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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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von 50 000 Mann auf einen Marsch in westlicher Rich-
    tung zu den Oasen in der libyschen Wüste – als einen ersten Schritt
    seines strategischen Ziels, dem von Kyros hinterlassenen Imperium die
    afrikanische Nordküste hinzuzufügen. Die Armee passierte die Oase
    el-Chargeh (Kharga), erreichte jedoch niemals die Oase Siwa. Sie wur-
    de nach Herodot in einem Sandsturm in der Wüste vernichtet, und es
    überlebte kein einziger, der von diesem Unheil hätte berichten kön-
    nen.1
    Kambyses gab den Plan zur Eroberung von Karthago noch nicht
    auf; er entwarf einen Plan zur Eroberung von Nubien und Äthiopien

    4 Herodot, III, 14; Übers, v. A. Horneffer.
    1 Herodot, III, 17, 25-26; siehe auch Diodor, X, 14 (Loeb's Classical Libr.).

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    und marschierte gegen Süden. Die Worte Ourmais »Das Land ist um-
    geben von der Flamme des Feindes, der Nord und Süd, Ost und West
    ergriffen hat« geben die Situation wahrhaftig wieder. Kambyses führte
    eine Armee, die zu groß war für ein entblößtes und an Lebensmittel-
    vorräten armes Land: offenbar wählte er eine Marschrichtung quer
    durch die Wüste nach Napata, der Hauptstadt von Nubien. Als die
    Lasttiere verzehrt waren und Fälle von Kannibalismus auftraten, gab
    er den Befehl zum Rückzug nach Norden. In Ägypten geriet er in Ra-
    serei, und, wenn Herodot vertraut werden darf, geschah es zu diesem
    Zeitpunkt, daß er alte Gräber öffnete, heilige Statuen verbrennen ließ
    und den Apis erschlug. Er verursachte den Tod seiner schwangeren
    Frau Roxana und befahl die Ermordung von dem in seiner Begleitung
    weilenden gefangenen König Kroisos; aber als er herausbekam, daß
    sein Befehl nicht ausgeführt worden war, änderte er seine Meinung
    und ließ nunmehr dafür jene töten, die es gewagt hatten, seinen ur-
    sprünglich gegebenen Befehl nicht auszuführen. Vorher hatte er seinen
    Bruder Bardija (Smerdis) aus Ägypten heimgeschickt, allerdings in
    Begleitung seines gedungenen Mörders, der ihn umbringen sollte. Als
    Kambyses auf seinem Heimweg in Palästina eintraf und dort hörte,
    daß Smerdis inzwischen den Thron des Reiches bestiegen hatte, glaub-
    te er, sein Mordplan sei fehlgeschlagen; er starb in der Nähe des Berges
    Karmel, vielleicht durch eigene Hand. Aber der neu ausgerufene Kö-
    nig war nicht Smerdis, der entsprechend dem Geheimbefehl von Kam-
    byses ermordet war, sondern der Magier Gaumata, der Smerdis ähn-
    lich sah.2
    Dareios, Sohn des Hystaspes, diente unter Kyros und begleitete
    Kambyses auf der ägyptischen Expedition; er erhob sich gegen Gauma-
    ta, tötete ihn und wurde –521 König. Wie Kambyses stammte auch er
    in fünfter Generation von Achemenes ab, und daraus leitete er sein
    Anrecht auf die persische Krone ab. Als nächstes kämpfte er gegen
    einen Usurpator, der sich als Inkarnation Nebukadnezars ausgab, der
    schon seit mehreren Jahrzehnten tot war. Er unterdrückte auch Auf-
    stände in verschiedenen Teilen des Reiches, zog durch ganz Kleinasien
    hindurch, überquerte den Bosporus, durchquerte Thrakien und drang
    in das Land der Skythen ein; als er aber die Weiträumigkeit des Landes

    2 Herodot, III, 30 ff.

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    erkannte, kehrte er um, marschierte durch sein ganzes Reich und er-
    oberte bald das Gebiet am Indus. Von dort aus entsandte er eine Expe-
    dition, die Arabien umschiffen und eine Durchfahrt nach Ägypten fin-
    den sollte; dort ordnete er das Ausheben eines Kanals an, der das Mit-
    telmeer mit dem Roten Meer verbinden sollte, indem er den Nil mit
    dem Golf von Suez verband.
    Im eigentlichen Ägypten baute Dareios nicht und ließ die verarmte
    Bevölkerung als Siedler in Kleinstädten und Dörfern leben, von denen
    viele von der Armee seines Vorgängers ausgeplündert worden waren,
    aber er selbst unterdrückte die Bevölkerung nicht. Zu Beginn seiner
    Herrschaft befahl er die Kodifizierung des ägyptischen Zivilrechts. Er
    unternahm auch bestimmte Schritte zur Beschwichtigung der ägypti-
    schen Priesterschaft: er errichtete ein befestigtes Heiligtum in el-
    Chargeh, der Großen Oase, die in den Papyrustexten als Hib- oder
    Heb-Oase bezeichnet wird: Es ist die südlichste in der Libyen gegenü-
    berliegenden Oasenreihe.

    Abb. 20: Der von Dareios I. in der Oase el-Chargeh errichtete Tempel.

    Die von Dareios in el-Chargeh errichteten Bauten sind noch heute
    erhalten, obwohl der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat. Lan-
    ge hieroglyphische Inschriften – Hymnen an Himmelskörper und an
    den als göttlich bezeichneten

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