Die Segel von Tau-Ceti
von pro-phelanischer Propaganda triefen, und es sollten alle Register der Public Relations gezogen werden.
Als Tory fertig war, nickte Tallen. »Sobald das Sternenschiff die Sonne umrundet hat, setzen wir offiziell die Abstimmung an. Wenn die Botschaft ihre Hausaufgaben gemacht hat, wird die Abstimmung eine überwältigende Mehrheit zu ihren Gunsten ergeben.«
»Und wenn die Far Horizons es nicht schafft, ist der Rat eh vom Haken«, stellte Tory fest.
»Diesen Faktor gilt es natürlich zu berücksichtigen. Aber wir wollen optimistisch sein. Angenommen, die Entscheidung fällt zu seinen Gunsten aus, wann will Faslorn die Bibliothek der Phelaner an uns übergeben?«
»Die erste Tranche wird fällig, wenn die erste Schiffsladung am Standort der Kolonie landet. Wir werden weitere Abschnitte in der Bauphase der Kolonie freigeben und die letzte Tranche dann am Ende des zehnten erfolgreichen Jahres.«
»Einverstanden«, sagte Ben. »Wir werden sowieso ein gutes Jahrzehnt brauchen, um die neue Technologie zu integrieren. Der Erste Rat hat jedoch um eine Demonstration des guten Willens durch die Phelaner gebeten.«
»Welche Demonstration?«
»Nichts Besonderes. Vielleicht ein paar medizinische Gimmicks, die wir dem Volk präsentieren können. Du wirst bei Hoffenzoller einen Stein im Brett haben, wenn die Phelaner sein Magengeschwür kurieren.«
»Da werde ich erst Faslorn fragen müssen.«
»Natürlich.«
»Sonst noch etwas?«
»Ja, da gäbe es noch ein paar Punkte, über die wir sprechen sollten ...«
Tory kehrte kurz nach Mitternacht ins Penthouse zurück. Sie hatte eigentlich vorgehabt, Ben einzuladen, bei ihr zu übernachten, aber er hatte zu ihrer Überraschung den Gentleman gespielt. Doch als sie sich einen Gute-Nacht-Kuss gaben, war das alte Feuer fast wieder angefacht worden. Beim Betreten des Penthouse stellte sie fest, dass Faslorn auf sie wartete.
»Genau wie in den alten Zeiten«, sagte sie.
»Ich bitte um Verzeihung.«
»Mein Vater hat auch immer auf mich gewartet, wenn ich spät von einer Verabredung zurückkehrte. Ich glaube, das tat er nur, um die Boys alt aussehen zu lassen.«
Faslorn lachte. Er hatte das angenehmste Lachen von allen Phelanern. »Trotz meiner jahrelangen Studien muss ich gestehen, dass die sexuellen Sitten und Gebräuche der Menschen mir noch immer ein Rätsel sind.«
»Das gilt auch für die meisten Menschen selbst.«
»Was wollte Tallen denn?«
Sie rekapitulierte das Gespräch mit Ben über die Abstimmung und die anschließende Gründung der phelanischen Kolonie.
Faslorn runzelte die Stirn. »Was glauben Sie, wessen Position er bei dieser Eröffnung vertreten hat?«
»Praesert Sadibayan, vielleicht auch den Ersten Minister Hoffenzoller.«
»Und was glauben Sie, weshalb man um dieses informelle Gespräch gebeten hat? Man hätte diese Dinge doch auch bei der morgigen Konferenz besprechen können?«
»Vielleicht waren sie der Ansicht, dass sie mehr in Erfahrung bringen würden, wenn ich mit Ben in einer intimen Atmosphäre allein war. Er hat mir den ganzen Abend Wein kredenzt. Vielleicht wollte er mich betrunken machen.«
»Und ist ihm das gelungen?«
»Nein, leider nicht! Das ist es auch, was ich an diesem Job am meisten hasse. Ich darf es nicht wagen, mich gehen zu lassen.«
»Es dauert nur noch ein paar Monate. Dann wird die Far Horizons sicher sein, und wir können mit der Errichtung unserer Kolonie beginnen.« Diese Worte waren an diejenigen gerichtet, die vielleicht mithörten. In Wirklichkeit lagen nämlich noch weitere sechs Jahre harter Arbeit vor ihnen, um sich auf die Ankunft der Dritten Flotte vorzubereiten. »Hat er sonst noch etwas gesagt?«
»Er wollte wissen, weshalb wir ausgerechnet diese Standorte für die Kolonie ausgesucht hätten. Ich habe es ihm damit erklärt, dass Ihre Leute sich erst einmal akklimatisieren müssten, bevor sie sich unter eine größere Anzahl von Menschen mischten.« Auch das war an die Adresse potenzieller Lauscher gerichtet.
»Habt ihr beiden euren Streit denn beigelegt?«
Sie lächelte. »Wir haben zumindest einen Anfang gemacht.«
»Werden Sie ihn wiedersehen?«
»Er hat mich für nächste Woche erneut eingeladen. Ich habe mich aber noch nicht entschieden, ob ich die Einladung annehmen werde oder nicht. Hängt von meinem Terminkalender, ab.«
»Ich finde, Sie sollten seine Einladung annehmen«, erwiderte der Phelaner. »Es wird Ihnen bestimmt guttun, mehr Zeit mit Ihren Artgenossen zu verbringen.«
»Ach ja?«
»Ich
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