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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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geschöpft haben?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube eher, dass es genau das ist, worum es sich laut Professor Guttieriz handelt: eine routinemäßige Frage von der Erde, die einer Antwort bedarf. Trotzdem halte ich es für das Beste, wenn wir unseren Zeitplan straffen. Haben wir schon genügend Informationen, um eine Auswahl zu treffen?«
    »Noch nicht. Wir haben zwar schon einen Kandidaten, aber die Psychologen wollen die Beobachtungen noch für ein paar Schichten fortsetzen.«
    »Sag Raalwin, dass er seine Auswertung beschleunigen solle. Wenn sie nämlich die ganze Tragweite der Frage erfassen, die sie mir gerade gestellt haben, stecken wir in der Klemme.«
    »Welche Antwort werdet Ihr ihnen geben?«
    »Dass uns keine Daten bezüglich eines Lichtstärkedefizits der Nova vorliegen. Wir können ihnen dann einreden, dass ihre Instrumente nicht richtig funktioniert hätten.«

15
    Maratel wirkte richtig aufgekratzt, als sie zehn Tage später nach dem Frühstück in den Gemeinschaftsbereich schwebte. »Hätten Sie Lust, sich einmal den Lichtsegel-Anhang anzuschauen?«
    Tory schaute ihre Mentorin mit aller Begeisterung an, die sie in diesem Moment aufzubringen vermochte. Nachdem sie seit zwei vollen Monaten die Touristin gespielt hatte, waren die Details ihrer vielen Besuche im Schiff zu einer langen Sequenz verschmolzen. War es wirklich erst gestern gewesen, als sie der endlosen Zeremonie beigewohnt hatte, der Toten von Phela zu gedenken, oder doch schon vorgestern? Und wie war noch mal der Name dieses Künstlers gewesen, der ihr seine Skulpturen gezeigt hatte? Besonders stolz war er auf seine Replika eines Menschen-Manns a la Michelangelos David gewesen. Sie hatte es freilich nicht übers Herz gebracht, ihn darauf hinzuweisen, dass er die Geschlechtsorgane sehr großzügig proportioniert hatte — jedenfalls was ihre persönliche, eher bescheidene Erfahrung betraf.
    »Ob ich Lust hätte, mir was anzuschauen?«, fragte Tory. Sie war schon mit Kopfschmerzen aufgewacht. Eine Tablette hatte dieses Problem größtenteils behoben, aber auch ein Gefühl der Benommenheit hervorgerufen.
    »Ich dachte mir, dass wir zum anderen Ende des Schiffs gehen, damit Sie einmal sehen, wo die Befestigungsleinen verankert werden. Es ist ein recht eindrucksvoller Anblick. Außerdem hatte Ihr Kapitän ja bereits Interesse an einer Besichtigung bekundet, als er das Schiff im Anschluss daran besichtigte, nachdem wir Ihre Antriebseinheit ins Schlepptau genommen hatten.«
    »Kommt Garth mit uns?«
    »Nein, er ist heute bei Dr. Claridge. Sie besprechen die erforderlichen Schutzmaßnahmen für die Verpflanzung phelanischer Vegetation in die Biosphäre der Erde.«
    Tory nickte. Die Erde würde eine strenge Prüfung verlangen, bevor sie die »Einfuhr« irgendwelcher Pflanzen oder Tiere in die Atmosphäre genehmigte. Und selbst dann wäre noch eine Abstimmung in der Vollversammlung des System-Rats erforderlich, um die üblichen Einwände nach dem Motto »aber nicht in meinem Vorgarten« ad acta zu legen. Weil es den menschlichen Nahrungsmitteln an bestimmten wichtigen Proteinen für den Stoffwechsel der Phelaner fehlte - was umgekehrt auch für die Verwertbarkeit der Aliennahrung durch die Menschen galt —, war das die einzige Möglichkeit, wenn eine Kolonie gegründet werden sollte. Es würde nämlich einen viel geringeren Aufwand erfordern, Nahrungsmittel anzubauen als die erforderlichen Zusatzstoffe zu synthetisieren, wie die Küchenchefs der Far Horizons es bei der menschlichen Verpflegung taten.
    »Wenn wir schon zum anderen Ende des Schiffs gehen, könnten wir doch auch einen Zwischenstopp bei den Wasserfällen einlegen?«
    »Wenn Sie wünschen.«
    Tory, ein Kind des Mars, wurde von der Vorstellung frei fließenden Wassers fasziniert. Die trägen Flüsse, die sie auf ihren bisherigen Reisen gesehen hatte, waren nun nichts Besonderes mehr, aber die beiden einen halben Kilometer hohen Wasserfälle am anderen Ende des Schiffs waren nach wie vor ehrfurchtgebietend für sie. Sie hatte schon oft zu dem kilometerweit entfernten, sensationellen Zwillingswasserfall geschaut, der sich von der Hauptachse ergoss, und sich das Tosen vorzustellen versucht, mit dem das Wasser in einer weißen Gischtwolke herabstürzte. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, ihn zu besichtigen, schien ihr immer wieder etwas dazwischenzukommen.
    »Also, gehen wir.«
    Maratel führte sie durch den inzwischen vertrauten Irrgarten aus Gängen zum Lift. Anstatt zum

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