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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Sternenschiff der Phelaner durchaus umrüsten und mit einer Laserbank bestücken könne, durch die eine Nova als Motor überflüssig würde. Die Befürworter taten diese Behauptungen als Hirngespinste ab und ließen sich ausführlich über die technischen Probleme des interstellaren Raumflugs aus. Kurz vor Mittag begab der Rat, der den Mars vertrat, sich zur Bühne. Er folgte auf einen Gegner der Resolution und hätte sie eigentlich befürworten müssen.
    Der Marsianer begann mit einem Lob für die Weitsicht der Wissenschaftler, die die Starhopper- Raumsonde gebaut hatten. Ohne sie würde es an diesem Tag keine Debatte geben, rief er ihnen in Erinnerung. Vielmehr würden sie die Ankunft des außerirdischen Sternenschiffs in Unkenntnis dessen erwarten, wer oder was an Bord war. Er pries das Genie von Dardan Pierce, die Fähigkeiten von Garth Van Zandt, den Mut von Katherine Claridge und das Wissen von Eli Guttieriz. Nach einiger Zeit wurde klar, dass er nicht die Absicht hatte, auch die Tochter des Mars zu erwähnen, die auf der Galerie saß. Aus seinen Ausführungen zu schließen, hatte Tory Bronson nie existiert.
    Tory traten Tränen in die Augen, und sie blickte mit versteinertem Gesicht stur geradeaus, um diese Gefühlsregung vor einer neugierigen Kamera zu verbergen. Diese Brüskierung, die aus einer völlig unerwarteten Ecke kam, hatte eine Bresche in die sorgfältig errichtete Mauer in ihrem Unterbewusstsein geschlagen. Alle Zweifel, Ängste und Sorgen, mit denen sie in den letzten zwei Jahren konfrontiert worden war, brachen sich wieder Bahn, und es bedurfte ihrer ganzen Willenskraft, sitzen zu bleiben und sich den Sermon des Vertreters ihres Planeten anzuhören. Der innere Aufruhr war aber so groß, dass sie das meiste davon gar nicht mitbekam. Erst als er das Podium verließ, wurde sie sich bewusst, dass er mit keinem einzigen Wort seine Zustimmung zur Resolution bekundet hatte.
    Bevor der nächste Sprecher an der Reihe war, unterbrach Boerk Hoffenzoller die Debatte für eine zweistündige Mittagspause. Dass der Mars-Rat ihm die Unterstützung verweigert hatte, schien ihn zu erschüttern. Tory musste sich erst noch eine Weile sammeln, bevor sie die Galerie verließ und sich der Meute der Reporter stellte, die draußen auf sie wartete.

25
    Als die Lifttüren sich vor Tory öffneten, war sie sofort von Reportern umzingelt. Sie versuchten förmlich, ihr die Mikrofone und Kameras ins Gesicht zu rammen, als sie sich einen Weg durch die dichte Menge in die Freiheit bahnte. »Miss Bronson! Wie würden Sie den aktuellen Stand der Debatte beurteilen? ... Was ist mit der Rede des Mars-Rats? ... Wie werden die Phelaner jetzt reagieren?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie überhaupt sprechen«, murmelte sie.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Ihr Heimatplanet zur Opposition übergelaufen sei?«
    »Ich habe nur gehört, dass Rat Mannheim die Vorzüge des Starhopper- Projekts gepriesen hat. Er hat sich mit keinem Wort gegen die Resolution ausgesprochen.«
    »Aber auch nicht dafür. Möchten Sie einen Kommentar dazu abgeben?«
    »Nur dass Sie Rat Mannheim fragen sollten, wie seine Rede zu verstehen sei. Er spricht für den Mars, nicht mich.«
    »Wie fühlen Sie sich wegen Ihrer persönlichen Brüskierung?«
    »Ich habe keine Brüskierung festgestellt.«
    Sie ignorierte den Rest der herausgeschrienen Fragen, bis ihre Sicherheitsleute sie befreiten. Ein »fliegender Keil« uniformierter Wachleute brachte sie schnell zur U-Bahn-Station, von wo sie zur Botschaft zurückfuhren.
    »Was zum Teufel war da los?«, fragte Tory barsch, als sie ihren Diplomatenkoffer im Wohnbereich auf den Boden warf.
    Maratel stand vor dem Holo-Bildschirm und betrachtete eine Aufnahme ihrer Begegnung mit den Nachrichtenleuten. Tory zuckte bei ihrem wilden Blick und dem grimmigen Gesichtsausdruck zusammen. Maratel beantwortete grollend ihre Frage.
    »Wir sind nicht sicher, was hier vorgeht«, erwiderte Maratel, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Raalwin überprüft gerade seine Quellen. Die Dinge entwickeln sich definitiv nicht wie geplant.«
    »Glauben Sie denn, dass Hoffenzoller uns hintergangen hat?«
    »Es ist noch zu früh, um das zu sagen. Warten Sie den Bericht von Raalwin ab.«
    Fünf Minuten später betrat der Politikexperte den Wohnbereich und bedeutete ihnen, ihm ins Ei zu folgen. Faslorn wartete dort schon auf sie. Neirton fehlte - er arrangierte gerade an der Westküste des Kontinents eine Sonderumfrage. Die Wartezeit, bis die

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