Die Seevölker
dürfte.
Im Frühjahr 1971, also sieben Jahre später, prüfte das British Muse-
um Palmenkerne und Mattenhalme aus dem Grab von Tutanchamun.
Die Ergebnisse wiesen nach Dr. Edwards, dem Kustos der ägyptischen
Abteilung am British Museum, auf –899, resp. –846. Diese Resultate
wurden nie veröffentlicht.5
Diese einschlägigen Beispiele veranlassen mich zum Aufruf, alle
Versuche, ohne Rücksicht darauf, um wieviel ihre Resultate von akzep-
tierten chronologischen Daten abweichen, zu veröffentlichen. Auch ist
es meine Ansicht, daß die Wißbegierde der Angestellten des British
Museum Laboratory dazu hätte führen müssen, weiteres Material aus
dem Grab Tutanchamuns anzufordern, statt die Versuche einzustellen
– in der Annahme, das geprüfte Material sei verseucht. Das Grab von
Tutanchamun wurde, seit der Zeit kurz nach seiner Bestattung, nicht
mehr geöffnet. Es ist trocken – weder durch die Decke noch durch die
Mauern ist Wasser eingesickert.
Ein anderer Weg, den scharfen Widerspruch zwischen akzeptierter
Chronologie und Testresultaten zu entschärfen, wird von Eddi Schorr
beschrieben.6 Zwar ist in diesem Beispiel nichts mit Absicht verschwie-
5 In der Ausgabe vom Mai 1972 von Pensée nahm der Artikel»A Record of Success«
schon Bezug auf diese Daten, die Proben Nr. BM-658 und BM-659. Daraus entstand ein
Briefwechsel, der damit endete, daß das British Museum plötzlich generell bestritt,
Material aus Tutanchamuns Grab überhaupt untersucht zu haben (der Briefwechsel ist
abgedruckt in Pensée, IV: 1, 19).
6 Pensée III: 2, 26: »Carbon Dates and Velikovsky's Revision of Ancient History: Sam-ples from Pylos and Gordion.«
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gen worden, aber es wurden zwei verschiedene Betrachtungsweisen
angewendet.
In ein- und demselben Jahr prüfte das Pennsylvania Laboratory
Holz aus einem Königsgrab in Gordion, der Hauptstadt des nur kurze
Zeit existierenden phrygischen Königreiches in Kleinasien sowie aus
dem Palast des Nestor in Pylos, im Südwesten Griechenlands. Das Er-
gebnis von Gordion war –1100; dasjenige aus Pylos –1200. Nach der
akzeptierten Chronologie indessen hätte die Differenz nahezu 500 Jah-
re betragen müssen – der Zeitraum von –1200 für Pylos am Ende des
mykenischen Zeitalters lag zwar ganz im Rahmen, aber für Gordion
hätte das Ergebnis in die Nähe von –700 weisen müssen. Dr. Ralph
präsentierte die Lösung für Gordion. Die Balken aus dem Grab waren
vierkantig zugeschnitten, und die verbliebenen inneren Ringe konnten
– als der Baum gefällt wurde – gut und gerne 400 bis 500 Jahre alt ge-
wesen sein. Aber die Beschreibung des getesteten Holzes aus Pylos
verrät, daß es ebenfalls aus Vierkantbalken stammt: Doch hier wurden
die Korrektive nicht angewendet, weil –1200 das historisch akzeptierte
Jahr war. Wie ich indessen im einzelnen in meinem Werk Das Dunkle
Zeitalter Griechenlands – einem Band der Reihe »Zeitalter im Chaos« –
nachzuweisen versuchen werde, gab es zwischen dem mykenischen
Zeitalter und der historischen (ionischen) Zeit in Griechenland nie fünf
Jahrhunderte einer Dunklen Epoche. Die Pylos-Balken stammen von
–800, die Gordion-Balken aus dem Jahr –700.
Es erhebt sich nun die Frage, wie die C14-Methode für die Wahl
zwischen konventioneller Chronologie und revidierter eingesetzt wer-
den kann. Manch ein Leser der veröffentlichten Bände von »Zeitalter
im Chaos« – und einige, die Einsicht in das Manuskript von Folgebän-
den erhielten – wird einräumen, daß die Rekonstruktion aus einer sol-
chen Vielfalt von Synchronismen und verketteten Episoden aufgebaut
ist, daß die Kontrolle über die C 14-Datierungen, wie sie noch von der
konventionellen Geschichtsschreibung ausgeübt wird, jetzt auf die
Rekonstruktion übertragen werden sollte. Aber für weniger überzeug-
te Leser läßt sich die Methode auch auf zwei andere Arten einsetzen.
Für die Periode vor –500 können nur vergleichende Versuche gewinn-
bringend zur Lösung chronologischer Fragen beitragen: König Saul
war ein Zeitgenosse der ägyptischen Könige Kamose und Ahmose – er
lebte nicht 540 Jahre nach ihnen; in ähnlicher Weise war König Salo-
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mon ein Zeitgenosse der Königin Hatschepsut und Thutmosis III. lebte
zur Zeit von Rehabeam in Juda und von Jerobeam der Zehn Stämme;
und Amenophis II. war Zeitgenosse von König Asa; Amenophis III.
von Omri und Ahab; Echnaton ebenfalls von Ahab aus Samaria und
von Josaphat
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