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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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den Kopf. »Nein, er ist nur sauer auf uns.«
    »Ach ja?«
    »Ich habe Joshua Kravatz etwa vor einem Jahr auf einem Botschaftsempfang kennengelernt. Er erschien in seiner Eigenschaft als Vertreter der Hochschulfakultäten, aber nicht als Vorsitzender des Ausschusses für Innere Angelegenheiten. Er verlangte, dass die Phelaner ihre Informationsgewinnungstechnologie für seine Gruppe kostenlos lizenzierten. Faslorn lehnte das aber ab, weil er bereits in Verhandlungen stand, ebendiese Technologie für eine satte Gebühr zu lizenzieren. Kravatz ist beleidigt abgedampft, und wir haben dann auch nichts mehr von ihm gehört, bis die Vorlage an seinen Ausschuss übermittelt wurde.«
    »Und ich dachte, dass die Phelaner ein Verständnis für menschliche Politik hätten«, sagte Ben lachend. »Sag Faslorn, dass er die Bestechungsversuche eines Rats niemals ablehnen sollte.«
    Tory zuckte die Achseln. »Es schien damals jedenfalls das Richtige zu sein. Und man kann es eh nicht mehr rückgängig machen. Die Frage, mit der wir uns jetzt befassen müssen, lautet, wie wir die Resolution unter Kravatz' Nagelstiefeln hervorzerren!« Tory hatte natürlich noch nie einen Nagelstiefel gesehen, aber der Ausdruck hatte die zwei Jahrhunderte überdauert, die seit dem Auslaufen dieses Artikels vergangen waren.
    »Das wird nicht einfach sein. Außer Kravatz haben wir nämlich noch die Australier gegen uns und ein Verhau aus wirtschaftlichen Interessen, deren Vertreter glauben, dass sie unter dem Status quo besser fahren.«
    »Sollen wir diese Sackgasse also akzeptieren?«
    »Wir werden nicht lange in dieser Sackgasse stecken«, versicherte Tallen ihr.
    »Wie das?«
    »Der Erste Minister ist der Ansicht, dass er bei Kravatz einen Sinneswandel herbeiführen kann — zumindest so weit, dass die Resolution an die Vollversammlung weitergeleitet wird. Wenn Kravatz seine Blockade aufrechterhält, wird Hoffenzoller die Sache als Angelegenheit der terrestrischen Sicherheit deklarieren und eine Anordnung gemäß dem Privileg des Ersten Rats erlassen. Dann wird sofort eine Debatte über die Resolution eröffnet.«
    »Das hätte er schon vor vier Wochen tun sollen!«
    »Die Berufung auf das Premier-Privileg will gut überlegt sein. Zunächst einmal wird dadurch automatisch die Vertrauensfrage gestellt. Falls Hoffenzoller eine solche Abstimmung riskiert und verliert, würden deine hochgeschätzten Phelaner für die nächsten hundert oder zweihundert Jahre in der Umlaufbahn feststecken. Was übrigens nicht einmal das Schlechteste wäre.«
    »Bist du jetzt auch schon bei der Opposition, Ben?«
    »Ich meinte nur, dass wir die Dinge wegen eines willkürlichen Termins überstürzen. Was wäre so schlimm daran, wenn sie für ein paar Wochen oder Monate in der Parkbahn bleiben müssen, bis wir hier alles geregelt haben?«
    »Das weißt du genauso gut wie ich«, erwiderte sie säuerlich. »Wir haben unsere ganze Kampagne um die Begegnung der Far Horizons mit Sol orchestriert. Der Plan war, die Abstimmung in dem Moment durchzuführen, wo das öffentliche Interesse seinen Höhepunkt erreichte. Und das war bereits vor fünf Wochen. Je länger wir warten, desto geringer wird der Rückhalt, den die Phelaner hier auf der Erde haben. Du hast doch selbst gesehen, wie leicht die Emotionen der Öffentlichkeit aufgeputscht werden können, Ben. Was glaubst du wohl, wie das politische Klima in einem Jahr sein wird, wenn wir den Demagogen freie Bahn lassen?«
    »Die einzige waschechte Propaganda, die ich bisher gesehen habe, scheint von dir und der Botschaft gekommen zu sein«, entgegnete Tallen.
    »Wir haben doch gar kein Geheimnis daraus gemacht, dass wir eine PR-Kampagne finanziell unterstützen«, sagte Tory zu ihrer Rechtfertigung. »Kannst du uns das verdenken? Wir versuchen, fünfzigtausend Jahre des angeborenen Misstrauens gegen Fremde zu überwinden.«
    »Ich will dir nichts >verdenken<, sondern ich habe nur eine Beobachtung gemacht. Wie dem auch sei, Hoffenzoller wird sich heute Abend mit Kravatz unterhalten. Wenn er nachgibt, gut. Wenn nicht, werden wir ihm einen Gerichtsbeschluss präsentieren, in dem er aufgefordert wird, die Resolution dem Rat vorzulegen. So oder so - die Debatte beginnt am Mittwochmorgen. Zufrieden?«
    Sie ließ sich das für einen Moment durch den Kopf gehen und nickte dann. »Ich glaube schon.«
    »Gut. Dann wollen wir uns wieder den wichtigen Dingen im Leben widmen — nämlich, wie schön du heute Abend wieder aussiehst.«
    Die Große

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