Die Seevölker
Reiches,
in der akzeptierten Chronologie auf –1780 festgelegt, fällt effektiv auf
ca. –1450 – ein Unterschied von über 200 Jahren; die darauf folgende
Hyksosperiode dauerte nicht 100 Jahre, sondern über 400 Jahre in di-
rekter Übereinstimmung mit den alten ägyptischen (Manetho) und
hebräischen (»Zeitalter im Chaos«, Band 1 Vom Exodus zu König Echna-
ton, Kapitel 2) Quellen; der Beginn der 18. Dynastie (des Neuen Rei-
ches) fällt nicht auf –1580, sondern auf ca. –1020 – über 500 Jahre Un-
terschied; Thutmosis III. gehört in den zweiten Teil des 10. Jahr-
hunderts, nicht in den ersten Teil des 15.; Echnaton gehört nicht in die
erste Hälfte des 14., sondern in die Mitte des 9. Jahrhunderts. Im ein-
zelnen zeigte ich in Band 1 von »Zeitalter im Chaos«, daß während der
gesamten von der 18. Dynastie eingenommenen Periode ein Fehler von
ca. 540 Jahren auftritt.
Sogar noch gewichtiger ist, daß die Dynastie von Sethos dem Gro-
ßen und Ramses II. – die 19. Dynastie genannt – nicht auf die 18. Dyna-
stie folgte; die Libyer (22. und 23. Dynastie) und die Äthiopen (24. Dy-
nastie) liegen dazwischen. Die libysche Dynastie der Schoschenks und
Osorkons regierte nur 100 statt 200 Jahre; und nur die äthiopische Dy-
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nastie behält ihren konventionellen Platz in der ägyptischen Geschich-
te. Im Verlauf der 19. Dynastie erreicht der Fehler in der akzeptierten
ägyptischen Chronologie die hohe Zahl von über 700 Jahren; und in
Verkettung damit ist auch das sogenannte Hethiterreich gleichermaßen
um über 700 Jahre falsch angesetzt – in dieser Beziehung liegt die C14-
Datierung der »Hethiter«-Festung Alischar III. um 800 Jahre später, als
es die konventionelle Chronologie vorsieht, nahezu richtig.4 Schließlich
ist die 20. Dynastie – diejenige von Ramses III. und den Seevölkern –
um volle 800 Jahre näher an unsere Zeit heranzurücken, nur wenige
Jahrzehnte vor die Zeit Alexanders von Makedonien. Die 21. Dynastie
begann unter den Perserkönigen, bestand gleichzeitig – als ihre Herr-
scher in den libyschen Oasen regierten – mit der 20. Dynastie und
reichte bis zum zweiten Ptolemäer.
Wenn nun die historische Grundlage für C 14-Studien derart ver-
sagt, dann müssen manche Schlußfolgerung und viele unveröffentlicht
gebliebenen Daten neu beurteilt werden. Durch Korrespondenz, die
beim Metropolitan Museum of Art ihren Ursprung hatte, kam ich zum
Schluß, daß Libby, als er zum ersten Mal nach Proben fragte, nicht nur
solche aus dem Mittleren und aus dem Alten Reich erhielt, sondern
auch aus dem Neuen Reich – aber von diesen frühen Versuchen an
Proben des Neuen Reiches wurde niemals etwas veröffentlicht. Eine
ähnliche Situation ergab sich im Zusammenhang mit Proben von kurz-
lebigen organischen Stoffen aus dem Grab Tutanchamuns, die vor
nicht allzu langer Zeit getestet wurden.
Nach vielen Bemühungen (1952 bis 1963), das Neue Reich systema-
tisch erschließen zu lassen, gelang es mir, vom Laboratoriumsdirektor
des Kairo-Museums drei kleine Stücke Holz aus Tutanchamuns Grab
zu erhalten, die von Frau Ilse Fuhr direkt an Dr. Elizabeth Ralph am
University of Philadelphia Laboratory geschickt wurden. Zwei der
Stücke stammten vom relativ kurzlebigen Dornengewächs Spina Chri-
sti, das andere von der langlebigen Libanonzeder. Die drei kleinen
Stücke wurden gemeinsam getestet, da für einen Versuch ca. 30
Gramm benötigt werden. Das Ergebnis war –1120 ±52 (oder, nach Lib-
bys Halbwertszeit für 14C, –1030 ± 50). Nach der akzeptierten Chro-
nologie starb aber Tutanchamun im Jahr –1350; nach meiner Rekon-
4 Radiocarbon Dating, 1952.
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struktion wurde er –830 begraben. Laut Dr. Iskander Hanna vom Kairo
Museum ist das Holz, bevor es für Grabausstattungen verwendet
wurde, 30 bis 50 Jahre lang getrocknet worden. Die Libanonzeder
würde nicht als Schößling gefällt worden sein – der Baum kann ein
Alter von über tausend Jahren erreichen. Das Muster konnte vom inne-
ren Teil eines Stammes kommen. Dr. E. Ralph bestätigte mir am 5.
März 1964, daß Baumringe bei der C14-Datierung das Datum ihrer
Ausbildung zeigen, nicht das Jahr, in dem der Baum gefällt wurde. Ich
schrieb ihr am 2. März 1964 über meine Ansicht, daß, wenn kurzlebi-
ges Material aus dem Grab Tutanchamuns (wie Samen, Papyrus, Lei-
nen oder Baumwolle) den Tests unterworfen würde, das Ergebnis sehr
wahrscheinlich »ca. –840« betragen
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