Die Seevölker
engeren
Umgebung, die – genau wie er selbst – mit dem persischen Königshaus
verbunden waren.
Ein typischer Brief sei hier zitiert:
»Von Arsames an Necht-hor (Nechtichur): Wenn im übrigen in frü-
heren Fällen die Ägypter rebellierten, dann trug Psamschek, der vor-
hergehende pekidia [Gouverneur] streng Sorge um unser Personal und
um unser Eigentum in Ägypten, so daß mir keine Verluste entstanden
sind; er hat außerdem in ausreichendem Maße Handwerker verschie-
dener Rassen und andere Ländereien ausgesucht und meinem Besitz-
tum zugeführt …«
Im gleichen Brief tadelt Arsames den gegenwärtigen Gouverneur
Necht-hor und seine Mitarbeiter wegen ihrer Laxheit und ordnet fol-
gendes an: »Zeigt euch tätig, und kümmert euch um unser Personal
und um unsere Ländereien, damit für mich keine Verluste entstehen;
sucht auch genügend Handwerker verschiedener Rassen anderswo
aus, bringt sie zu mir, kennzeichnet sie mit meinem Brandmal und
überführt sie in mein Besitztum, genauso wie das die vorhergehenden
pekidia (Gouverneur) getan haben.
»Laßt es euch gesagt sein: Wenn in meinem Personal [von Sklaven]
oder bei meinem übrigen Besitztum irgendwelche Verluste eintreten
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und ihr [Plural] sucht dafür anderswo keinen Ersatz und führt ihn
nicht meinem Besitztum zu, dann werdet ihr dafür zur Rechenschaft
gezogen werden und einen strengen Verweis erhalten.« Arsames hielt
Necht-hor ein Beispiel vor Augen: einige seiner Beauftragten in Unter-
ägypten zeigten »sich aktiv und kümmern sich intensiv um das Perso-
nal und um das übrige Besitztum ihres Herrn, und sie suchen anders-
wo Leute heraus und überführen sie in den Besitz ihres Herrn, wäh-
rend ihr das nicht tut« – und dann erging an ihn der Befehl, es ihnen
gleichzutun.
Aus einem solchen Brief des Satrapen an den Gouverneur erfährt
man, daß in Unter- und Oberägypten gleichermaßen Landbesitz inoffi-
ziell konfisziert und dem Privatbesitz des Satrapen zugeschlagen wur-
de; außerdem wurden Leute überall (nach Arsames' Worten »anders-
wo«) zu Leibeigenen gemacht und mit dem Besitzzeichen des Satrapen
gekennzeichnet und gingen so in seinen Besitz über.
Selbst kleinere Höfe oder solche, die heruntergekommen waren,
hatten kaum eine Chance, sich der Einverleibung durch den Satrapen
zu entziehen.
So informierte beispielsweise die Kanzlei des Arsames den Gouver-
neur, ein Mann namens Petosiri habe an den Satrapen geschrieben und
ihn um die Erlaubnis ersucht, den Hof seines Vaters zu übernehmen;
sein Vater Pamun war zusammen mit den Frauen dieses Haushalts
umgekommen, als es in Ägypten zu »Wirren« kam. Der verlassene
Hof, so teilte der Schreiber im Namen von Arsames mit, »wurde nicht
meinem Besitztum zugeschlagen«. Der Gouverneur erhielt den Befehl,
dem Sohn zwar das Anwesen zu übergeben, aber dieser sollte »Pacht-
zins und Grundsteuer an mich entrichten…« Ein Schreiber unterzeich-
nete diesen Brief.
In seiner Raffgier dachte Arsames gar nicht daran, die Zustände zu
verbessern, die die »Wirren« ausgelöst hatten, sondern ihm kam es nur
auf die Vergrößerung seiner Einnahmen an, und er fügte deswegen ein
baufälliges, möglicherweise sogar halb niedergebranntes Anwesen sei-
nem Lehngut hinzu.
Aus diesen, in einem syrischen Idiom geschriebenen, »königlichen
Häuten« erfährt man sehr viel über die Ausbeutung Ägyptens durch
Arsames und seine Kumpane.
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Von Arsames kann man mit Recht behaupten, was Ramses III. über
den Fremdling Arsa gesagt hatte, der viele Jahre nach der Unterjo-
chung Ägyptens »von außen her«, nach welcher es im Lande keinen
einheimischen König gab, »bei ihnen Oberhaupt« war. Alles weist dar-
auf hin, daß es sich bei Arsames, dem Satrapen und dem Autor der in
aramäischer Sprache geschriebenen Briefe, der Ägypten ausbeutete
und seine Führungsposition mißbrauchte, um den im großen Papyrus
Harris zitierten Arsa handelte, der sich »das ganze Land tributpflichtig
machte« und »ihre Besitztümer plünderte«.
Den Namen Arsames (auf Aramäisch bzw. Syrisch Arsham) könnte
man in Ägyptisch leicht mit »Arsa« wiedergeben, nicht nur weil die
Ägypter private Namen (auch die der Könige6) in der Regel abzukür-
zen pflegten, sondern im vorliegenden Fall um so mehr, weil die En-
dung – mes in vielen ägyptischen Namen vorkommt und soviel wie
»Sohn« bedeutet – so beispielsweise in Thutmes (Thutmosis) – und
man sie daher als
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