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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Böotien; die im Exil lebenden Thebaner eroberten
    Kadmeia im Handstreich zurück. Die Athener gingen ein Bündnis mit
    den Thebanern ein. Im Jahr –376 vernichtete der athenische Admiral
    Chabrias in einer Entscheidungsschlacht die spartanische Flotte bei der
    Insel Naxos.
    Im folgenden Jahr »zog der König Artaxerxes gegen die Ägypter zu
    Felde, die sich gegen die Perser empört hatten«.4 Diodor gibt eine
    Schilderung von dieser Expedition und von ihrem unheilvollen Ende –
    die einige Seiten später in diesem Buch wiedergegeben werden soll –
    und kehrte dann wieder zu den politischen Zuständen in den griechi-
    schen Einzelstaaten zurück; er schrieb: »In Griechenland gab es Volks-
    bewegungen wegen der ungewohnten Verfassung in den Städten und
    bei der allgemeinen Anarchie entstanden manche Empörungen …«5
    Diese Lage zeigt Griechenland im Aufruhr. Der Korinthische Krieg
    war kaum beendet, da begann sich bereits ein neuer Krieg zwischen
    den griechischen Stadt- und den Inselstaaten zu entwickeln.
    Auf dem zweiten Pylon seines Totentempels in Medinet Habu
    schrieb Ramses III., daß »die Inseln« voller Unruhe und unter sich völ-
    lig zerstritten waren:
    »Die Fremdländer (Nordvölker) verschworen sich untereinander.

    3 Diodor's von Sicilien historische Bibliothek, Übers, v. Julius Friedrich Wurm, Stutt-
    gart 1827-1859, XV, 38 und 40.
    4 a.a.O., XV, 41.
    5 a.a.O., XV, 45.

    69
    So waren plötzlich die Staaten verschwunden und zerstreut. Kein Land
    konnte vor ihren Waffen bestehen: Hatti, Kolj [die »Einbuchtung« der
    syrischen Küste im Golf von Iskanderun], Karkemisch, Arjuwa [im
    Norden Syriens], Alasia [Zypern], auf einmal abgeschnitten. Sie schlu-
    gen ihr Lager an einer Stelle in Amurru [Syrien] auf …«6
    Diese Worte klingen in der Tat wie die Schilderung der Lage vor
    der Invasion der Perser in Ägypten: Seit den Tagen, als die Spartaner
    unter Agesilaos Kleinasien erobert hatten, befanden sich die griechi-
    schen Inseln in einem verwirrenden wechselseitigen Kriegszustand,
    und Sizilien und Zypern waren in Kriege und Aufstände verwickelt.
    Von dem »an einer Stelle in Syrien errichteten Feldlager« werden
    wir bei Diodor eine detailliertere Beschreibung finden. Aber bevor wir
    fortfahren, werden wir einige Fragen stellen und Antworten finden.

    6 J. B. Pritchart, Ancient Near Eastern Text 262/3, übersetzt von W. Helck. Der Autor verwendet in der englischen Originalausgabe Breasted, Ancient Records of Egypt, IV, Abschnitt 64: »The countries … the Northeners in their isles were disturbed, taken
    away in the fray- at one time …«

    70

    Abb. 9: Die Ägypter, unterstützt durch die Pereset und die Seevölker, greifen die Liby-
    er an. Man beachte die Kopfbedeckung und die kleinen Schilde der Seevölker.

    (Ausschnitt)

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    Quid pro quo?

    Das Studium der Reliefs von Ramses III. enthüllt, daß unter den strei-
    tenden Parteien, die an diesen Kriegen beteiligt waren, komplizierte
    Bündnisverhältnisse bestanden. Während des Zeitraums, den Ramses
    III. in seinen Inschriften und Reliefs schildert, nahmen die Beziehun-
    gen zwischen den Ägyptern, den Pereset und den Seevölkern ver-
    schiedenartige Formen an, wobei die Seevölker die Bündnispartner
    wechselten; aber auch die Pereset wechselten ihre Fronten, denn zeit-
    weilig unterstützten sie Ramses, zu anderen Zeiten waren sie seine
    Feinde.
    Es war recht seltsam um die Beziehungen dieser Völker bestellt: der
    Ägypter, der Pereset und der Seevölker. Als der Pharao zu Beginn sei-
    ner Regierungszeit einen Krieg gegen die in sein Reich eindringenden
    Libyer führte, halfen ihm dabei die Seevölker mit ihren Horn-Helmen
    und die Pereset mit ihren Tiaren, und man kann sehen, wie sie die Li-
    byer töteten (Abb. 9). Bei ihrem ersten Auftauchen treten sie also nicht
    als Feinde, sondern als Bündnispartner Ägyptens in Erscheinung.
    Später, im zweiten Akt, waren die Pereset die Hauptgegner der
    Ägypter; im Krieg gegen die Pereset unterstützten die Seevölker den
    Pharao und schlugen sich heldenhaft; Abb. 10 zeigt, wie einige in klei-
    nen Gruppen gegen eine ganze Schar von Feinden ankämpfen. Auf
    den Reliefs sieht man auch, wie sie bei der Siegesparade gleichzeitig
    mit den Streitkräften des Pharao auftreten; ihre Kleidung und ihre Rü-
    stung – Helme, Schilde, Speere und Schwerter – sind sorgfältig in den
    Szenen wiedergegeben, in denen sie nach dem Klang einer ägyptischen
    Trompete marschieren oder sich in militärischer

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