Die Segel von Tau-Ceti
Gesichtsausdruck den Blick durch die Kammer schweifen ließ. Und genauso wenig vermittelte er den Eindruck von jemandem, der in einem politischen Kampf schwer angeschlagen worden war. Während Tory ihn beobachtete, verkrampfte ihr Magen sich zu einem harten Klumpen.
»Meine Damen und Herren des Rats«, hob der Ratsherr in einem abgehackten britischen Akzent an. »Vor ihnen steht ein Ungetüm und ein Ungeheuer, ein Kinderschänder, ein Grabräuber und ein >Traumdieb<. Das müssen Sie zumindest von mir denken - und noch Schlimmeres —, wenn Sie der Flut der Propaganda gelauscht haben, die sich aus diesem Nest von Außerirdischen ein paar Blocks von hier ergießt.
Oder ist es bloßer Zufall, dass ich und andere Gegner dieser Ungeheuerlichkeit, die wir heute diskutieren, massiv angefeindet worden sind, seit das außerirdische Schiff die Sonne umrundete? Ich überlasse es Ihnen, liebe Kollegen, darüber nachzudenken und zu befinden, mit welchem Recht diese Aliens sich in unsere Angelegenheiten einmischen.«
Kravatz schaute mit bebenden Nasenflügeln direkt in die Kamera. »Diese Außerirdischen behaupten, ich sei ein gefühlloser Unmensch, der ihre armen Brüder wieder in die unendliche Schwärze jagen wolle, aus der sie gekommen sind. In diesem einen Anklagepunkt bekenne ich mich schuldig. Sie werden sich fragen, wie man nur so herzlos sein kann? Es gibt nur eine einzige Antwort auf diese Frage. Obwohl die Propaganda der phelanischen Botschaft Sie das Gegenteil glauben machen will, haben diese Eindringlinge von den Sternen keinen Anspruch auf diese unsere Welt. Wie sie auch kein Anrecht auf die anderen Planeten von Sol, seinen goldenen Sonnenschein und die lebenspendende Wärme haben. Diese Dinge gehören der Menschheit. Es ist die Menschheit - und nur die Menschheit —, die entscheiden wird, ob sie mit anderen geteilt werden sollen.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, liebe Kollegen. Wie Sie verspüre auch ich ein Mitgefühl wegen ihrer Notlage. Ich bin auch über ihren Verlust betrübt. Wie Sie bin ich fasziniert von der epischen Geschichte ihrer zwei Jahrhunderte langen Reise, um einen anderen Stern zu finden. Und doch wurde ihre Notlage nicht durch uns verursacht, ihre Reise durch kein Gesetz der Menschheit erzwungen. Wir haben genug Sentimentalitäten über die Heiligkeit des Lebens gehört. Nun ist die Zeit gekommen, da wir mit klaren Visionen und präzisen Vorstellungen unsere eigenen Interessen vertreten müssen. Die Zeit ist gekommen, um zu bestimmen, was für die Menschheit am besten ist!«
Kravatz legte eine Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen. Nach ein paar Sekunden warf er einen Blick auf sein Blatt mit der vorbereiteten Rede und fuhr fort: »Wir sind hier zusammengekommen, liebe Kollegen, um zu entscheiden, ob wir den Uberlebenden der Tau-Ceti-Nova ein paar tausend Hektar größtenteils unbewohnbaren Landes zusprechen sollen. Einige von Ihnen behaupten, dass das Land praktisch wertlos sei und dass die phelanische Technologie, die wir dafür erhalten, unseren Aufwand mehrfach kompensieren würde. Ich respektiere Ihr Recht auf diese Meinung. Doch was mich betrifft, so würde ich diesen Aliens meine Welt genauso wenig überlassen, wie ich sie meiner Frau ausleihen würde. Damit würden wir unser menschliches Erbe für ein paar Glasperlen verhökern. Unsere Geschichte ist eine lange Abfolge solcher Abmachungen. Ich hoffe, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben.«
Kravatz wandte sich an den Ersten Rat. »Sir, ich hätte noch weitere Anmerkungen, die ich später gern nachtragen möchte. Fürs Erste überlasse ich dem nächsten Redner das Wort.«
»Zur Kenntnis genommen«, erwiderte Boerk Hoffenzoller förmlich und sprach in die Kameras: »Ich rufe Wissenschaftsminister de Pasqual auf, der für die Führung sprechen wird.«
Jesus de Pasqual argumentierte sachlich und rational, wo Kravatz emotional und demagogisch polemisiert hatte. Er legte alle Gründe dar, weshalb es für die Phelaner unmöglich sei, einen neuen Stern zu suchen. Dann führte er die Vorteile auf, die aus der Technologie der Phelaner resultieren würden. Es war eine lange Liste. Tory und Maratel hatten fast die ganze letzte Nacht daran gearbeitet.
Als der Wissenschaftsminister seine Rede beendete, nahm wieder ein Rat der Opposition seinen Platz auf dem Podium ein. Die Debatte erstreckte sich über den ganzen Vormittag, wobei die beiden Seiten sich einen Schlagabtausch lieferten. Die Gegner behaupteten, dass man das
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