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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Kopfes und ähnliche Zeichen, wie das bei Homer
    geschildert wird: ›Kronion sprach und nickte mit seinen dunklen Augen-
    brauen Zustimmung‹, wobei der Prophet die Rolle des Zeus übernommen
    hatte; sein Gegenstück in der Oase Siwa gab jedoch dem König ausdrück-
    lich zu verstehen, daß er, Alexander, der Sohn des Zeus sei.«

    Dies ist ein weiterer Grund, warum der Priester zu seinem Gott und
    zu Alexander in ähnlicher Weise sprach, (indem er beide »Gott Amun«
    nannte): Alexander war selbst zur Inkarnation des Gottes Amun (Zeus)
    proklamiert worden. Überdies wurde ihm versichert, ein körperlicher
    Sohn des Amun zu sein. Die Worte auf der Stele, die dem göttlichen
    Sieger offenbaren, Amun habe ihn bei der Zeugung im Ei erschaffen,
    gewinnen dadurch an Bedeutung.
    Alexander »duldete nicht nur, daß man ihn einen Sohn Jupiters
    nannte, sondem er verlangte es sogar«. »Wen aber das Glück dazu ge-
    bracht hat, sich ihm allein in die Arme zu werfen, dem verleiht es ge-
    wöhnlich mehr die Sucht nach Ruhm als die Fähigkeit, ihm auch ge-
    wachsen zu sein.«21
    Aus dem Großen Papyrus Harris, der aus der Regierungszeit von
    Ramses III. oder IV. stammt, ist bekannt, daß Verbannte regelmäßig
    nach der südlichen Oase geschickt wurden, um dort in den zum Tem-
    pelbesitz gehörenden Gärten Zwangsarbeiten zu verrichten. Von der
    Antike bis in christliche Zeiten war die südliche Oase ein Deportations-
    ort für Gesetzesbrecher gewesen. Bevor Alexander zur Oase mit ihrem
    Amun-Orakel kam, schickte er einige seiner Gegner, die von Chios her

    21 Curtius Rufus: Geschichte Alexanders des Großen, IV, vii.

    221
    zu ihm gebracht wurden, nach Heb, das von den griechischen Autoren
    als Yeb mißverstanden wurde; dies war jedoch der Name der Insel
    Elephantine im Nil; Heb dagegen war der Name der südlichen Oase.22
    Der Priester des Orakels von Amun war sehr darauf bedacht, den
    König verfügen zu lassen, daß keine Verbannten mehr in die Oasen
    geschickt wurden.
    Die Frage, die – nach Diodor – Alexander interessiert, lautete:

    »Ob ich schon Alle, die meines Vaters Mörder waren, bestraft habe, oder
    ob mir einige entgangen sind. ›Nicht doch‹, rief der Wahrsager laut, dem,
    der ihn gezeugt habe, könne ja kein Mensch jemals nach dem Leben trach-
    ten; Philipps Mörder aber habe alle die Strafe getroffen.«23

    Curtius Rufus schildert diesen Vorfall folgendermaßen (IV, vii):

    »Dann kam die dringliche Frage, ob auch alle Mörder seines Vaters schon
    die Untat gebüßt hätten. Der Priester erwiderte, seinen Vater könne kein
    Verbrechen verletzen, doch was Philippus betreffe, so habe die Strafe
    schon seine sämtlichen Mörder ereilt.«

    Ähnlich die Version, der wir bei Plutarch begegnen (XXVII von
    »Alexander«):

    »… hieß ihn der Prophet im Namen des Gottes als seines Vaters willkom-
    men. Alexander fragte, ob ihm einer der Mörder seines Vaters entronnen
    sei. Als ihn darauf der Prophet mahnte, sich unheiliger Äußerungen zu
    enthalten, er habe ja keinen sterblichen Vater, änderte er den Ausdruck
    und fragte nach den Mördern des Philippos, ob er sie alle bestraft habe…
    Nachdem der Gott ihm den Bescheid gegeben hatte … Philippos habe die
    volle Sühne erhalten.«

    Jetzt haben wir die wirkliche Bedeutung des unbeholfen übersetzten
    Satzes auf der Stele über die Bestrafung der Mörder. Es liegt kein Sinn
    in der Frage, ob Mörder bestraft werden sollen; selbst ohne Orakel
    weiß jedermann, daß sie bestraft werden müssen. Die Frage war viel-
    mehr, ob alle Mörder von Alexanders Vater bestraft worden seien, und

    22 »Der Name des Tempels oder vielmehr der Örtlichkeit, dessen Cultusmittelpunkt er
    bildete, wird unzählige Male in den Texten genannt: er lautete Heb oder Hib.« Brugsch: Reise nach der Großen Oase., S. 19 und 25 ff. Vergleiche auch das Kapitel »The Great Oasis as a Place of Exile in Antiquity«, a.a.O., S. 83.
    23 Diodor: a.a.O., XVII, 51.

    222
    die Antwort lautete: Keiner der Mörder (Philipps) ist seiner gerechten
    Bestrafung entgangen.
    Die Hieroglyphen auf der Stele – wo die Frage gestellt wurde – und
    die im gleichen Satz gefundenen Worte »Mörder« und »Lebende«,
    sprachen nicht von den »Mördern der Lebenden«, sondern davon, ob
    sich noch Mörder unter den Lebenden befanden. Und die Antwort
    lautete nicht: »Du hast nicht gefehlt, sie zu zerstören, du sollst sie hin-
    richten«, sondern »Es ist dir gelungen, sie zu verderben, sie zu töten«.
    Alexander

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