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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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überhaupt nicht stellen«, versicherte er ihr. »Im Gegenteil, indem Sie uns dienen, werden Sie auch Ihren eigenen Leuten dienen.«
    »Sie beziehen sich natürlich auf die fortgeschrittene Technologie, die Sie uns als Gegenleistung für die Aufnahme auf unseren Welten überlassen werden.«
    »Das und noch wichtigere Dinge.«
    »Sie nehmen den Mund aber ziemlich voll. Können Sie das auch belegen?«
    »Sollten Sie unser Angebot akzeptieren, verspreche ich Ihnen, dass Sie die Wahrheit erfahren werden, noch bevor Sie diese Kammer verlassen. Nehmen Sie nun an?«
    »Ich möchte noch um Bedenkzeit bitten.«
    »Es tut mir leid, aber wir brauchen Ihre Antwort sofort. Es gibt noch so vieles, das wir Sie lehren müssen, und wir haben nur noch so wenig Zeit.«
    Tory schluckte. Sie hätte das vorher gern mit den anderen besprochen, aber Faslorn brachte unterschwellig zum Ausdruck, dass er ihr das nicht gestatten würde. Die Wahrheit war, dass sie daran glaubte , den Phelanern Zuflucht zu gewähren. Bei der Phase der Fremdenfeindlichkeit, die die Erde zurzeit durchlief, wäre es schwierig genug, den >Asylantrag< der Flüchtlinge der Far Horizons durchzubekommen. Und er würde vielleicht überhaupt nicht genehmigt werden, wenn man die Aliens sich selbst überließ. Ihre Fähigkeit, die Menschen zu imitieren, erinnerte sie an das alte Märchen vom Hund, der ein paar Wörter knurren konnte: Dass er sehr undeutlich sprach war weniger bedeutsam als die Tatsache, dass er überhaupt sprach.
    Falls sie sich als Botschafterin der Phelaner bei der Menschheit verpflichten sollte, wäre sie vielleicht das Zünglein an der Waage. Sie erlegte sich auch keine falsche Bescheidenheit auf, was ihre Fähigkeiten betraf. Ja, sie war kompetent und hatte auf allen Gebieten reüssiert, auf denen sie sich bisher betätigt hatte. Als ihr Fürsprecher würde sie weit überdurchschnittliche Ergebnisse für sie erzielen. Konnte es denn ein größeres Ziel im Leben geben, als dieser Schiffsladung freundlicher Außerirdischer zu helfen, die aus der Kälte und Dunkelheit des interstellaren Raums zu ihnen kamen?
    Sie kalkulierte ihre Optionen und wurde sich bewusst, dass sie im Grunde kaum welche hatte. Es war, als ob das Schicksal sie auf dem längsten Abschnitt ihres Lebenswegs bis zu diesem Punkt gesteuert hätte. Sie biss sich auf die Unterlippe, atmete tief durch und nickte schließlich. »Auf der Grundlage Ihrer Zusicherung, dass ich damit auch meinen Leuten helfe, akzeptiere ich Ihr Angebot. Wann fangen wir an?«
    »Sofort«, sagte der Kommandant der Far Horizons. Er drückte einen Knopf, und das Licht wurde gedämpft. Sofort erhellte sich der große Holobildschirm hinter ihm. In seiner »Pseudo-Tiefe« leuchteten tausend kalte, entfernte Sterne. Im Vordergrund sah man tief gestaffelte Formationen zylindrischer Gebilde, die vom Sternenlicht trübe illuminiert wurden. Ein Gefühl der Verwirrung sprudelte wie ein Geysir in Tory empor. Jeder Zylinder sah genauso aus wie die Far Horizons während des Anflugs, nur dass es bei ihnen keinerlei Anzeichen von Lichtsegeln gab.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte sie und starrte perplex auf die Szene.
    Dann ertönte in der Nähe die körperlose Stimme von Faslorn. »Sie sehen die Dritte Phelanische Flotte, etwa sechs Jahre hinter uns.«
    »Wovon reden Sie überhaupt? Die anderen drei Schiffe Ihrer Flotte sind doch zu anderen Sternsystemen unterwegs.«
    »Die Geschichte der vier Schiffe ist frei erfunden. Genauso wenig hat es jemals eine Zeit der Fährnisse gegeben. Das ist reine Fiktion.«
    »Und wieso diese Lügen?«
    »Um Sie davon abzuhalten, ein paar ziemlich offensichtliche Fragen zu stellen«, erwiderte Faslorn. »Zum einen, wieso eine Rasse mit unserem industriellen Potenzial nur vier Evakuierungsschiffe zu bauen vermochte — bei einer Vorwarnzeit von fünfzig Jahren bis zur Nova. Außerdem wollten wir Ihre Sympathie für unsere Sache gewinnen.«
    »Dann sind also keine drei weiteren Schiffe zu anderen Sternsystemen unterwegs?«
    »Das ist zumindest keine vollständige Lüge, Tory. Weil die drei Schiffe in Wirklichkeit drei Flotten sind. Vor sich sehen Sie einen kleinen Teil der Flotte, der die Far Horizons als Scout vorausfliegt.«
    Tory schnürte sich förmlich die Kehle zu, als sie die nächsten Worte hervorbringen wollte. »Wie viele?«, fragte sie mit einem Krächzen.
    Faslorn musterte sie mit stetem Blick, während sie wie hypnotisiert auf die düster glühenden Formen auf dem Holobildschirm

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