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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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wir gehen?«
    »Sicher. Wohin gehen wir also?«
    »Ich kenne da ein kleines italienisches Restaurant auf der Insel.«
    »Klingt wunderbar. Ich habe seit dem Abflug vom Mars nicht mehr italienisch gegessen.«
    Eine halbe Stunde später waren sie auf einer kurvenreichen Landstraße unterwegs. Das einzige Anzeichen der Zivilisation war die ferne Lichterkette, welche die Wohntürme markierten, die drei Reihen tief die Küste von Long Island säumten.
    Das Restaurant befand sich in einem kleinen Gebäude, das einmal ein Privathaus gewesen war. Autos waren undiszipliniert an der Vorderseite abgestellt, sodass Ben gezwungen war, auf der schmalen Straße zu parken. Ben hakte sich bei ihr unter und führte sie zum Eingang mit einem kleinen Schild, auf dem EMILIOS RISTORANTE stand. Er blieb auf der Treppe stehen und sagte, sie solle doch einmal mit der Hand über die Fassade des Gebäudes fahren. Sie folgte seiner Anregung und nahm die alte Fassade dann in Augenschein. »Ist das Echtholz?«
    »Exakt.«
    Im Geiste stieß sie einen leisen Pfiff aus. Bäume waren wertvoll in den überkuppelten Städten des Mars, und der Gedanke, einen als Bauholz zu fällen, grenzte schon an ein Sakrileg. Doch hier sah sie den Beweis für die absonderliche These, dass die Menschen tatsächlich Bäume gefällt hatten, um Häuser zu bauen.
    Der Inhaber war ein leutseliger Mann mit einem Pomade-Schnurrbart und einem Bauch, der ihm über den Gürtel quoll. Ihr Tisch war mit einer weiß-rot karierten Tischdecke belegt und mit der obligatorischen Kerze in einer Weinflasche dekoriert. Sie bekamen eine Weinkarte, von der Ben einen Chianti bestellte. Beim Überfliegen bemerkte sie, dass keine Preise auf der Karte standen.
    »Auf der Speisekarte auch nicht«, erwiderte er auf ihre Frage. »Du kennst doch die alte Redensart, die da lautet: >Wenn man nach dem Preis fragen muss ... «<
    »>... kann man es sich eigentlich nicht leisten<«, beendete sie den Satz. »Kannst du dir denn ein solches Restaurant leisten?«
    Er grinste. »Ich bin kein so armer Schlucker mehr wie damals, als wir uns kennengelernt hatten.«
    »Das gilt wohl für uns beide.«
    Er streckte den Arm über den Tisch aus und legte seine Hand auf ihre. »Vermisst du diese Zeiten?«
    »Manchmal sogar mehr, als gut für mich ist. Der Weltraum war ein so überschaubarer Ort. Das Einzige, worüber wir uns wirklich Sorgen machen mussten, war die Woche mit den Examensarbeiten.«
    »Und dass wir unsere Forschungsarbeiten fertig bekamen.«
    Sie lachte. In der Anfangszeit ihrer Beziehung waren sie oft schon vor zweiundzwanzighundert im Bett gewesen, aber selten vor Mitternacht eingeschlafen. Sie hatte ihm vorgeworfen, sie von der Fertigstellung ihrer Doktorarbeit abzuhalten. Das war ein »privater Scherz« zwischen ihnen geworden.
    »Ich vermisse dich, Tory«, sagte Ben und drückte ihr die Hände. »Es ist eine verdammte Schande, dass wir bei dieser Sache mit den Phelanern auf verschiedenen Seiten stehen müssen.«
    »Wie ich jedem sage, der es hören will, Ben, stehen wir nicht auf verschiedenen Seiten. Wir stehen auf derselben Seite. Du hast die Far Horizons nicht gesehen.«
    »Ich habe die Bilder gesehen.«
    »Das ist aber nicht dasselbe. Du musst an der Basis des Abschlussdeckels stehen und über die Weite des Habitats auf die Spiral-Fälle schauen, um eine Vorstellung von der Größe des Schiffs zu bekommen. Es wäre eine verdammte Schande, wenn sie so weit gekommen sind und scheitern würden. Sie haben etwas Besseres verdient.«
    Er grinste. »Du hattest immer schon ein Herz für Stromer, stimmt's?«
    Sie verspürte einen Anflug von Verärgerung wegen seiner Bemerkung und fragte sich dann, ob er nicht doch recht hatte ... zumindest ein bisschen. Immerhin war sie schon im phelanischen Lager gewesen, bevor sie ihr die schreckliche Wahrheit offenbart hatten. Das war der eigentliche Grund, weshalb sie ihr diese Avancen gemacht hatten. Was blieb von der Sympathie noch übrig, wenn man das berücksichtigte? Sie erforschte ihr Gewissen und sagte sich, dass sie die Frage nicht zu beantworten vermochte. Wodurch wiederum der alte Spruch sich bewahrheitete, dass den Menschen sogar ihre eigenen Motive ein Rätsel waren. »Was würdest du an unserer Stelle tun?«, fragte sie nach einem langen Schweigen. »Sie wieder wegschicken?«
    Er zuckte die Achseln. »Das liegt beim Rat. Ich habe sie schließlich nicht gebeten, hierherzukommen.«
    »Sie selbst haben aber auch nicht darum gebeten. Die Leute vergessen

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