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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Olympus, Mars, zu den im Saal Versammelten sprechen darf. Wenn es keine Einwände gibt — Professor Pierce.«
    Tory hatte das Gefühl, dass Dard sie direkt anschaute, als er zum Podium ging. Dann sagte sie sich, dass sie sich das nur einbildete. Schließlich war sie aus der Perspektive des Sprechers nur ein Schemen hinter einer Glaswand. Sie beugte sich vor, um ihren Exchef auf dem Bildschirm in Augenschein zu nehmen. Sein Gesichtsausdruck erinnerte sie daran, wie er sie zur Teilnahme an den Pokerrunden eingeladen hatte, die die Fachschaft Freitagabends immer veranstaltete. An dem besagten Abend hatte er einen Straight Flush auf die Hand bekommen und krampfhaft versucht, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Meine Damen und Herren des Rats«, hob er an. »Ich bin heute hier, um Ihnen von einer erschreckenden Entdeckung zu berichten, die Kollegen von der Sorbonne gemacht haben. Zuvor ist es jedoch erforderlich, dass ich Ihnen ein paar Hintergrundinformationen gebe. Haben Sie bitte Verständnis dafür. In ein paar Minuten werden Sie klarer sehen.
    In der bisherigen Menschheitsgeschichte war Tau Ceti ein undefinierbarer Stern der Größe 5 m der Spektralklasse 0. Er war etwas kälter als Sol und ein Stern unter vielen, bis er in der Nacht zum 25. August 2001 plötzlich den Himmel erhellte. Viele Menschen betrachteten das als ein Omen, das den Beginn des neuen Millenniums markierte. Und die Astronomen wunderten sich. Sehen Sie, Tau Ceti war wie Sol ein Hauptreihenstern. Das heißt, er befand sich in der Wasserstoffverbrennungsphase seines Lebenszyklus. Es wären ihm noch mehr als fünf Milliarden Jahre geblieben, bis er zu einem roten Riesen angeschwollen wäre und sein Leben schließlich als ein weißer Zwerg beendet hätte. Gemäß der damaligen Lehrmeinung waren Hauptreihensterne keine Nova-Kandidaten. Unsere Vorgänger wurden deshalb von dieser Nova überrascht und vermochten sie sich auch nie zu erklären.
    Wegen des öffentlichen Interesses an Tau Ceti, das durch die Ankunft des phelanischen Sternenschiffs geweckt wurde, beschlossen ein paar Kollegen und ich, die alten Daten noch einmal zu überprüfen. Wir glaubten, dass es uns mit dem in zweihundertfünfzig Jahren erworbenen Wissenszugewinn gelingen würde, das Geheimnis zu lüften, vor dem unsere Vorfahren kapituliert hatten. Diese Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt. Wir haben zwar mehrere Theorien entwickelt, um zu erklären, wie ein Hauptreihenstern zur Nova werden könnte, aber keine dieser Theorien ist sehr plausibel. Zumal unsere Theorien auch nicht durch die Daten gestützt werden, die etliche Besonderheiten aufweisen — auf die ich nun eingehen werde.«
    Dard Pierce bückte sich und drückte einen Knopf am Pult. Sein Gesicht verschwand von Torys Bildschirm und wurde durch eine gezackte Kurve ersetzt. »Was Sie hier sehen, ist das Spektrum der Tau-Ceti-Nova, kurz nachdem die Fernrohre darauf ausgerichtet wurden. Bei der Untersuchung des Spektrums registrierten unsere Vorgänger dann ein Lichtleistungsdefizit des Sterns von zwei Komma fünf Prozent in der Anfangsphase der Explosion. Allgemeinsprachlich ausgedrückt fehlt ein Teil des Lichts, das bei der Explosion des Sterns hätte erzeugt werden müssen.«
    Die Kurve verschwand und wurde durch ein Bild des explodierenden Sterns ersetzt. »Hier haben wir ein Foto, das von einer Orbital-Sternwarte in den ersten Stunden nach dem Ausbruch der Nova stammt. Es gehört zu einer Reihe von Aufnahmen, die auf verschiedenen Wellenlängen gemacht wurden. Und das, meine Damen und Herren, ist ein digital zerlegbares Bild, das auf Daten der vollständigen Beobachtungsreihe basiert...« Die Bildschirmdarstellung änderte sich erneut und zeigte ein anderes Bild des explodierenden Sterns. Die helle Sternenexplosion wies nun eine feinere Textur auf. Wo Tau Ceti zuvor nur ein heller blauweißer Funken gewesen war, war er nun gesprenkelt und hatte eine Textur, die ansatzweise einer Orangenschale ähnelte.
    »Wir haben nun die Entdeckung gemacht«, fuhr Pierce fort, »dass beim Ausbruch der Explosion zwei Komma fünf Prozent der sichtbaren Oberfläche des Sterns durch eine Vielzahl kleiner Objekte überlagert wurden. Dieses Phänomen hatte etwa für sechzehn Stunden Bestand. Anschließend entsprach die Lichtleistung des explodierenden Sterns genau den theoretischen Vorgaben. Wir postulieren, dass die Objekte - was auch immer sie darstellten — von der expandierenden Hülle superheißer Gase verschluckt und somit

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