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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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uns ruft, Nelson zu unterstützen, dann ist es um so besser, je näher wir der Straße von Gibraltar sind.« Das hörte sich nicht sehr überzeugt an. »Wenigstens können wir dem Feind entgegentreten, wenn er uns in der Straße konfrontiert.«
    Bolitho lauschte dem Trampeln der Füße, als die Wache die Kreuzbrassen bemannte, um wieder einmal über Stag zu gehen. Acht Linienschiffe, eine Fregatte und eine kleine Korvette. Das war nicht gerade eine Flotte, doch er war so stolz auf sie, wie man nur sein konnte. Ein Schiff fehlte noch, die kleine erbeutete Fregatte
La Mouette,
die Herrick weiter nach Norden entsandt hatte, um von der Küstenschifffahrt Informationen einzuholen.
    Herrick sagte: »Wenn die Franzosen sich nicht herauswagen, bleiben wir über ihre Angriffspläne im Ungewissen. Was dann?« Er winkte Ozzard weiter, als der ihm ein Tablett mit Rotwein anbot. »Ich würde Limonade vorziehen.«
    Bolitho wandte sich um. Lag es wirklich an Herricks Durst, oder war sein Vorurteil gegen Catherine schon so groß, daß er nichts aus ihrem Schränkchen annehmen wollte? Er bemühte sich, den Gedanken als kleinlich zu verdrängen, aber er blieb hartnäckig haften.
    Laut sagte er: »Wir segeln in zwei getrennten Abteilungen, Thomas. Bei günstigem Wetter halten wir etwa zwei Meilen Abstand. Das gibt unseren Ausguckposten einen besseren Überblick und uns einen erweiterten Horizont. Wenn der Feind in unsere Richtung kommt, werden wir rechtzeitig gewarnt.«
    Herrick wechselte das Thema; er fragte abrupt: »Was wirst du tun, wenn wir erst wieder nach Hause kommen?« Verlegen scharrte er mit den Füßen, »Dein Leben mit einer anderen teilen?« Bolitho balancierte ein leichtes Schwanken des Schiffes aus.
    »Ich teile nichts, Catherine
ist
mein Leben.«
    Die blauen Augen fixierten ihn eigensinnig. »Dulcie meint, daß du es noch bedauern wirst.«
    Bolitho schaute zum Weinschränkchen mit dem gefalteten Fächer hin. »Man schwimmt entweder mit dem Strom, Thomas, oder gegen ihn.«
    Herrick runzelte die Stirn, als Ozzard mit einem frischen Becher Limonade hereintrottete. »Unsere Freundschaft bedeutet mir eine Menge. Aber sie gibt mir auch das Recht, meine Ansicht zu äußern. Ich werde niemals diese -«, er leckte sich die Lippen, »diese Dame akzeptieren.«
    Bolitho nickte betrübt. »Dann hast du deine Wahl getroffen, Thomas.« Er setzte sich und wartete, bis Ozzard sein Glas wieder gefüllt hatte. »Oder haben es andere für dich getan?«
    Als Herrick ärgerlich auffuhr, schloß er: »Vielleicht wird ja der Feind über unsere Zukunft entscheiden. Hier hast du
meine
Ansicht, Thomas: Möge der beste Mann gewinnen.« Er hob sein Glas.
    Herrick stand auf. »Wie kannst du darüber scherzen!«
    Die Tür ging auf, und Keen spähte herein. »Das Boot des Konteradmirals wartet, Sir Richard.« Er schenkte Herrick keinen Blick. »Der Seegang wird gröber, deshalb dachte ich …«
    Herrick nahm seinen Hut auf. Dann wartete er, bis sich Keen zurückgezogen hatte, und sagte heiser: »Wenn wir uns wiedersehen …«
    Bolitho streckte die Hand aus. »In Freundschaft?«
    Herrick packte sie, sein Händedruck war so fest wie eh und je. Er erwiderte: »Aye, die kann nichts zerbrechen.«
    Bolitho lauschte dem Trillern, als Herrick von Bord ging, um über das zunehmend rauhe Wasser zu seinem Flaggschiff gerudert zu werden.
    In der anderen Tür trödelte Allday und wischte mit einem Putzlappen den alten Degen blank.
    Bolitho bemerkte müde: »Man sagt, Liebe macht blind, alter Freund. Aber mir kommt es vor, als ob eher diejenigen, die Liebe nie gekannt haben, die Blinden sind.«
    Allday lächelte und hängte den Degen wieder an die Wand. Wenn es Krieg und die Drohung eines blutigen Gefechts brauchte, damit Bolithos Augen wieder leuchteten, dann sollten sie eben kommen.
    Er begann träumerisch: »Ich kannte einmal ein junges Ding …«
    Bolitho lächelte und dachte an die Überlegungen, mit denen er seine Befehle ausgefertigt hatte.
    Vereint handeln.
    Das klang wie eine Grabinschrift.

Kriegsartikel
    Dichter Nebel hüllte die Fregatte
La Mouette
ein. Der Ausguck konnte nur wenige Meter nach allen Richtungen sehen, und von Deck aus blieben die Maststengen und die schlaffen Toppsegel unsichtbar. Es wehte zwar eine träge Brise, aber der Nebel hielt mit dem Schiff Schritt und täuschte Stillstand vor.
    Gelegentlich hallte die körperlose Stimme des Lotgasten nach achtem. Das Wasser war tief genug, doch wenn der Nebel sich plötzlich hob, konnte das

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