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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sie mit schwingendem Umhang davon, bis sie die Kutsche erreichte.
    Jemand räusperte sich, es war Jenour. »Tut mir wirklich leid, Sir Richard …«
    Bolitho schnitt ihm das Wort ab. »Es ist Zeit, daß Sie erwachsen werden, Mr. Jenour.«
    Jenour eilte hinter ihm her, den Kopf noch voll von dem, was er unfreiwillig gehört und gesehen hatte.
    Auf der Pier blickte Bolitho noch einmal zurück. Die Lampen ihrer Kutsche hatten sich nicht bewegt. Sie sah ihm noch in der Dunkelheit nach.
    Er hörte, daß sich die Barkasse näherte, und fühlte sich plötzlich erleichtert. Die See forderte ihn wieder für sich.
    Am Mittag des dritten Tages auf See schritt Bolitho an Deck in Luv auf und ab. Es war ein Tag wie jeder andere, als ob nichts, nicht einmal die Wache, gewechselt hätte. Er beschattete seine Augen, um nach dem Wimpel an der Mastspitze zu schauen. Der Wind war stetig wie zuvor und schob eine lange, gleichmäßige Dünung vor sich her. Er hörte den Rudergänger: »Recht so, wie sie geht, Sir, Südwest zu West!« rufen und wußte, daß es mehr zu seiner Information gedacht war als für den Wachoffizier.
    In der langen Dünung lüftete
Hyperion
wiegend ihr Heck und ließ die Bugwelle an ihrer Bordwand entlangrauschen. Hoch oben arbeiteten die Toppgasten mit gebräunten Oberkörpern, die sich vom Sonnenbrand häuteten. Die Arbeit hörte nie auf: spleißen, neue Leinen einscheren, Tauwerk teeren oder die Boote mit Wasser füllen, damit sich ihre Nähte in der Tropensonne nicht öffneten.
    Bolitho merkte, daß der Wachoffizier ihn anstarrte, und suchte sich an alles über ihn zu erinnern. Vernon Quayle war Vierter Leutnant der
Hyperion,
und wenn man ihn nicht kontrollierte oder im Kampf nicht tötete, würde er sich, einmal fest im Sattel, zu einem Tyrann entwickeln. Er kam aus einer Marinefamilie, sah gut, aber übellaunig aus, war zweiundzwanzig und von vorschneller Wesensart. Seit sie England verlassen hatten, waren bereits drei Mann seiner Division ausgepeitscht worden. Haven sollte da wirklich ein Machtwort sprechen. Vielleicht hatte er es schon getan? Aber der Kommandant und sein dafür zuständiger Erster schienen nur selten miteinander zu sprechen.
    Bolitho stellte sich an die Querreling des Achterdecks und blickte in die Kühl, sozusagen den Marktplatz jedes Kriegsschiffes. Der Segelmacher und seine Gehilfen rollten unten geflickte Tuchbahnen ein und legten Handschuh und Nadeln fort. Aus dem Kombüsenschornstein kam der widerliche Geruch gekochten Schweinefleisches. Wie man so was in dieser Hitze essen konnte, war Bolitho schleierhaft. Er schmeckte noch Ozzards starken Kaffee auf der Zunge. Seit dem Verlassen von English Harbour hatte er kaum etwas zu sich genommen. Aus Sorge, Überlastung oder wegen seiner Schuldgefühle Catherine gegenüber?
    Leutnant Quayle salutierte. »Upholder ist auf Station, Sir Richard, der Ausguck meldet sie uns alle halbe Stunde.« Es hörte sich an, als wolle er hinzufügen: »Wenn nicht, geht’s ihm schlecht.«
    Upholder steckte recht voraus schon mit dem Rumpf unterm Horizont, sie mußte als erste Thor am Treffpunkt sichten. Bolitho hatte die Brigg wegen ihres jungen Kommandanten als Vorhut losgeschickt. William Trotter war ein aufmerksamer Mann aus Devon, der ihn bei ihren wenigen Begegnungen durchaus beeindruckt hatte. Er brauchte sowohl Kommandanten mit Köpfchen als auch gute Ausguckleute, wenn vom ersten Insichtkommen so viel abhing.
    Tetrarch
stand etwas luvwärts, bereit vorzustoßen und einzugreifen, wenn nötig, und die dritte Brigg,
Vesta,
segelte weit hinten. Sie sollte sicherstellen, daß ihnen kein wißbegieriger Fremder folgte. Bisher hatten sie nichts gesehen. Es war, als ob irgendeine Warnung die See leergefegt hätte. Morgen würden sie dem Festland nahe genug sein, um es vom Masttopp aus zu sichten.
    Bolitho hatte mit dem Segelmeister der
Hyperion
gesprochen, mit Isaac Penhaligon. Haven konnte sich glücklich schätzen, einen solch erfahrenen Mann an Bord zu haben. Penhaligon kam aus Cornwall, man hatte ihn im zarten Alter von sieben Jahren als Schiffsjungen abgeschoben, und er war seitdem selten an Land gewesen. Jetzt war er um die Sechzig, mit einem lederfarbenen, faltigen Gesicht und blitzenden Augen, die einem Jüngeren zu gehören schienen. Er war auf einem Postschiff gefahren, hatte auf Ostindienfahrern gedient und schließlich, wie er es ausdrückte, als Steuermann des Königs Rock angezogen. Sein Wissen über die Eigenarten aller sieben Meere war schwer zu

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