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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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blasierten Blick an, den sie zur Genüge kannte.
    »Wieso zum Teufel braucht der Rat so lange?«
    »Aber, aber!«, tadelte er sie. »Wir haben eine Vereinbarung, erinnerst du dich? Keine Gespräche übers Geschäft mehr, wenn das Essen kommt.«
    »Ich meine es ernst, verdammt! Deine Leute haben uns versprochen, dass sie die Resolution bezüglich der Phelaner innerhalb von zwei Wochen verabschieden würden, nachdem die Far Horizons Sol umrundet hatte. Und sechs Wochen später steckt die verdammte Resolution noch immer im Ausschuss für Innere Angelegenheiten fest.«
    »Solche Dinge brauchen eben Zeit«, sagte er, hob ein Kristallglas an die Lippen und nippte am Wein.
    »Erzähl mir nichts vom Pferd, Ben! Hoffenzoller verschleppt die Sache.«
    Tallen seufzte und stellte das Glas ab. Er schaute sie mit ernstem Blick an. »Wenn wir das jetzt klären, können wir dieses Thema dann für den Rest des Abends ad acta legen?«
    Ihr Lächeln war ein unmerkliches Hochziehen der Mundwinkel. »Vielleicht.«
    »Das reicht nicht.«
    »Na schön, versprochen. Du erzählst mir, was hier vorgeht, und ich werde es heute Abend nicht mehr zur Sprache bringen.« »Gut.«
    Diesmal lächelte Tory breit. Sie und Ben hatten ihre erste Verabredung zum Essen zu einer Art Tradition fortentwickelt. Er war seitdem jeden Freitag um 20:00 Uhr mit einem Armvoll Blumen in der Botschaft aufgetaucht, um sie zum Essen auszuführen. Anschließend besuchten sie eine Show, ein Museum oder stürzten sich ins Nachtleben der Stadt. Zweimal war sie seinen Avancen schon erlegen und hatte ihn zum Ausklang des Abends zu seiner Wohnung begleitet. In der Regel hatte Ben sie jedoch wieder brav bei der Botschaft abgeliefert und sich mit einem Gute-Nacht-Kuss begnügt. Obwohl der Funke aus ihrer Hochschulzeit noch nicht wieder übergesprungen war, genossen sie doch die Gesellschaft des jeweils anderen. Außerdem hatten ihre Verabredungen sich zu einem informellen Kommunikationskanal zwischen der phelanischen Botschaft und dem System-Rat entwickelt und zu einem freundschaftlichen Wettstreit mit dem Ziel, möglichst viele Informationen zu gewinnen, ohne selbst welche preiszugeben.
    In den sechs Wochen, seit das außerirdische Sternenschiff die gefährliche Begegnung mit der Sonne überlebt hatte, waren noch keine sichtbaren Fortschritte erzielt worden, was den Erwerb des von den Phelanern ausgesuchten Landes betraf. Jede Woche schien man eine neue Ausrede parat zu haben. Und nun, da die Far Horizons nur noch zwei Wochen entfernt war, schöpften die Phelaner allmählich Verdacht, dass die Ratsführung sie nur hinhalten wollte. Also hatte Faslorn Tory sehr spezifische Weisungen bezüglich der Themen erteilt, die sie bei ihrem wöchentlichen Stelldichein mit Tallen anschneiden sollte.
    »Was willst du wissen?«, fragte Ben.
    »Ich will den wahren Grund für diese Verzögerung wissen. Hat der Erste Minister seine Zusage vielleicht zurückgenommen?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Ist das die Wahrheit, Ben, oder das, was du mir sagen sollst?«
    Er grinste. »Wenn du mich fragst, ob ich dich belügen würde, wenn es im besten Interesse meiner Auftraggeber wäre? Die Antwort lautet >ja<. Würdest du nicht das Gleiche tun?«
    Tory errötete. Sie fühlte sich ertappt. Bei der Frage erinnerte sie sich nämlich an die vielen Lügen, die sie im Dienst der Phelaner bereits erzählt hatte. Alle Rationalisierungsversuche wegen des übergeordneten Nutzens würden ihr Gewissen doch nicht ganz beruhigen.
    Als Tallen ihre Reaktion sah, hakte er sofort nach. »Ich beobachte dich schon die ganze Zeit, Tory. Irgendetwas bedrückt dich doch - etwas Schwerwiegendes. Was ist es? Welches Druckmittel haben sie gegen dich in der Hand?«
    Sie spürte, wie sie noch eine Nuance roter im Gesicht wurde. »Wir sollten wieder zum Thema zurückkommen, oder? Was zum Teufel geht im Rat vor?«
    Er musterte sie für einen Moment und entschied sich dann, nicht weiter in sie zu dringen. »Leider können wir das australische Outback nicht ohne eine Finanzierungsermächtigung veräußern, und das läuft eben über den Ausschuss für Innere Angelegenheiten. Wie du weißt, steht Joshua Kravatz, der Ausschussvorsitzende, dem Ansinnen der Phelaner, sich auf der Erde oder irgendwo anders im Sonnensystem niederzulassen, extrem ablehnend gegenüber. Es ist uns bisher auch nicht gelungen, die Gründe für diese Haltung zu ermitteln. Botschafter Sadibayan glaubt, dass er vielleicht religiöse Bedenken hat.«
    Tory schüttelte

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