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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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würden die Steigung niemals bewältigen.
    Maratel näherte sich einer schweren Doppeltür. Sie schwang bei ihrer Annäherung zurück, als ob jemand von drinnen ihr Erscheinen beobachtet hatte. Hinter der Tür befand sich eine große Abteilung in der Form eines Tortenstücks, die mit geschäftigen Phelanern angefüllt war. An den Wänden der Abteilung hingen Bildschirme, die Szenen aus allen Bereichen des Schiffs zeigten. Tory sah Durchgänge, mit Maschinen bestückte Abteilungen und Panoramablicke ins Innere des Habitats. Eine Außenansicht gab es auch - einschließlich einer Abbildung, die eine winzige, mit dem Sternenschiff synchronisierte Starhopper zeigte.
    Tory blieb aber keine Zeit zum Gucken. Maratel führte sie über eine ansteigende Rampe zu einer weiteren Tür. Sie öffnete sich ebenfalls bei ihrer Annäherung. Dahinter befand sich ein zwielichtiger Raum mit einer einzelnen massiven Konsole. Vor einem Holobildschirm, der vom Boden bis zur Decke reichte, zeichnete sich die Silhouette eines Wesens ab, das dort auf sie wartete. Es war Faslorn, der vor der Konsole stand.
    »Willkommen in der Kommandozentrale«, sagte der Kommandant der Phelaner.
    »Welchem Umstand verdanke ich diese einmalige Ehre?«, fragte sie stotternd. Soweit sie wusste, war bisher keinem anderen Mitglied ihrer Gruppe Zutritt zur Brücke der Far Horizons gewährt worden. Entsprechende Anfragen waren immer ebenso höflich wie ausweichend beschieden worden.
    »Ich habe Maratel gebeten, diesen Besuch zu arrangieren, weil ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten möchte.«
    »So?«
    Faslorn machte die phelanische Geste der Zustimmung. »Wir Phelaner wissen viel über Ihre Spezies. Ich glaube, dass wir das in den letzten Monaten auch hinreichend unter Beweis gestellt haben.«
    »Das haben Sie wirklich.«
    »Doch in unserer Eigenschaft als Außerirdische werden wir Sie wohl nie so gut kennenlernen, wie Sie sich selbst kennen. Deshalb ist uns seit Jahrhunderten bewusst, dass, wenn wir in Ihrem System einen Zufluchtsort finden wollen, wir talentierte Menschen für unsre Sache gewinnen müssen. Keine »Mietlinge, sondern aufrichtige Verfechter unsrer Sache. Wir würden Sie gern als unseren Fürsprecher gewinnen.«
    Tory blinzelte. »Wieso gerade ich?«
    »Sie empfinden eine große Empathie für uns und stehen unserer Sache wohlwollend gegenüber. Sie sind zudem mit einem Computer-Implantat ausgestattet und kennen sich mit den Gesetzen der Menschen aus. Von den vier Menschen, die wir bisher kennengelernt haben, sind Sie bei weitem die beste Kandidatin.«
    »Es gibt wahrscheinlich Millionen Menschen auf der Erde, die Ihren Anforderungen eher entsprächen — Menschen, die von Beruf wegen Lobbyisten sind. Sobald Sie die Erde erreichen, werde ich die besten für Sie aussuchen.«
    »Solche Leute benötigen wir natürlich auch. Aber sie wären dann nur Angestellte. Wir brauchen jedoch einen Verbündeten. Laut unseren Extrapolationen sind Sie vielleicht die beste Verbündete, die wir jemals haben werden. Auf jeden Fall können wir nicht länger warten. Ihr Kapitän und ich haben bereits über Ihre Rückkehr zur Erde gesprochen.«
    »Haben Sie? Mit uns hat er aber noch nicht darüber gesprochen.«
    »Die Entscheidung, eine Rückreise zu planen, wurde vor weniger als einer Stunde getroffen. Vielleicht wird er es Ihnen heute Abend mitteilen. Wenn Sie gehen, werden jedenfalls ein paar von uns im Kälteschlaf mitkommen. Deshalb müssen wir unseren Fürsprecher noch vor dem Start auswählen.«
    »Warum?«
    »Aus guten und überzeugenden Gründen, die Ihnen schon noch klar werden, wenn Sie unser Angebot akzeptieren. Werden Sie uns nun helfen, Ihre Leute davon zu überzeugen, uns Zuflucht zu gewähren?«
    Tory zögerte. Die Wahrheit war, dass sie die Phelaner inzwischen sympathisch fand. Sie waren in ihrer eifrigen Mimikry der menschlichen Kultur wie junge Hunde. Nur dass Faslorn sehr wenig Ähnlichkeit mit einem jungen Hund hatte. Er wirkte auf einmal viel distanzierter, als sie ihn bisher erlebt hatte. Nein — er wirkte noch fremdartiger. Es war, als ob der dünne Firnis menschlicher Verhaltensweisen plötzlich abgeblättert wäre und einen originär phelanischen Kern freigelegt hätte.
    Sie stellte ihm eine entscheidende Frage: »Was, wenn ich mich bereit erklären würde, Sie zu vertreten, und dann feststellen würde, dass Ihre Interessen denjenigen der Menschheit zuwiderlaufen? Ich würde meine Leute nie verraten, Faslorn.«
    »Die Frage des Verrats wird sich

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