Die Seevölker
von 50 000 Mann auf einen Marsch in westlicher Rich-
tung zu den Oasen in der libyschen Wüste – als einen ersten Schritt
seines strategischen Ziels, dem von Kyros hinterlassenen Imperium die
afrikanische Nordküste hinzuzufügen. Die Armee passierte die Oase
el-Chargeh (Kharga), erreichte jedoch niemals die Oase Siwa. Sie wur-
de nach Herodot in einem Sandsturm in der Wüste vernichtet, und es
überlebte kein einziger, der von diesem Unheil hätte berichten kön-
nen.1
Kambyses gab den Plan zur Eroberung von Karthago noch nicht
auf; er entwarf einen Plan zur Eroberung von Nubien und Äthiopien
4 Herodot, III, 14; Übers, v. A. Horneffer.
1 Herodot, III, 17, 25-26; siehe auch Diodor, X, 14 (Loeb's Classical Libr.).
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und marschierte gegen Süden. Die Worte Ourmais »Das Land ist um-
geben von der Flamme des Feindes, der Nord und Süd, Ost und West
ergriffen hat« geben die Situation wahrhaftig wieder. Kambyses führte
eine Armee, die zu groß war für ein entblößtes und an Lebensmittel-
vorräten armes Land: offenbar wählte er eine Marschrichtung quer
durch die Wüste nach Napata, der Hauptstadt von Nubien. Als die
Lasttiere verzehrt waren und Fälle von Kannibalismus auftraten, gab
er den Befehl zum Rückzug nach Norden. In Ägypten geriet er in Ra-
serei, und, wenn Herodot vertraut werden darf, geschah es zu diesem
Zeitpunkt, daß er alte Gräber öffnete, heilige Statuen verbrennen ließ
und den Apis erschlug. Er verursachte den Tod seiner schwangeren
Frau Roxana und befahl die Ermordung von dem in seiner Begleitung
weilenden gefangenen König Kroisos; aber als er herausbekam, daß
sein Befehl nicht ausgeführt worden war, änderte er seine Meinung
und ließ nunmehr dafür jene töten, die es gewagt hatten, seinen ur-
sprünglich gegebenen Befehl nicht auszuführen. Vorher hatte er seinen
Bruder Bardija (Smerdis) aus Ägypten heimgeschickt, allerdings in
Begleitung seines gedungenen Mörders, der ihn umbringen sollte. Als
Kambyses auf seinem Heimweg in Palästina eintraf und dort hörte,
daß Smerdis inzwischen den Thron des Reiches bestiegen hatte, glaub-
te er, sein Mordplan sei fehlgeschlagen; er starb in der Nähe des Berges
Karmel, vielleicht durch eigene Hand. Aber der neu ausgerufene Kö-
nig war nicht Smerdis, der entsprechend dem Geheimbefehl von Kam-
byses ermordet war, sondern der Magier Gaumata, der Smerdis ähn-
lich sah.2
Dareios, Sohn des Hystaspes, diente unter Kyros und begleitete
Kambyses auf der ägyptischen Expedition; er erhob sich gegen Gauma-
ta, tötete ihn und wurde –521 König. Wie Kambyses stammte auch er
in fünfter Generation von Achemenes ab, und daraus leitete er sein
Anrecht auf die persische Krone ab. Als nächstes kämpfte er gegen
einen Usurpator, der sich als Inkarnation Nebukadnezars ausgab, der
schon seit mehreren Jahrzehnten tot war. Er unterdrückte auch Auf-
stände in verschiedenen Teilen des Reiches, zog durch ganz Kleinasien
hindurch, überquerte den Bosporus, durchquerte Thrakien und drang
in das Land der Skythen ein; als er aber die Weiträumigkeit des Landes
2 Herodot, III, 30 ff.
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erkannte, kehrte er um, marschierte durch sein ganzes Reich und er-
oberte bald das Gebiet am Indus. Von dort aus entsandte er eine Expe-
dition, die Arabien umschiffen und eine Durchfahrt nach Ägypten fin-
den sollte; dort ordnete er das Ausheben eines Kanals an, der das Mit-
telmeer mit dem Roten Meer verbinden sollte, indem er den Nil mit
dem Golf von Suez verband.
Im eigentlichen Ägypten baute Dareios nicht und ließ die verarmte
Bevölkerung als Siedler in Kleinstädten und Dörfern leben, von denen
viele von der Armee seines Vorgängers ausgeplündert worden waren,
aber er selbst unterdrückte die Bevölkerung nicht. Zu Beginn seiner
Herrschaft befahl er die Kodifizierung des ägyptischen Zivilrechts. Er
unternahm auch bestimmte Schritte zur Beschwichtigung der ägypti-
schen Priesterschaft: er errichtete ein befestigtes Heiligtum in el-
Chargeh, der Großen Oase, die in den Papyrustexten als Hib- oder
Heb-Oase bezeichnet wird: Es ist die südlichste in der Libyen gegenü-
berliegenden Oasenreihe.
Abb. 20: Der von Dareios I. in der Oase el-Chargeh errichtete Tempel.
Die von Dareios in el-Chargeh errichteten Bauten sind noch heute
erhalten, obwohl der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat. Lan-
ge hieroglyphische Inschriften – Hymnen an Himmelskörper und an
den als göttlich bezeichneten
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