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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gebraucht. Die Fahrzeuge mit dem spanischen Schatz waren durch die gefährlichen Gewässer zu eskortieren, bis sie auf Sir Peter Folliots Geschwader stießen oder genügend freien Seeraum erreicht hatten, um für sich selbst zu sorgen. Bolitho hätte lieber gewartet, bis sein eigenes kleines Geschwader eintraf, aber der Wetterumschlag verzögerte dies.
    Er trat beiseite und massierte im milden Licht der Laternen sein Auge. Seit dem törichten Test mit dem Sonnenlicht schmerzte es. Oder bildete er sich das bloß ein? Jedenfalls war er froh, wieder an Bord seines alten Schiffes zu sein. Somervell hatte das angedeutet, als Bolitho sich verabschiedete.
    Der Generalinspekteur hatte erklärt, daß auch er und seine Frau nach dem Abgang des Goldtransports die Insel verlassen würden. An Bord eines großen Indienfahrers, den man täglich erwartete. Persönlicher Komfort wurde bei Somervell großgeschrieben. Bolitho bekam die andere Seite des Mannes zu sehen, als er ihn bat: »Ich würde mich gern auch von Lady Somervell verabschieden.«
    »Unmöglich. Sie ist nicht mehr hier.« Somervell war seinem Blick herausfordernd begegnet. Bolitho konnte sich gut vorstellen, wie die gleichen kalten Augen bei Tagesanbruch über den Lauf einer Duellpistole zielten. Allerdings wußte man, daß er für derartige Abrechnungen den Degen vorzog.
    Antigua war eine kleine Insel. Wenn Kate gewollt hätte, wäre es ihr leicht gefallen, ihn noch einmal zu sehen. Es sei denn, Somervell wäre des Katz-und-Maus-Spiels müde geworden und hätte es verhindert. Wie auch immer, es tat nichts mehr zur Sache. Es klopfte, und Leutnant Lovering, der Offizier vom Dienst, trat ein. »Verzeiht, Sir Richard«, sein Blick wechselte zwischen Bolitho und Haven hin und her, »aber es ist eine Kurierbrigg gemeldet, die den Hafen ansteuert.«
    Bolitho schlug die Augen nieder. Vielleicht von England, mit Briefen von zu Hause, mit neuen Nachrichten vom Krieg. Er dachte an seinen Neffen Adam, der selber eine Kurierbrigg führte und wahrscheinlich noch immer Depeschen für Nelson beförderte.
    Das war eine andere Welt, weit weg von der Hitze und dem Fieber Westindiens.
    Haven beugte sich gierig vor. »Falls es Post für mich gibt …« Er faßte sich wieder, und Bolitho dachte daran, daß Havens Frau ein Baby erwartete.
    Er unterschrieb mehrere Briefe. Empfehlungen zur Beförderung wegen Tapferkeit, zur Versetzung auf andere Schiffe, Beileidsschreiben an Hinterbliebene. Der Leutnant zögerte. »Soll noch Post an Land, Sir Richard?«
    Bolitho sah ihn an. Lovering war der Zweite Leutnant, der ebenfalls auf seine Beförderung wartete. Wenn Parris fiel … Er verwarf den Gedanken sofort. »Ich glaube nicht.«
    Das ging ihm leicht von den Lippen. War es denn so einfach, etwas zu beenden, das ihm einst so kostbar gewesen war?
    Haven wartete, bis sich der Leutnant zurückgezogen hatte.
    »Beim ersten Tageslicht also, Sir Richard.«
    »Jawohl. Wecken Sie die Besatzung, wann Sie es für nötig halten, und teilen Sie unser Vorhaben der Obdurate und dem Hafenkommodore mit.«
    Wenn
Hyperion
nach Antigua zurückkam, würde Somervells Indienfahrer schon auf und davon sein. Würden sie sich jemals wiedersehen, auch nur zufällig?
    »Es wird den ganzen Tag in Anspruch nehmen, um aus dem Hafen zu gelangen, die Leute zu mustern und das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Alles weitere hängt dann vom Wind ab.«
    Wenn die
Ciudad de Sevilla
und ihr Geleit noch viel länger im Schutz von English Harbour blieben, konnten die Spanier oder ihre französischen Verbündeten vielleicht einen Gegenangriff versuchen, ehe das neue Geschwader eintraf.
    Allein in der Kajüte, trank Bolitho noch mehr Wein. Zwar war sein Magen leer, aber er war außerstande, das von Ozzard zubereitete Mahl zu essen. Das ächzende alte Schiff, die anscheinend alle paar Minuten gerufene Wache, die immer wieder loses Zubehör sichern und festlaschen mußte, machten ihm Schlaf unmöglich. Aber der Wein war gut, und Bolitho fragte sich, wie Ozzard ihn so kühl hielt.
    Er spielte mit der Idee, doch noch einen Brief an Catherine zu senden, ließ sie aber sofort wieder fallen. Solch ein Papier in den falschen Händen konnte sie ruinieren. Daß es seiner eigenen Karriere schaden würde, interessierte ihn nicht sonderlich.
    Er hörte das Quietschen der Pumpen, ein Zeichen des Alters der
Hyperion
und ihrer vielen Einsätze. Es war wie eine zusätzliche Mahnung.
    In seinem Lieblingssessel überfiel ihn schließlich der

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