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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die er schon so oft geschrieben hatte:
Meine liebste Belinda …
Mittags machte er seinen Spaziergang an Deck. Als Ozzard die Kajüte betrat, um aufzuräumen, erblickte er das Briefpapier und daneben die Feder.
    Keines von beiden war benutzt worden.

Im Krieg gibt es keine Neutralität
    Das Übersetzen von der
Hyperion
zum Mörserschiff
Thor
verlief kurz vor Sonnenuntergang ohne Zwischenfälle. Männer, Waffen und zusätzliche Munition wurden ebenfalls hinübergerudert. In der hohen Dünung stiegen und fielen die Boote so stark, daß sie zwischen den Wellenkämmen fast verschwanden.
    Bolitho stand auf dem Achterdeck, während
Hyperion
mit killenden Segeln beigedreht lag, und bewunderte wieder einmal die elementare Schönheit des Sonnenuntergangs. Die lange, schwingende Dünung glühte wie rauhe Bronze, die Boote und ihre Ruderer schienen vergoldet. Sogar die Gesichter um ihn herum sahen in diesem Licht unwirklich aus.
    Nachdem zwei von
Hyperions
Booten mit dreißig Mann sicher abgelegt hatten, machte Bolitho in einer Jolle die letzte Überfahrt. Kaum hatte er die
Thor
erreicht, schwangen die Rahen der
Hyperion
herum. Ihre Silhouette schrumpfte, als sie abdrehte und im letzten Sonnenlicht den beiden Briggs nachsegelte.
    Wenn Commander Ludovic Imrie sich durch die Anwesenheit des Admirals an Bord seines bescheidenen Schiffes bedrängt fühlte, zeigte er es jedenfalls nicht. Es überraschte ihn jedoch, als Bolitho seine Epauletten ablegte und vorschlug, daß Imrie als Kommandant der
Thor
seinem Beispiel folge. »Ihre Leute kennen Sie gut genug«, meinte er dazu. »Und ich wette, daß sie auch mich kennen, wenn erst alles vorbei ist.«
    Bolitho verdrängte
Hyperion
und alles andere aus seinen Gedanken, als sie sich La Guaira näherten. Auch an Bord stieg die Spannung, sobald
Thor noch
mehr Segel setzte und die unsichtbare Küste ansteuerte. Stunde auf Stunde verging. Von den Rüsten vorne, wo zwei Mann ständig loteten, kamen unterdrückte Rufe. Was sie aussangen, wurde sorgsam mit der Seekarte und den Notizen verglichen, die sich Bolitho nach seinem Gespräch mit Kapitän Price gemacht hatte.
    Der plumpe Leichter an der Schleppleine wurde unablässig ausgepumpt; es war ein Wettlauf mit der Zeit, der, wie Imrie zugab, innerhalb weniger Stunden nach Verlassen des Hafens begonnen hatte. Jede steile See drohte, ihn zu überfluten. Der Verlust des Leichters aber, der die schweren Mörser der
Thor
und ihre Bedienungen trug, hätte eine Katastrophe bedeutet.
    Bolitho streifte ruhelos auf dem engen Achterdeck umher und hielt sich das Land vor Augen, wie er es am Spätnachmittag gesehen hatte. Er hatte sich noch einmal aufgerafft und war aufgeentert, diesmal in den Großmast. Von da oben hatte er im zunehmenden Dunst die charakteristischen Landmarken von La Guaira, die weite, blaugraue Kette der Caracasberge und weiter westlich davon die sattelförmigen Gipfel der Silla de Caracas erblickt. Penhaligon konnte auf seine Navigation wirklich stolz sein.
    Allday war Bolitho kaum von der Seite gewichen, seit sie an Bord gekommen waren. Jetzt hörte Bolitho seinen unruhigen Atem und das Trommeln seiner Finger am Griff des schweren Entermessers. Bolitho betastete die ungewohnte Form des eigenen Gehänges. Er hoffte, daß Allday seinen Entschluß, den alten Familiendegen auf Hyperion zurückzulassen, verstand. Er hatte ihn schon einmal beinahe verloren. Allday würde annehmen, er hätte ihn nur deshalb bei Ozzard gelassen, weil er nicht an seine Rückkehr glaubte. Immerhin handelte es sich um ein Unternehmen auf feindlichem Territorium. Und eines Tages sollte Adam den Degen tragen. Er durfte nie wieder in Feindeshand fallen.
    Später, in Imries kleiner Kajüte und hinter den geschlossenen Läden der Heckfenster, hatten sie eingehend die Seekarte studiert.
Thor war
gefechtsklar, aber ihre Chance würde erst kommen, wenn der erste Teil des Plans gelang.
    Bolitho griff die Untiefen und die Fahrwasserwindungen mit dem Zirkel ab, wie es wohl auch Price getan hatte, ehe sein Schiff hier auf Grund lief. Die anderen standen dicht um ihn herum: Imrie und sein Segelmeister, Leutnant Parris und der Zweite Leutnant, der den Angriff decken sollte.
    Der Admiral überlegte, ob Parris sich wohl fragte, warum das Auspeitschen auf Havens Befehl hin aufgeschoben wurde. Und weshalb Haven darauf bestanden hatte, die beiden Delinquenten mit den dreißig anderen von Bord zu schicken. Vermutlich meinte er, alle schlechten Eier gehörten in einen Korb.
    Bolitho

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