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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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fand?
    Jenour sagte schlicht: »Ich bin nicht so unverschämt und sage, was ich denke, Sir Richard. Aber
ich
würde mein Letztes geben, wenn Sie es mir befehlen.«
    Bolitho entspannte sich und klopfte ihm auf die Schulter. »Man sagt, daß der Glaube Berge versetzen kann, Stephen!«
    Jenour stockte der Atem. Bolitho hatte ihn mit Vornamen angeredet. Ein Versehen?
    Bolitho sagte weiter: »Wir lassen uns vor der Abenddämmerung auf
Thor
übersetzen, Stephen. Es muß schnell gehen, denn wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
    Es war also doch kein Versehen! Jenour stotterte gerührt: »Ihr Bootssteurer wartet draußen, Sir Richard.«
    Er sah Bolitho durch die Kajüte schreiten und erschrak, als der Admiral mit einem Stuhl kollidierte, den Haven verrückt haben mußte. »Geht es Ihnen gut, Sir Richard?«
    Er wich zurück, als Bolitho herumfuhr. Doch stand kein Ärger in dessen Gesicht. »Mein Auge stört mich ein bißchen, aber es ist nichts weiter. Schicken Sie jetzt Allday rein.«
    Doch Allday hastete schon an Jenour vorbei. »Jetzt muß ich meinen Spruch aufsagen, Sir Richard! Wenn Sie auf die Bombarde übersteigen …« Er spuckte das Wort fast aus. »Dann will ich bei Ihnen sein, wie immer. Und sonst schert mich nichts, mit Verlaub, Sir Richard.«
    Bolitho entgegnete: »Du hast wieder mal getrunken, Allday.«
    »Ein bißchen, Sir, nur ein paar Kleine, bevor wir von Bord gehen, zusammen natürlich.« Er legte den Kopf schräg wie ein zottiger Hund. »Wir gehen doch zusammen, nicht wahr, Sir?«
    Die Antwort fiel ihm überraschend leicht. »Ja, alter Freund, wir gehen zusammen – wieder mal.«
    Allday betrachtete ihn ernst, er ahnte etwas. »Was is’ los, Sir?« Bolitho sagte zögernd wie zu sich selbst: »Fast hätte ich es dem jungen Jenour erzählt: Ich fürchte mich entsetzlich, blind zu werden.«
    Allday befeuchtete sich die Lippen. »Der Junge sieht in Ihnen so was wie einen Helden, Sir.«
    »Du nicht?« Aber keiner von beiden lächelte.
    Allday machte sich Vorwürfe, daß er nicht zur Stelle gewesen war, als er gebraucht wurde. Obendrein ärgerte er sich, wenn er Haven mit Kapitän Keen oder mit Herrick verglich. Er sah sich in der Kajüte um, wo sie soviel miteinander geteilt und auch verloren hatten. Jetzt hatte Bolitho niemanden, mit dem er teilen konnte. Unten, in den Mannschaftsdecks, dachten sie, der Admiral brauche sich nichts zu wünschen, er hätte alles. Aber bei Gott, das war es gerade, er hatte nichts … Allday meinte: »Ich weiß, es ziemt mir nicht, es auszusprechen, aber …«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Wann hat dich das jemals abgehalten?«
    Allday blieb hartnäckig. »Ich weiß eben nicht, wie man es in der Sprache der Offiziere ausdrückt, Sir.« Er holte tief Atem.
    »Aber Käpt’n Havens Frau kriegt ein Baby, wahrscheinlich hat sie es jetzt schon. Würde mich nicht wundern.«
    »Na und, Mann?« drängte Bolitho.
    Allday mußte nach Luft schnappen, als er die Ungeduld in den grauen Augen sah. »Er glaubt, daß ein anderer der Vater ist.«
    Bolitho war überrascht, was Allday wußte.
    »Ich verstehe.«
    Es war das alte Lied: ein Schiff auf See, eine gelangweilte Ehefrau und ein passender Liebhaber. Ausgerechnet Allday mußte ihn daraufbringen.
    Bolitho betrachtete ihn nachdenklich. Wie hätte er ihn zurücklassen können? Welch ein Paar sie abgaben! Der eine durch einen spanischen Säbelhieb verwundet, der andere langsam erblindend.
    Er sagte: »Ich muß Briefe schreiben.«
    Er sah Cornwall im späten Oktober vor sich: grauer Himmel und die leuchtenden Farben des Herbstlaubs. Axthiebe auf den Feldern, wo sich die Farmer nun Zeit nahmen, ihre Zäune und Tore zu reparieren. Die ältliche Heimwehr exerzierte auf dem Platz vor der Kirche, in der Bolitho geheiratet hatte.
    Allday schob sich sachte in Ozzards Anrichte. Er wollte den kleinen Mann bitten, für ihn einen Brief an die Wirtstochter in Falmouth zu schreiben. Doch Gott allein wußte, ob sie ihn jemals erhalten würde.
    Er dachte an Lady Belinda und den Tag, als man sie in der umgekippten Kutsche gefunden hatte. Und an die andere namens Catherine, die ihre Liebe zu Bolitho bewahrt hatte. Eine gutaussehende Frau, aber mit dem Teufel im Leib. Er grinste. Eben eine Seemannsbraut, egal welche Flagge sie an ihrer Rahnock zeigte. Wenn sie nur die Richtige für Bolitho war, allein das zählte.
    Allein am Schreibtisch sitzend, legte sich Bolitho das Briefpapier zurecht. Sonnenlicht fiel auf die Feder. In seinem Kopf kreisten die Worte,

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