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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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einander zuzwinkerten. »Aye, aye, Sir Richard.«
    Bolitho dachte an den entsetzten kleinen Fähnrich und an Jenour, der es mehr als das Gefecht fürchtete, seine Angst zu zeigen.
    »Nun, Naylor, dort ist der Feind. Was sagst du dazu?«
    Naylor musterte den nächststehenden Spanier mit seinen imposanten Flaggen und Wimpeln, von denen einige beim Auswehen fast das Wasser berührten. »Ich denke doch, daß wir mit denen fertig werden, Sir Richard.« Er nickte nachdrücklich.
    »Wir müssen den Weg für die anderen freimachen.«
    Seine Kameraden brachen in Hochrufe aus, und Bolitho kletterte von der Lafette. Er fürchtete, daß sein Auge eben diesen Moment wählen könnte, ihn im Stich zu lassen.
    Naylor war nur ein einfacher Seemann, der, wenn er diesen Tag überlebte, wahrscheinlich in einer anderen Schlacht sterben würde, bevor er ein Jahr älter war. Plötzlich fielen ihm das große Haus in London und Belindas beißende Worte ein. Wie borniert sie doch war … »Das werden wir auch.« Er nickte Naylor zu und ging davon.
    »Kapitän Keen!« Wieder schien die Zeit für beide stillzustehen. Dann sagte Bolitho sachlich: »Kursänderung drei Strich nach Steuerbord. Steuert Nord zu West!«
    Er winkte Jenour. »Jetzt. Ausführungssignal!«
    Auf Herricks Flaggschiff schien man nur auf diesen Augenblick gewartet zu haben. Sobald die Flaggen niedergeholt wurden, drehte
Benbow
auch schon aus ihrer Reihe, als ob sie allein eine Attacke gegen den Feind führen wolle.
    Keens Augen waren überall zugleich. Von Parris angespornt, hievten die Seeleute an den Brassen, während andere dem mächtigen Großsegel Lose gaben und sich die Rahen knarrend drehten. Der Wind drückte das Schiff zur anderen Seite, das Deck neigte sich hinüber, und Penhaligon stellte sich breitbeiniger hin. Im Nu war Keen am Kompaß. »Stützruder! Recht so, laß laufen!«
    Die Segel donnerten protestierend. Der Besan killte von oben bis unten, es schien ihn zerreißen zu wollen. Dann füllte sich die Leinwand und wurde prall. Sie lagen nun hart am Wind, höher ging es nicht. Den Spaniern mußte es so vorkommen, als ob alle ihre Segel mittschiffs standen und sich überschnitten.
    Bolitho hielt sich an der Reling fest und sah zum Feind hinüber. Irgend jemand schoß, aber die Netze über der Kühl und das riesige Großsegel verdeckten das Mündungsfeuer.
    Benbow
lief mit
Hyperion
auf Parallelkurs, kaum drei Kabellängen entfernt. Die Schiffe hinter ihnen wendeten ebenfalls in Folge, während
Tybalt
hastig aufkreuzte, um ihre Position als letzte in der Reihe einzunehmen.
    Keen rief bewegt: »Bei Gott, das hat die Dons überrascht!«
    Das spanische Flaggschiff schien jetzt von Hyperions Backbordseite wegzustreben, während zwei andere Spanier ihm wie bisher folgten. Bolitho befahl: »Laden und ausrennen, Kapitän Keen!«
    Der Befehl wurde wiederholt und weitergegeben. Kaum eine Minute verging, da blickte jeder Geschützführer nach achtern und hob die geballte Faust über den Kopf.
    »Alles geladen, Sir!«
    »Öffnet die Pforten!«
    Laut quietschend rollten die Kanonen vor die Öffnungen in der Bordwand. An der tieferliegenden Leeseite schien die See bis zu den Mündungen heraufzulecken.
    Das Deck der
Hyperion
erbebte, als die ihr am nächsten stehenden feindlichen Schiffe Feuer eröffneten. Doch das Aufdrehen der unerwartet geteilten Formation hatte den spanischen Admiral überrascht. Nun konnten die meisten seiner Stückführer ihre Ziele nicht mehr auffassen. Wasserfontänen wuchsen neben
Hyperions
Bordwand empor, aber Bolitho fühlte nur einmal den Einschlag einer Kugel in den unteren Rumpf.
    »Untersegel aufgeien!«
    Die Breitfock hob sich wie ein Riesenvorhang und gab den Blick nach beiden Seiten frei. Bolitho hörte einen der Fähnriche vor Schreck nach Luft schnappen, als vor ihnen das Heck des nächsten Spaniers wie aus dem Nichts erschien. Plötzlich war da eine hohe, überreich geschmückte Galerie, Gewehrfeuer versprühend, und der Name
Castor
über der Heckwelle.
    Schüsse pfiffen über ihre Köpfe, die Geschützbedienungen duckten sich noch tiefer. Über ihre Gesichter rann Schweiß, während sie nach Zielen ausspähten.
    »Achtung an Backbord!« Lovering, der Zweite Leutnant, trat von den vorderen Kanonen etwas zurück. »Ziel auffassen – Einzelfeuer!«
    Keen hob seinen Degen, riß ihn herunter. »Feuer!«
    Die Backbordkarronade vorn schleuderte ihre großkalibrige Kugel mit entsetzlicher Wirkung ins Heck der
Castor.
Bolitho hörte die Detonation

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