Die Segel von Tau-Ceti
gewesen, seit sie in den Dienst der Phelaner getreten war, sondern sie stammte auch von einer unerwarteten Quelle. Die Stimme, die in ihrem Gehirn hallte, war die von Ben Tallen.
»Wo bist du?«, fragte sie, um ihre Überraschung zu überspielen.
»Schau mal nach links.«
Sie tat wie geheißen und entdeckte Tallen neben einer Insel aus Topfpflanzen, die sich aus der glänzenden Weite des Marmorbodens erhob. Er winkte ihr zu.
»Was gibt's?«, fragte Faslorn.
»Ben Tallen. Er will mit mir sprechen.«
Faslorn warf einen Blick auf die menschliche Uhr, die er am oberen linken Handgelenk trug. »Aber machen Sie es kurz. Wir werden in fünf Minuten im Konferenzraum erwartet.«
Tory ging zu Tallen hinüber. Die zwei Phelaner schauten ihr nach. Sie hatte sich schon lange an ihre stummen Blicke gewöhnt, die ihr überallhin folgten. Tory wusste, dass sie trotz des schrecklichen Geheimnisses, das sie mit ihnen verband, Zweifel an ihrer Loyalität hegten. Sie konnte es ihnen nicht einmal verdenken — sie zweifelte nämlich oft selbst daran.
»Was willst du, Ben?«
Er lächelte. »Zunächst einmal möchte mich für mein Verhalten in Elysium Station entschuldigen. Ich habe mich wie ein Idiot benommen und wie ein noch größerer, weil ich versucht habe, dich gegen deine Auftraggeber aufzuwiegeln.«
»Das ist fast zwei Jahre her. Wozu jetzt noch eine Entschuldigung?«
Er zuckte die Achseln. »Ich glaube, dass ich so lange gebraucht habe, um zu begreifen, was für ein Narr ich war. Du hattest deine Gründe, zu den Phelanen überzulaufen, und ich hätte sie respektieren müssen.«
»Ich bin nicht zu ihnen >übergelaufen<, Ben«, erwiderte sie mit einer eisigen Kälte in der Stimme. »Ich helfe ihnen, weil sie meine Hilfe brauchen und weil ich der Ansicht bin, dass es unseren beiden Spezies zum Vorteil gereicht.«
Er hielt die Hände hoch, als ob er ihren Angriff abwehren wollte. »Frieden! Ich wollte damit auch nichts andeuten. Wie gesagt, ich hätte dich nicht so anschreien dürfen.«
»Und wieso hast du es dann getan?«
»Ich war wohl verletzt. Ich hatte schon Pläne für uns gemacht, und da war für diese Kreaturen kein Platz.«
»Was willst du also?«
»Wie wär's, wenn wir heute Abend zusammen essen?«
»Wieso?«
»Ich hatte gehofft, dass du mal wieder Lust dazu hättest. Falls du aber noch einen anderen Grund brauchst, hätte ich etwas mit dir zu besprechen, was deinen Chefs vielleicht gefallen wird.«
»Und das wäre?«
»Ähem. Das sage ich dir nur beim Essen.«
Sie biss sich auf die Unterlippe und zog die Möglichkeit in Betracht, dass das nur ein Trick war, um sie abzufüllen und ins Bett zu kriegen. Im Grunde hätte sie aber auch gar nichts dagegen. Sie lebte wie eine Nonne, seit sie und Garth sich an Bord der Austria »Auf Wiedersehen« gesagt hatten, und sie vermisste einen warmen Körper, an den sie sich kuscheln konnte. Sie war es auch überdrüssig, jeden Tag jede Sekunde im Dienst zu sein. Sie wollte das Haar mal wieder offen tragen - wenn auch nur für einige Zeit.
»Also gut. Ich werde mit dir ausgehen.«
»Ausgezeichnet. Wo soll ich dich abholen?«
»Das ist nicht nötig. Ich kann auch zu dir kommen.«
»Dass ich das noch einmal höre. Sagen wir um zwanzighundert im Penthouse?«
»Zwanzighundert ist gut.«
»Also bis dann.« Ben drehte sich um und ging zu einem Seitengang, der nach unten zur U-Bahn-Station führte. Tory eilte zu Faslorn und Maratel zurück.
»Worum ging es denn?«, fragte Faslorn.
Sie rekapitulierte das Gespräch nach und schloss mit den folgenden Worten: »Und das, was er wirklich wollte, werde ich heute Abend wohl herausfinden.«
Ben war pünktlich auf die Minute. Er trug einen formellen Dineranzug, bestehend aus einem kirschroten Mantel, Shorts und Schaftstiefeln. Tory war mit einem konservativen ärmellosen Overall bekleidet.
»Ich hatte ganz vergessen, dich zu fragen, wo wir zum Essen hingehen wollen«, sagte sie. »Soll ich mir etwas Formelleres anziehen?«
»Nicht nötig«, erwiderte er mit einem Lächeln und überreichte ihr einen kleinen Blumenstrauß. »Du siehst auch so sehr gut aus.«
Sie schnupperte ostentativ an den Blumen. »Danke, Ben, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen.«
»Wieso denn nicht? Wenn ich mich recht erinnere, hast du Blumen doch immer gemocht.«
»Ich mag sie auch jetzt noch, aber sie sind für ein Geschäftsessen unpassend.«
Er grinste sie an. »Dann werden wir eben über etwas anderes sprechen müssen, stimmt's? Können
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