Die Seevölker
sie
nicht: es gibt kein bekanntes Beispiel von einem Ereignis, das mit ei-
nem periodischen Jahr einer Sothisperiode aufgezeichnet worden wä-
re. Man kennt kein einziges ägyptisches Dokument, das die Sothispe-
riode erwähnt oder aussagt, »in dem und dem Jahr der Sothisperiode«.
Nach der gegenwärtig vorherrschenden Anschauung wird die Sothis-
periode nicht als eine Ära angesehen, mit der die Alten die Jahre zähl-
ten; sie wird von Modernen nur als Instrument zur Kalkulation chro-
7 T. H. Martin, »Mémoire sur la date historique d'un renouvellement de la période
sothiaque«, in Mémoires présentés par divers savants à l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres , Serie I, Bd. 8.
8 L. Borchardt zieht es vor, in Menophres König Seth den Großen, Sohn von Ramses I.
und Vater von Ramses II., zu sehen.
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nologischer Daten angewendet. Doch für diesen Zweck sind ver-
schwindend wenig Hinweise in alten Texten verfügbar: die gesamte
Hinterlassenschaft des Alten Ägypten wurde auf irgendwie mögliche
Vermerke zum Aufgang der Sothis am 1. Thot durchsucht, aber mit
sehr mageren Resultaten.
In einem Papyrus, der im Bereich des Illahun-Tempels in Faiyum ge-
funden wurde, heißt es, Sothis sei am ersten Tag des Monats Pharmouti
im siebten Jahr eines ungenannten Königs, offenbar des Mittleren Rei-
ches, aufgegangen. Aufgrund behutsamer Überlegungen schränkte L.
Borchardt die Auswahl auf Senwosret III. und Amenemhet III. ein, und
nach weiterem Nachdenken schloß er, daß von dieser Alternative Sen-
wosret zu bevorzugen sei. Da der Monat Pharmouti als vierter Monat der
zweiten Jahreszeit, des Winters, definiert ist, zeigt seine Abweichung
zum Sommer, wenn der Hundsstern heliakisch aufgeht, an, daß das sieb-
te Jahr von Senwosret über 900 Jahre nach dem Beginn einer Sothisperio-
de oder 555 Jahre vor dem Ende einer Sothisperiode in –1321 anzusetzen
sei, wenn für jeden Tag des Zurückbleibens des 1. Thot hinter der Nacht
des heliakischen Aufgangs des Hundssterns vier Jahre angenommen
werden. Das 7. Jahr Senwosrets wurde auf –1876 errechnet.
Mit der Bestimmung der Zeit eines Königs der 12. Dynastie können
auch die Daten anderer Könige derselben Dynastie errechnet werden,
wenn nicht immer präzise, so doch annähernd. Demzufolge fand die
12. Dynastie etwa –1788 ihr Ende.
Auf einem Stein aus Elephantine fand sich ein Hinweis auf einen
Sothisaufgang in den Tagen Thutmosis' III. der 18. Dynastie, und er
wird als heliakischer Aufgang interpretiert9; der Monat und der Tag
sind gegeben, aber das Regierungsjahr Thutmosis' III., als das Ereignis
stattfand, ist nicht vorhanden; dies macht Kalkulationen sehr vage, ab-
gesehen von der Ungewißheit, ob ein heliakischer Aufgang gemeint ist.
Der sogenannte Ebers-Papyrus ist bekannt für seinen Kalender von
zwölf Monaten zu dreißig Tagen, ohne epagomenische Tage am Ende
oder Anfang des Jahres, d. h. für ein Jahr von nur 360 Tagen; der Papy-
rus enthält bestimmte Daten, die – nach Revisionen und viel Textaus-
legung und Mutmaßungen – das Neujahrsfest auf ein bestimmtes Da-
9 L. Borchardt, Quellen und Forschungen zur Zeitbestimmung der Ägyptischen Geschichte, 2
(Kairo, 1935), 18-19.
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tum unter Amenophis I. der 18. Dynastie legen. Doch – neben den vie-
len Textberichtigungen – verwirrt gerade die Tatsache, daß der Ebers-
kalender nicht 365, sondern 360 Tage nennt, jene Kalkulation, in der ein
Viertel eines Tages Differenz pro Jahr die Basis für die chrono- logische
Verwendung des heliakischen Siriusaufgangs ist.
Daher können allein der Illahun-Hinweis im Papyrus des Mittleren
Reiches und der andere Verweis des Theon-Manuskripts auf die Ära
des Menophres für die Errichtung einer Chronologie herangezogen
werden, die sich auf die Astronomie oder auf den heliakischen Sirius-
aufgang oder auf die Sothisperiode von 1460 Jahren stützen will.
Zwischen dem Ende der 12. Dynastie und dem Beginn der 19. Dy-
nastie Ramses' I. muß Zeit reserviert werden für die 13. Dynastie, der
letzten des Mittleren Reiches, für die drei oder vier Hyksos-Dynastien,
die während der langen Übergangsperiode vom Mittleren zum Neuen
Reich regierten und für die glorreiche 18. Dynastie, mit welcher das
Neue Reich begann. Auch die vermeintlich dunkle Periode im An-
schluß an das Ende der 18. Dynastie und vor dem Beginn der 19. Dy-
nastie muß zwischen –1788 und –1321 eingefügt werden.
Die Zeit der 18.
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