Die Seevölker
des Sirius mit dem ersten Tag des Monats
Thot zusammenfällt. Nach vier Jahren würde er am zweiten des Mo-
nats Thot aufgehen. Nach 1461 Jahren von 365 Tagen oder 1460 Jahren
von 365¼ Tagen würde Sirius wieder am 1. Thot heliakisch aufgehen.
Diese Zeitspanne umfaßt eine Sothisperiode. Dies bedeutet, daß der 1.
Thot oder das Neujahr und alle Tage des Jahres während einer
Sothisperiode durch die vier Jahreszeiten wandern. Sirius erscheint
heliakisch jeden Sommer, aber am 1. Thot nur einmal (während vier
aufeinanderfolgender Jahre) in 1460 Jahren; nichtsdestoweniger nimmt
der moderne Gelehrte von diesem Datum an, es sei jährlich als Tag des
symbolischen Siriusaufgangs oder der Jahresöffnung gefeiert worden.
Censonnus setzte hinzu, daß im einhundertsten Jahr, bevor er sein
Werk schrieb (Liber de Die Natali), eine neue Sothisperiode begonnen
hätte. Er schrieb sein Buch +238 und zeigte so an, daß die neue
Sothisperiode im Jahre +139 begonnen hatte; die vorangegangene Peri-
ode, so ist leicht zu errechnen, begann –1321.6 Das Datum 1322 v. Chr.
(oder –1321) bildet das eigentliche Fundament der ägyptischen Chro-
nologie.
(oder 1461 Jahre zu 365 Tagen) differieren zu 1460 Sternjahren um ungefähr neun Tage
und ergeben so einen Unterschied von ungefähr 36 Jahren in der Sothisperiode. Wie
hätten also die Ägypter ihre Kenntnis der Sothisperiode durch direkte Beobachtung
gewinnen können? Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage wurde argumen-
tiert, Ägypten habe infolge eines äußerst seltenen Zufalles in bezug auf Sirius ein na-
türliches julianisches Jahr, und nicht ein Sternjahr, aufgrund zweier Phänomene ge-
habt: die Präzession der Tagundnachtgleichen, oder das Trudeln der Erdachse mit
einer Periode von ungefähr 26000 Jahren, habe zusammen mit der Ausrichtung des
Sirius in bezug auf andere Sterne in der Zeit vom 4. bis zum 1. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bewirkt, daß auf den Breiten Ägyptens in bezug auf Sirius das Julianische und nicht das Sternjahr für die Bewegung der Erde repräsentativ gewesen sei.
6 Es sollte festgehalten werden, daß zwischen dem 1. Thot des ersten Jahres unserer
Zeitrechnung und dem 1. Thot des ersten Jahres vor unserer Zeitrechnung effektiv
nicht zwei Jahre, sondern nur eines hegt. Zwischen einem bestimmten Datum im Jahre
139 unserer Zeitrechnung und dem korrespondierenden Datum im Jahr –1322 liegen
1460 und nicht 1461 Jahre. Deshalb ist das Jahr –1322 nur das Jahr –1321 in astronomi-
schen Berechnungen. (Wenn nicht anders vermerkt, entsprechen die Jahresangaben in
diesem Buch »historischen« und nicht »astronomischen« Daten. Der Unterschied be-
steht darin, daß »astronomische« Datierung ein Jahr 0 annimmt, während »historische«
Datierung kein solches Jahr 0 voraussetzt.)
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Theon von Alexandria in Ägypten, ein Autor des nachchristlichen 4.
Jahrhunderts, schrieb, daß die Apokatastasis des ägyptischen Jahres –
die Periode, in der eine Vernachlässigung der julianischen Reform, wie
sie von Augustus in Alexandrien eingeführt wurde, eine Fehlerkumu-
lation eines ganzen Jahres ergibt – im fünften Jahre des Augustus oder
im Jahr –26 zum Abschluß kam, demselben Jahr, in welchem, nach
einigen Autoritäten, die Kalenderreform in Alexandrien durchgesetzt
wurde. Wie bereits erwähnt, setzte Censonnus den Beginn einer neuen
Sothisperiode in das Jahr +139.
Auf einem Manuskript des Theon wurde eine in »barbarischem
Griechisch«7 geschriebene Anmerkung entdeckt, die besagt, daß »seit
Menophres und bis zum Ende der Ära Augustus, oder bis zum Beginn
der Ära Diokletian, 1605 Jahre waren«. Das letzte Jahr der Ära Augu-
stus war das Jahr+283 bis +284. Mit der Reduktion um 1605 Jahre
kommt man auf das Jahr-1321, dasselbe Jahr, mit dem nach Censorinus
eine Sothisperiode begann.
Um eine chronologische Tabelle zu erhalten, mußte zuerst Meno-
phres identifiziert werden. Gewöhnlich wird behauptet, daß Theons
Menophres Ramses I. war, der Gründer der 19. Dynastie.8 So ist das
Jahr-1321 fixiert als das Jahr, in dem Ramses I. den Thron bestieg, und
da seiner Regierung nur ein Jahr zugeschrieben wird, muß –1321 das
Jahr seiner Regierung gewesen sein. Mit diesem fixen Datum wäre die
Errichtung der Chronologie eine einfache Aufgabe gewesen, wenn die
Ägypter die Regierungsjahre ihrer Könige oder andere Ereignisse nach
den Jahren der Sothisperioden berechnet hätten, aber das taten
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