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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der heruntergefallenen Takelage getroffen zusammen. Aus dem Großmast der
Hyperion
bellten die Drehbassen und fegten eine Anzahl Spanier hinweg, die sich auf die Enternetze schwangen.
    Keen brüllte: »Wir haben kein Ruder mehr im Schiff, Sir Richard! Müssen sehen, daß wir den hier loswerden. Der andere Zweidecker hat sich auch an ihm verfangen.«
    Drei Schiffe, ineinander verkeilt. Dennoch wagten sie jetzt nicht, in das längsseit liegende Schiff zu feuern. Denn es bedurfte nur einer glimmenden Kartusche, um beide, Freund und Feind, in ein Flammenmeer zu verwandeln.
    »Räumt die Unterbatterie, Val, schließt die Pforten! Ich brauche jede Hand hier oben!«
    Mit nackten, von Pulverrauch geschwärzten Oberkörpern quollen sie herauf, um Major Adams Seesoldaten beizustehen. Gemeinsam gingen sie gegen die Angreifer vor.
    Keen warf die Scheide fort und wog seinen Degen in der Hand. Er schaute im treibenden Rauch nach seinen Leutnants aus.
    »Und wo ist mein verdammter Bootssteurer?« Seine Miene erhellte sich, als Tojohns auf ihn zurannte, mit hoch erhobenem Entersäbel, um die anderen Seeleute im Getümmel nicht zu verletzen.
    »Hier, Sir!«
    Jetzt kam auch Allday. »Zur Stelle, Sir!«
    Keens Augen suchten den Ersten Leutnant an der Reling.
    »Bleiben Sie hier, Mr. Parris, und verteidigen Sie das Achterdeck!« Sein Blick streifte Bolitho, es war wie ein Händedruck zum Abschied.
    Dann rannte auch er auf dem Steuerbord-Seitendeck nach vorn, wo der Feind herüberkletterte. Leutnant Lovering deutete mit seinem Degen. »Nach vorn auf die Back, ihr Burschen!« brüllte er. Doch mitten im Sprung stürzte er zu Boden, der Degen baumelte noch an seinem Handgelenk. Ein verborgener Scharfschütze hatte sein Ziel gefunden.
    Dacie, der einäugige Bootsmannsgehilfe, war schon auf der Galion im Handgemenge. Er schwang sein furchtbares Enterbeil. Drei Spanier hatte er bereits niedergehauen, ehe einige Seesoldaten ihm beisprangen. Sie stachen mit ihren Bajonetten durch die Netze und schleuderten die Feinde beiseite, die sich wie Fliegen in einem Spinngewebe verfangen hatten.
    Wieder krachten die Drehbassen im Großmast. Einige spanische Seeleute, die als erste zu entern versuchten, wurden von ihrem tödlichen Hagel umgemäht. Die sich bereits auf
Hyperion
befanden, fielen zurück. Einer warf seinen Entersäbel fort, als ihn die Soldaten in eine Ecke drängten, aber für Pardon war es zu spät. Rauch trieb übers Deck, und dahinter sah man nur noch Leichen. Triumphierende Seesoldaten erfochten sich ihren Weg auf das Deck des spanischen Schiffes.
    Jenour stand mit gezogenem Degen neben Bolitho, das Gesicht so bleich wie das eines bereits Toten. Er schrie: »Zwei Spanier haben die Flagge gestrichen, Sir Richard!«
    Trotz des Klirrens von Stahl und dem Knallen der Gewehre hörte man schwache Jubelrufe von einem anderen Schiff und, so kam es Bolitho vor, auch Trommeln und Pfeifen.
    Er stieg auf die Poopleiter, rieb sich die Augen und spähte durch den alles verhüllenden Rauch. Mit Mühe konnte er die
Obdurate
erkennen, nun völlig entmastet und neben dem spanischen Zweimaster liegend, mit dem sie zusammengestoßen war. Doch über dem Spanier wehte jetzt die britische Flagge, und Bolitho vermutete, daß es Kapitän Thynnes Männer waren, die da jubelten.
    Dann sah er
Benbow
sich an einem anderen schwer mitgenommenen Spanier vorbeischieben und ihm eine langsame Breitseite versetzen. Masten fielen wie gefällte Bäume, aber Herricks Flagge flatterte über dem Rauch, spöttisch und heiter im Sonnenlicht.
Hyperion
hatte ihnen den Weg freigemacht, wie es Naylor vorausgesagt hatte.
    Allday schrie: »Da – paßt auf!«
    Bolitho drehte sich um und sah eine Gruppe spanischer Seeleute das Seitendeck erklettern. Bevor es jemand merkte, hatten sie die Netze zerschnitten. Sie mußten an den Großrüsten emporgeklettert sein wie Geschöpfe, die aus dem Wasser kamen.
    Bolitho zog seinen Degen. Diese Spanier hatten überhaupt keine Chance, wenn ihnen nicht der andere Zweidecker zu Hilfe kam. Doch den nahm jetzt einer aus Bolithos Geschwader, wahrscheinlich Crusader, unter Feuer und bestrich ihn mit einer Breitseite von hinten bis vorne. Rauch und Trümmer wirbelten in die Luft und flogen sogar bis auf die Decks der Hyperion.
    Hier aber wurde kräftig gefochten. Ein Leutnant führte die kleine Gruppe der Spanier an. Als er Bolitho erblickte, zückte er seinen Degen und machte einen Ausfall. Jenour behauptete seinen Platz, aber der Spanier war ein guter

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