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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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fragte auch, ob er im Leben Glück haben würde und ob
    Gott ihm die Herrschaft über die gesamte Welt geben werde, oder in
    Plutarchs Worten: »Ob Gott es ihm gewähre, Herr über alle Menschen
    zu werden?«
    Darauf antwortete der Priester, der Gott würde ihm sicherlich das
    geben, was er sich gewünscht habe, und daß »seine wundervollen Er-
    folge und seine überragenden Leistungen ein Beweis für seine göttliche
    Herkunft seien« (Diodor); wir erinnern uns an die Worte auf der Stele:
    »Schenke mir eine schöne Lebensdauer …« und »Wird mir aller Lohn
    zu Theil?«
    Alexander »machte dem Orakel viele kostbare und stattliche Ge-
    schenke«24, und er gab auch den Priestern »eine ansehnliche Summe
    Geldes«25, d. h. nach den Worten der Stele »Der weihte ihm viele und
    schöne Kunstwerke, dergleichen man früher niemals gesehen hatte.«
    Das 25. Jahr, das königliche Datum der Stele, ist ein Datum, das mit
    Alexander unmittelbar in Verbindung steht. Er war im Jahre –356 ge-
    boren. Bei seinem Aufenthalt in Ägypten vom Spätherbst –332 bis zum
    Frühjahr –331 stand er in seinem 25. Lebensjahr. Die königlichen Re-
    gierungsjahre Alexanders müssen mit seiner Geburt begonnen haben,
    da er vom Orakel zum Sohn eines Gottes und nicht eines Sterblichen
    erklärt worden war.
    Das 25. Jahr der Stele; die Ankunft des Siegers, der nach dem Süden
    des ( Landes kam und das Land befreite, indem er die Feinde vertrieb;
    der Beifall in der Bevölkerung des Landes; die Jubelfeiern und die Fe-
    ste; die Bestätigung der Priester; die Arbeit der Landvermessung (für
    die neue Stadt); der königliche Besuch beim Orakel des Amun mit al-

    24 a.a.O.
    25 Plutarch: Lebensbeschreibungen, »Alexander«, XXVII, 4. i

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    len geschilderten Einzelheiten – einschließlich der Ankunft des Königs
    vor dem ummauerten Bezirk –, die Begrüßung durch den Priester mit
    Segnung und Schmeicheleien, die Tatsache, daß der Priester ein Erb-
    fürst und Oberbefehlshaber von Bogenschützen und Speerwerfern
    war, seine Anrede »Die Majestät des Königs« mit dem Namen des
    Amun, der Titel »Sohn«, den er dem königlichen Gast gab und die
    Versicherung, er sei von Gott körperlich geformt worden, als er sich
    noch im »Ei« befand; die seltsame Art und Weise, in der das Orakel
    seine Antworten durch Nicken gab; die Frage über die Verbannten und
    die Bitte um ein königliches Dekret, die Frage nach den Mördern, und
    ob sich noch welche unter den Lebenden befanden und der Bestrafung
    entgangen waren; die Geschenke an den Priester und die Weihegaben
    an den Gott – dies alles wird von den griechischen und lateinischen
    Autoren in der Geschichte von Alexanders Besuch beim Amun-Orakel
    in der Oase geschildert wie auch vom Priester des Orakels selbst. Auch
    die Reihenfolge der Fragen und Antworten ist auf der Stele der Ver-
    bannten die gleiche wie bei Alexanders griechischen und lateinischen
    Biographen.
    Die Stele datiert aus dem vierten Jahrhundert; genauer, aus dem
    Frühjahr des Jahres-331.
    Einmal mehr enthüllt sich die sogenannte 21. Dynastie als jene der
    Fürsten in den Oasen, wo sie von den Persern zur Führung der militä-
    rischen Außenposten an der libyschen Front eingerichtet wurden. Die
    Stele eines Priester-Fürsten Mencheperre vom Orakel des Amun in der
    Oase Siwa schildert den Besuch Alexanders an diesem Ort; die Berichte
    der griechischen Autoren stimmen mit dem des Priesterfürsten sogar
    bis in kleine Details überein.
    Es ist häufig behauptet worden, es gebe keinen ägyptischen Bericht
    vom Besuch Alexanders beim Orakel des Zeus-Ammon in der Oase.26
    Das ist jedoch nicht der Fall: Die Stele der Verbannten ist ein derartiger
    Bericht.
    Es wird ebenfalls behauptet, wir würden niemals erfahren, welche
    Antwort Alexander vom Orakel in der Oase erhalten habe, abgesehen
    von dem, was von seiner Begleitung berichtet worden ist, die sich je-

    26 J. Grafton Milne:»Alexander at the Oasis of Ammon«, in: Miscellanea Gregoriana, (Vatikan i 1941), S. 148.

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    doch beim Orakelspruch nicht im Tempelinneren befunden hatte. Sie
    berichteten, er habe versprochen, nach seiner Rückkehr nach Makedo-
    nien dieses Geheimnis seiner Mutter anzuvertrauen. Nach Plutarch
    sagt Alexander »in einem Brief an seine Mutter, er habe einige geheime
    Weissagungen bekommen, die er bei seiner Rückkehr ihr allein ent-
    decken wolle« – aber er kehrte niemals mehr nach Hause zurück.
    »Welche Fragen er [Alexander] an das Orakel gestellt und

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