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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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nämlich, dass die Phelaner, die die Far Horizons losschickten, schon lange tot sind. Faslorn und die anderen hatten dabei nichts mitzureden. Und wo sie nun hier sind, haben sie keine andere Wahl als anzuhalten. Es gibt keine anderen Sterne in der Nähe.«
    »Wir im Konsultativausschuss sind uns der Situation durchaus bewusst.«
    »Wozu dann dieses ganze Rumgeeiere, wenn ihr doch Bescheid wisst? Wieso verabschiedet ihr nicht die Resolution zu ihrer Begrüßung und hört mit diesen endlosen Mittwochsbefragungen auf?«
    »Du weißt doch, wie die Bürokratie arbeitet. Wir müssen zumindest so tun, als ob wir unser Geld wert wären. Außerdem — wer eiert denn rum? Haben wir ihnen auf der heutigen Sitzung keinen Standort angeboten?«
    »Ich dachte, das würde der Geheimhaltung unterliegen«, sagte sie. Auf der Sitzung hatte Wissenschaftsminister de Pasqual nämlich betont, dass es keine öffentliche Verlautbarung geben würde, bis der Rat es offiziell bekannt gab.
    Er war sichtlich besorgt, die Befindlichkeit der Australier zu verletzen.
    »Du vergisst, für wen ich arbeite. Mein Chef musste die Auswahl unterzeichnen. Etwas irritiert mich aber immer noch.«
    »Was denn?«
    »Die drei Standorte, die deine Chefs sich ausgesucht hatten. Wieso wollten sie sich gerade an so gottverlassenen Orten niederlassen?«
    »Ich verstehe die Frage nicht«, erwiderte Tory. In Wahrheit verstand sie sie nur zu gut. Die Phelaner hatten sich diese drei Standorte ausgeguckt, weil sie eine riesige, dünn besiedelte Peripherie hatten, die von der Dritten Flotte benötigt würde. Aber das konnte sie Ben natürlich nicht auf die Nase binden.
    »Was finden sie denn so reizvoll am Hinterland?«, fragte er.
    Sie lachte gezwungen und hoffte, dass er es nicht gleich heraushören würde. »Eigentlich waren die Antarktis und die Sahara meine Idee.«
    »Ich dachte, du magst die Phelaner.«
    »Ich sagte mir, dass es der Assimilation förderlich wäre, wenn man sie von den größten Ballungsräumen isolieren würde. Es sind nämlich nicht alle Phelaner so wie Faslorn und die anderen, musst du wissen. Im Schnitt sind sie genauso diplomatisch wie ein normaler Mensch.«
    »Wirklich so schlimm?«
    »Vielleicht habe ich etwas übertrieben. Aber es wäre doch besser, wenn die zwei Populationen sich nicht mischen, bis die Phelaner sich an uns gewöhnt haben. Und dann brauchen sie Land, um Getreide anzubauen. Sie haben keine Ahnung, wie schwierig es für sie wird, mit der natürlichen Biosphäre der Erde zu konkurrieren.«
    »Damit soll auch vermieden werden, dass sie Seuchen oder Bakterien verbreiten.«
    »Unmöglich.«
    »Das haben die Biologen mir jedenfalls gesagt. Ich hoffe, dass sie recht haben.«
    Tory leerte ihr Glas. Ben füllte es für sie nach. Er studierte sie für eine Weile und räusperte sich dann. »Haben deine Leute sich schon Gedanken darüber gemacht, wann die Abstimmung erfolgen soll?«
    »Ist das der Grund, weshalb du mich heute Abend zum Essen eingeladen hast?«
    »Mein Chef sagte, wir sollten vielleicht zuerst ein paar Dinge in privater Runde erörtern und sehen, ob wir einen gemeinsamen Nenner finden.«
    »Wie wär's, wenn wir den Termin für die Abstimmung auf nächste Woche legen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Zu früh. Die Bevölkerung muss erst psychologisch darauf vorbereitet werden. Sonst bestimmen die Anti-Phelaner-Fraktionen die Tagesordnung und die Berichterstattung.«
    »Hast du denn eine bessere Idee?«
    »Wir dachten an zwei Wochen nach der dichtesten Annäherung des Sternenschiffs an Sol.«
    »Warum so spät?«
    »Ganz einfach. Ihr Leute wollt doch eine große Show daraus machen, wenn das Lichtsegel in die Korona eintaucht, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das?«
    »Die Mitarbeiter des Nachrichtendiensts des Rats wären ja tolle Spione, wenn wir das nicht wüssten. Wie wär's, wenn du mich über deine Pläne ins Bild setzt?«
    Tory skizzierte kurz die Maßnahmen der Botschaft, um das »Rendezvous« des Sternenschiffs mit Sol zu veröffentlichen. Das Ereignis war so aktuell, dass es von den großen Nachrichtenagenturen gebracht und dahingehend dramatisiert wurde, dass die Far Horizons das Eintauchen in die dicke Suppe vielleicht nicht überlebte, die Sol umgab. Der Beitrag der Botschaft sollte dann darin bestehen, mitfühlende Experten zu präsentieren, die den Mut der Außerirdischen lobten. Außer den reinen Pressemeldungen planten die Phelaner dann noch eine Liveübertragung der mehrstündigen Begegnung. Das Programm würde

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