommandanten eine Kopie ausfertigen.«
Die frische Tinte glitzerte in der Sonne.
»Nach Erhalt dieses begeben Sie sich auf schnellstem Wege zu
…«
Ob richtig oder falsch, die Zeit zum Handeln war endlich gekommen.
Herrick saß groß und breit in der Kajüte der
Hyperion
und hielt mit beiden Händen einen Becher Limonade.
»Ein sonderbares Gefühl.« Er schlug die Augen nieder.
»Warum eigentlich?«
Bolitho wanderte umher und entsann sich seiner eigenen Gefühle, als der Ausguck im Morgenlicht die
Benbow
und ihre zwei Begleiter gesichtet hatte. Er verstand Herrick: Sie waren zwei Männer, die sich wie passierende Schiffe auf See gegenseitig anzogen. Nun war er hier, und nicht einmal die kühle Begrüßung zwischen Herrick und Keen konnte seine Erleichterung beeinträchtigen. Er sagte: »Ich habe mich entschlossen, mit dem vereinigten Geschwader nach Westen zu steuern, Thomas.«
Herrick sah hoch, aber sein Blick schien von dem eleganten Weinschränkchen in der Ecke der Kajüte angezogen zu werden. Wahrscheinlich erkannte er Catherines Geschenk.
»Ich bin nicht sicher, daß es richtig ist.« Er zuckte die Achseln.
»Doch wenn man
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