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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Herrscher dieses Namens. Wenn man also einen Kö-
    nigsnamen und nicht etwa einen Privatmann, z. B. einen Astronomen, darin suchen
    will, bleibt nichts übrig, als den Namen zu korrigieren – man hat sehr oft Me(r)neptah, den Sohn Ramses' II. darin gesucht. Aber es ist gänzlich unmöglich, diesen ins Jahr
    1321 zu setzen, da Ramses II. frühestens erst gegen 1300 auf den Thron gekommen sein
    kann.« Meyer, Ägyptische Chronologie, S. 29-30.
    8 Borchardt, Quellen, II, 17.

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    Menmaatre war, oder zu Ramses I.-Menpehtire, dem Großvater Ram-
    ses' II. Es ist klar, daß jede Wahl willkürlich ist.9 Und doch wird Ram-
    ses I.-Menpehtire in der Regel als König Menophres ausgewählt, mög-
    licherweise aus dem einzigen Grund, daß seine Einjahresregierung als
    Beginn der 19. Dynastie angesehen wird.10 Doch ist es nicht überflüssig
    zu erwähnen, daß in Manethos Listen der 19. Dynastie, in den Versio-
    nen des Africanus wie des Eusebius kein Ramses I.-Menpehtire er-
    scheint; die Dynastie beginnt mit Sethos. Wenn Theon eine Version
    Manethos und nicht die Monumente Ägyptens benutzt hat – was
    wahrscheinlich ist –, dann kann die Identifikation von Menophres mit
    dem nicht vorhandenen Ramses I.-Menpehtire nur auf Kosten einer
    weiteren großen Verzerrung erfolgen.
    Ramses I. im Jahr –1321 einzuordnen, bevor dafür irgendeine Un-
    terstützung in den Behauptungen Censorinus' und Theons gefunden
    wurde, war völlig ungerechtfertigt. Nachdem Ramses I. so mit Meno-
    phres identifiziert worden war, wurden die Regierungsjahre der Köni-
    ge der 19. Dynastie beginnend mit –1321 kalkuliert. Andererseits wur-
    den die Neumondfeste der 18. Dynastie kalkuliert, und danach wur-
    den die Regierungsjahre der Könige dieser Dynastie durch arithmeti-
    sche Addition gefunden. Nachdem die 18. und 19. Dynastie, die gro-
    ßen Dynastien des Neuen Reiches, ihren Platz in den zugehörigen
    Jahrhunderten zugewiesen bekommen hatten, wurde die Geschichte
    anderer Völker entsprechend ausgerichtet.
    Die historische Struktur wurde unter diesen Annahmen errichtet:

    (1) daß es eine Ära Menophres gegeben habe;
    (2) daß diese Ära mit einer Sothisperiode zusammengefallen sei;
    (3) daß diese Sothisperiode –1321 begonnen habe;
    (4) daß Menophres ein König war, der zu Beginn dieser Epoche ge-
    lebt habe.
    Zusätzlich zu diesen Annahmen und Vermutungen wurde erklärt,
    (5) daß Menophres Ramses I. sei, weil der Beginn der Regierungs-

    9 »Man könnte auch etwa an Menpehtire, den Vornamen Ramses' I., oder selbst an
    Menmaatre, den Vornamen Sethos' I., denken. Damit wird aber der Willkür das Thor
    geöffnet.« Meyer, Ägyptische Chronologie, S. 30.
    10 S. Hall, »Egyptian Chronology«, Cambridge Ancient History (I.A.), I, 170.

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    zeit Ramses' II. a priori (und ohne ausreichenden Grund) –1300 erfolgt
    sei.
    Die Chronologie der Weltgeschichte, errichtet auf diesen Hypothe-
    sen, erscheint nicht so stabil und sicher wie gedacht; sie sieht eher aus
    wie eine Anhäufung vieler unzusammenhängender Dinge, jedes labil
    in sich selbst, gefährlich aufeinandergetürmt.

    Astronomische Unsicherheiten astronomischer Chronologie

    Eine Kette logischer Argumente ist nicht stärker als ihr schwächstes
    Glied. In der Kette der Argumente, an der die Chronologie Ägyptens
    hängt, fehlen einige Glieder völlig. Es gibt keine Notwendigkeit, mit
    weiteren Argumenten über die Trugschlüsse der auf die Ära Meno-
    phres und die Sothisperiode gestützten Chronologie fortzufahren. Wir
    könnten deshalb den Fall abschließen.
    Die Verpflichtung aufzuzeigen, warum die »astronomischen
    Grundlagen« der Historiographie willkürlich und ungenau sind, wur-
    de bereits erfüllt, und die Aufdeckung weiterer Fehler darin ist nicht
    nötig.
    Wir verbleiben bei diesem Thema nur deshalb ein wenig länger, um
    positiv zum Verständnis des ägyptischen Kalenders beizutragen. In-
    dessen, im Verlauf der weiteren Diskussion wird noch mehr von der
    fundamentalen Grundlosigkeit der astronomisch-chronologischen Be-
    rechnung zum Vorschein kommen. Die astronomischen Begründungen
    der Sothisberechnung sind ebenfalls unsicher.
    Zuerst gilt es einige verwirrende Einzelheiten zu bedenken. Wir
    glaubten Censorinus' Behauptung, betreffend das Datum des heliaki-
    schen Aufgangs der Sothis am 1. Thot +139 (»im Jahr des zweiten Kon-
    sulats des Kaisers Antonius Pius und Brutius Praesens«); eine gewisse
    Unterstützung für dieses Datum wurde im Kalenderdatum über

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