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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Kammer des Sonnensystem-Rats war ein schüsselförmiges Auditorium und wurde von einer polarisierten geodätischen Kuppel überwölbt. Die Kammer erinnerte Tory mit den abfallenden Wänden und vielfach gestaffelten Sitzreihen für Zuschauer an eine Sportarena. Nur dass in der Ratskammer die Zuschauer selbst die Räte waren. Jeder Delegation wurde eine geschlossene Loge zugewiesen, die durch einen kurzen Korridor mit den Büros verbunden war, die an der Peripherie der Kammer angeordnet waren. Die Logen wurden vorne durch Glaswände abgeschlossen, die man zurückfahren konnte, um den Anwesenden eine Live-Verfolgung der Debatte zu ermöglichen. Oder man betrachtete sie am Bildschirm. Dieses Arrangement sollte eine Effizienzsteigerung bewirken. Dennoch verliefen die Ratssitzungen oft mit der Fließgeschwindigkeit von Schmieröl in einer kalten Marsnacht.
    Jedoch muss auch die lahmste Schnecke irgendwann ins Ziel kommen. Am Montagabend wurde die phelanische Botschaft benachrichtigt, dass die Debatte in ihrer Sache pünktlich um 10:00 Uhr am Mittwoch, dem 21. August 2245 beginnen würde — genau zu dem von Ben Tallen vorhergesagten Zeitpunkt. Raalwin reiste kurz nach dem Empfang dieser Benachrichtigung ab, um seine zahlreichen Kontakte im Ratshauptquartier zu kontaktieren. Er stieß auf irritierende Widersprüche bezüglich des Sinneswandels des Ausschusses für Innere Angelegenheiten. Manche Kontaktpersonen behaupteten, dass der Ausschuss aus freien Stücken gehandelt hätte und deuteten noch an, dass die Opposition die Vorlage voraussichtlich ablehnen würde. Andere berichteten von konspirativen Treffen zwischen Gegnern und Befürwortern. Wenn überhaupt Einigkeit bestand, dann darin, dass der Erste Rat sein Premier-Privileg nicht hatte nutzen müssen.
    Anlässlich der bevorstehenden Debatte wurden Besucherausweise für die Galerie ausgestellt, wo interessierte VIPs das Ereignis beobachten konnten. Obwohl auch Einladungen an alle vier Phelaner ergangen waren, verfügte Faslorn, dass nur Tory der Einladung folgen würde. Er begründete das damit, dass der Anblick der Außerirdischen vielleicht primitive Instinkte bei einigen Räten wecken würde. Wenn die Resolution erst einmal verabschiedet war, hätten die Phelaner immer noch genügend Zeit, ihre Dankbarkeit persönlich zu bekunden.
    Tory hatte bereits Platz genommen, als die perspektivisch verkleinerte Gestalt von Boerk Hoffenzoller zur Loge des Sitzungsleiters schritt und die Tagung zur Ordnung rief. Ein kleines Fenster in einer Konsole vor ihr zeigte das Gesicht des Ersten Rats in Nahaufnahme. Dann brach eine allgemeine Hektik auf den Rängen aus. Jede Glaswand wurde einmal zurückgefahren, als die Räte Platz nahmen. Torys Blick fiel auf die kleine Marsdelegation, die ihr gegenüber in der dritten Reihe saß. Neben ihnen saßen die Lunarier, eine Reihe unter ihnen die Lagrangier. Der Vertreter der winzigen Europa-Kolonie saß in der obersten Reihe, ein Drittel des Umfangs von ihr entfernt. Diese vier Delegationen hatten einmal den ganzen Rat ausgemacht. Nun waren sie nur noch ein paar Inseln von Weltraumbewohnern in einem Meer der irdischen Menschheit.
    »Meine Damen und Herren des Rats«, sagte Hoffenzoller ohne eine Einleitung. »Wir verzichten heute einmal auf die Verlesung des Protokolls. Ich darf Ihre Aufmerksamkeit auf den Vorgang mit der Nummer 184394 richten, >Eine Resolution über die Abtretung bestimmter Gebiete auf dem Kontinent Australien an die Flüchtlinge von Tau Ceti zum Zweck der Gründung einer phelanischen Kolonie. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass es sich hierbei um eine ausführliche Debatte des Für und Wider dieser Resolution handelt, gefolgt von einer Abstimmung. Gemäß der Besonderen Kammer-Verordnung Nummer zehn wird es keine Zusatzartikel, Erläuterungen oder Vetos geben. Ich möchte Sie des Weiteren darauf hinweisen, dass die Ratsleitung beabsichtigt, diesen Antrag zu unterstützen. Ratsherr Kravatz vom Bund der Universitätsprofessoren hat um die Ehre gebeten, zuerst sprechen zu dürfen. Ratsherr Kravatz wird für die Opposition sprechen.«
    Tory sah, wie ein beleibter Mann die Stufen zur Rednertribüne erklomm. Kravatz war ihr vor allem wegen seiner Angewohnheit in Erinnerung, das Kinn vorzuschieben, wenn er einmal nichts sagte. Bei der einen Gelegenheit, bei der sie ihm begegnet war, war ihr diese Angewohnheit irgendwie lächerlich erschienen. Jetzt wirkte er aber nicht mehr wie eine Witzfigur, als er mit einem zornigen

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