Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
der
Hyperion
auf, dem in der Höhe sich kräuselnden Wimpel.
    »Stimmt, Val. Ich wünsche ihm viel Glück.« Er stockte. »Wenn Männer wie Sir Piers Blachford jetzt endlich Interesse zeigen, wird Adams Navy vielleicht eine bessere werden als unsere.«
    Er sah der Brigg nach, bis sie nur noch ihr Heck zeigte. In zwei Wochen würde
Firefly
in England sein. Keen ging, als Bolitho an der Windseite des Achterdecks seinen Spaziergang aufnahm. Im offenen weißen Hemd, mit dem wehenden Haarschopf, sah er nicht wie ein Admiral aus.
    Keen lächelte. Er war auch nur ein Mann wie sie alle.
    Eine Woche später sichtete die Fregatte
Tybalt
den im Auftrag der Admiralität segelnden Schoner
Lady Jane
und benachrichtigte sofort das Flaggschiff.
    Der Wind ließ sich gut an, hatte aber beträchtlich gedreht, so daß der forsche Schoner mehrere Stunden kreuzen mußte, bevor Signale ausgetauscht werden konnten. Bolitho und Keen sahen vom Achterdeck aus die weißen Segel des Schoners in den Wind schießen, während Jenours Signalgasten eine Antwort aufheißten. Jenour berichtete aufgeregt: »Sie kommt mit Depeschen von Gibraltar, Sir Richard.«
    »Das müssen aber dringende Nachrichten sein«, bemerkte Keen. »Der Schoner gibt sein Letztes her.« Er wies Parris an: »Machen Sie klar zum Beidrehen, wenn’s beliebt.«
    Die Trillerpfeifen jagten Trupps von Männern an Deck, wo sie von den Decksoffizieren gemustert wurden. Bolitho betastete sein Auge. Seit Piers Blachfords Abreise hatte es ihn kaum gestört. War es möglich, daß es sich trotz dessen ungünstiger Prognose besserte?
    »
Lady Jane
hat beigedreht, Sir Richard. Sie lassen ein Boot zu Wasser.«
    Jemand kicherte. »Meine Güte, der Kommandant sieht ja aus, als wäre er zwölf Jahre alt.«
    Das kleine Boot glitt flott über die schwach atmende Dünung.
    Bolitho war in seiner Kajüte gewesen, als der Ausguck das erste
Tybalt-Signal
gemeldet hatte, und hatte neue Befehle für Herrick und dessen Kommandanten verfaßt:
Teilt das Geschwader, zögert nicht länger.
    Jetzt blickte er gespannt zur Relingspforte. War es unrecht, die Langeweile zu verfluchen, wenn die Alternative ein plötzlicher Tod sein konnte? Was, wenn das Boot nur eine weitere nichtssagende Depesche brachte? Er unterdrückte seinen Ärger. In Gottes Namen, inzwischen sollte er sich daran gewöhnt haben.
    Der Kommandant der
Lady Jane,
ein rotbäckiger Leutnant namens Edwards, kletterte an Bord und sah sich um, als säße er in der Falle. Keen trat vor. »Kommen Sie mit nach achtern, Sir. Der Admiral will mit Ihnen sprechen.«
    Bolitho starrte überrascht eine zweite Person an, die ohne große Umstände, nur begleitet vom Grinsen der Matrosen, im Bootsmannstuhl an Bord geholt wurde. »Sir Piers! Wie ich sehe, konnten Sie sich doch nicht von uns trennen.«
    Sir Piers Blachford hob warnend die Hand, als ein Seemann fast seinen Instrumentenkasten fallen ließ. Dann sagte er schlicht: »Ich kam nur bis Gibraltar. Dort erfuhr ich, daß die Franzosen sich mit ihren spanischen Verbündeten in Cadiz vereinigt haben. Da sich nicht absehen ließ, wann ich nun die Flotte erreichen würde, habe ich mich entschlossen, mit dem Schoner hierher zurückzukehren.« Er lächelte sanft. »Natürlich mit dem Segen der Behörden, Sir Richard.«
    Keen meinte skeptisch: »Bei uns bekommen Sie höchstens einen Sonnenstich oder Durst, Sir Piers.« Dann sah er, wie die Nachricht Bolitho verändert hatte, wie die dunkelgrauen Augen plötzlich aufleuchteten.
    In der Kajüte schlitzte Bolitho den dicken Leinwandumschlag selbst auf. Die Geräusche des Schiffes schienen auf einmal zu verstummen, als ob auch
Hyperion
den Atem anhielte.
    Alle umgaben ihn wie auf ihr Stichwort wartende Schauspieler: Keen, breitbeinig, das blonde Haar in einem Sonnenstrahl leuchtend. Yovell am Tisch, eine Feder noch in der Hand. Sir Piers Blachford, der sich wegen seiner Größe hingesetzt hatte, aber ungewöhnlich still blieb. Jenour neben Bolitho, der als einziger sein schnelles Atmen wahrnahm. Und Leutnant Edwards, der mit seinem Schoner die Nachrichten aus Gibraltar gebracht hatte und nun dankbar einen Humpen Wein leerte, den ihm Ozzard in die Hand drückte.
    Und natürlich Allday. War es Zufall oder Absicht, daß er sich bei der Wandhalterung mit den zwei Degen aufhielt?
    Bolitho erklärte den Aufhorchenden: »Nelson holte vergangenen Monat seine Flagge ein und kehrte nach Hause zurück, nachdem es ihm nicht gelungen war, die Franzosen zum Kampf zu stellen.« Er

Weitere Kostenlose Bücher