Die Seevölker
Dynastie wurde ebenfalls mit Hilfe der Astronomie
berechnet. »Die Daten bestimmter Neumondfeste, die an bestimmten
Tagen des Monats in bestimmten Jahren der Könige Thutmosis III. und
Amenophis I. (der 18. Dynastie) gefeiert wurden, können durch Rück-
rechnung aus der Epoche des Menophres auf die Jahre 1474 und 1550
fixiert werden.«10 Dies ist keineswegs einfach: Die Berechnung der Sta-
tionen des Mondes wurde mit der Kalkulation des heliakischen Sirius-
aufgangs kombiniert. Ein bestimmtes Neumondfest von Amenophis I.
wurde auf –1550 fixiert, ein anderes von Thutmosis III. auf –1474.
Amenophis I. war der Nachfolger von Ahmose, dem Begründer der 18.
Dynastie, und so ist das Datum für den Beginn des Neuen Reiches
ebenfalls fixiert: auf –1580.
Der letzte Schritt, die Festlegung der Daten einzelner Ereignisse aus
den Aufzeichnungen, erschien als einfache Sache, nachdem die Daten
der Feste fixiert waren. So lesen wir, daß Thutmosis III. Ägypten auf
seinem ersten Zug nach Palästina am 19. April –1483 verließ.11
10 Hall, »Egyptian Chonology«, Cambridge Ancient History (I.A.), I, 170.
11 A. T. Olmstead, History of Palestine and Syria (1931), S. 132. Breasted datiert das Er-283
200 Jahre sind zu wenig und 1660 sind zu viel
Die erste Schwierigkeit taucht mit der Anzahl Jahre auf, die für die
Periode zwischen der 12. und 18. Dynastie verbleiben, welche, für hi-
storische Zwecke, nicht ausreichend erscheint, um die 13. Dynastie
und alle Hyksos-Dynastien einzuschließen. Einige Könige der 13. Dy-
nastie wie auch der Hyksos-Dynastien hatten lange Regierungszeiten.
»Es wird von allen, die das Material für die Geschichte dieser Zeit stu-
diert haben, zugestanden werden, daß das Anrechnen von nur zwei
Jahrhunderten für die Periode zwischen der 12. und der 18. Dynastie
schwierig ist.«1Wie könnten diese zwei Jahrhunderte (–1788 bis –1580)
die historische Folge von Regierungen und besonders die große Spann-
weite kultureller Entwicklung umfassen?
Es schienen zwei Auswege gangbar, die im 1. Band von »Zeitalter
im Chaos« aufgeführt werden. Man könnte versuchen zu zeigen, daß,
wenn 100 Jahre der 13. Dynastie zugeschrieben wurden, die zweiten
100 Jahre für die Zeit der Hyksos genügen sollten, obwohl Josephus,
der sich auf Manetho stützt, für die Hyksos eine Regierungszeit von
511 Jahren ansetzt. Dieser Weg wurde von Eduard Meyer gewählt,
dem 100 Jahre für die Hyksos ausreichend schienen. Trotz des oben
zitierten Gegenarguments trug die Ansicht »100 Jahre für die Hyksos«
den Sieg davon.
Die andere Methode zur Aussöhnung der Geschichte mit der Chro-
nologie, konstruiert mit Hilfe der Astronomie, ist noch extremer. Um
die Sothisreferenz im Papyrus von Illahun aus dem Mittleren Reich
und das Datum (-1580) für den Beginn des Neuen Reiches in Überein-
stimmung zu bringen, muß eine weitere Sothisperiode von 1460 julia-
nischen Jahren eingeschoben werden. So müssen statt 200 Jahren 1660
Jahre für diesen Zwischenraum vorgesehen werden; die Geschichte
des Mittleren Reiches und des Alten Reiches muß um eine zusätzliche
Sothisperiode zurückgestoßen werden; und die Geschichte Ägyptens
muß um dieselbe Anzahl Jahre verlängert werden. Dieser Standpunkt
wurde von Flinders Petrie vorgeschlagen und verteidigt, aber seine
Verfechter blieben eine kleine Minderheit.
eignis auf den 19. April –1479.
1 Hall, »Egyptian Chronology«, Cambridge Ancient History (I.A.), I, 168.
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Aus der Sicht des historischen Materials scheinen 200 Jahre unge-
nügend, um die Regierungsjahre der Könige der 13. und der 14. bis 17.
(Hyksos-) Dynastie einzubeziehen, beziehungsweise die kulturellen
Änderungen in Ägypten zu erklären. Andererseits erscheinen 1600
und mehr Jahre für dieselbe Periode übertrieben.
»Wäre das Sothisdatum unbekannt, würden unsere Beweise nicht
mehr als 400 oder höchstens 500 Jahre zwischen den zwei (vom Ende
der 12. bis zum Anfang der 18.) Dynastien erfordern.«2 Und das ist die
Zeitspanne, die der fraglichen Periode in »Zeitalter im Chaos«, Band 1
(»Die Dauer der Hyksosperiode«) zugeschrieben wird.
Es wurde nicht vorgeschlagen, den Beginn des Neuen Reiches auf
ein späteres Datum zu Verschieben; jedermann war sich einig, daß das
Neue Reich seinen definitiven Platz in der Zeit gefunden hatte. Wenn
die Daten des Mittleren oder des Alten Reiches zur Diskussion stehen,
werden die historischen Daten mit dem Beginn des
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