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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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starrte.
    »Die Dritte Flotte umfasst etwas mehr als zweiundzwanzigtausend Schiffe.«
    »Und die Anzahl Phelaner, die zu Sol unterwegs sind?«
    »Bei der letzten Volkszählung belief die Population der Flotte sich auf drei Milliarden Individuen.«

16
    Tory spürte, wie Wut sich in ihr aufstaute. Sie fasste es einfach nicht, dass sie die Menschen so lange studiert und doch nicht die geringste Ahnung von ihnen hatten. Hatten sie aus der jahrhundertlangen Abhörtätigkeit denn gar nichts gelernt? Die Erde steckte tief im Sumpf einer Isolationspolitik, und der Mars diente mit Mühe und Not als Lebensraum für die 250 Millionen Menschen, die ihn derzeit besiedelten. Tory hatte sich in den letzten Wochen vor Sorge schier verzehrt, dass die Erde die armseligen hunderttausend Flüchtlinge der Far Horizons abweisen könnte! Was glaubte Faslorn wohl, wie die Erdbewohner reagieren würden, wenn sie erfuhren, dass er nur die Vorhut von zweiundzwanzigtausend weiteren Schiffen war?
    Sie versuchte den letzten Rest an Selbstbeherrschung zu wahren. »Seid ihr denn völlig verblödet?«
    »Ich hoffe doch nicht«, sagte der phelanische Kommandant. Wenn er den tödlichen Blick bemerkte, den sie ihm zuwarf, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Seine äußere Gelassenheit hatte dann auch die gewünschte Wirkung auf Tory. Mit jedem tiefen Atemzug wurde sie etwas ruhiger.
    »Faslorn, nehmen Sie doch Vernunft an, verdammt noch mal! Die Erde kann keine drei Milliarden zusätzlicher Mäuler stopfen, selbst wenn sie das wollte. Dazu hat sie einfach nicht die Ressourcen. Und der Mars auch nicht. Es würde uns schon schwerfallen, die Besatzung nur eines Schiffs umzusiedeln — von der ganzen verdammten Flotte gar nicht erst zu reden. Wir würden alle verhungern!«
    »Wir erkennen durchaus die Tragweite des Problems und wünschten auch, dass wir uns Ihnen nicht hätten aufdrängen müssen - aber es bleibt uns eben nichts anderes übrig.«
    »Wir werden kämpfen, wenn Sie versuchen, uns auf den Leib zu rücken.«
    Faslorn schaute sie unverwandt an. »Ich hoffe, dass es dazu nicht kommen wird. Die Far Horizons ist nur der Späher der Dritten Flotte. Wir genießen das Privileg, uns der Menschheit zu offenbaren, auf dass diejenigen, die uns folgen, unser Schicksal unter Beobachtung halten. Wenn friedliche Mittel versagen, sind sie bereit, andere einzusetzen.«
    »Drohen Sie etwa mit Krieg?«
    »Krieg ist gewiss eine Option«, bestätigte Faslorn. »Sie können sich nicht vorstellen, was für eine mächtige Waffe selbst ein einzelnes Lichtsegel sein kann. Wir haben mehrere Szenarien durchgespielt. Leider bietet uns keines dieser Szenarien die Möglichkeit, eine einheimische Spezies auf ihrem Territorium zu unterwerfen. Wir könnten die Menschheit wohl ausrotten, aber sie nicht unterwerfen.«
    »Verdammt richtig!«, knurrte Tory. Im nächsten Moment wunderte sie sich über den plötzlichen Adrenalinschub. Es war nicht so sehr die Angst als vielmehr der Ruf zu den Waffen, der sie mobilisierte. Die Heißblütigkeit, die sie plötzlich überkam, war das Vermächtnis von tausend Generationen kriegerischer Vorfahren.
    »Und wenn wir die Menschheit ausrotten, würden wir leider auch den größten Teil des Lebens auf den Welten auslöschen, die wir zu beerben trachten. Die Erde würde unsere Kolonie dann nicht mehr unterstützen. Es wäre ein Pyrrhussieg.« Faslorn gab einen Ton von sich, von dem Tory wusste, dass er die Entsprechung eines menschlichen Seufzers war.
    »Wenn Ihre Leute uns abweisen, wären wir gezwungen, etwas viel Schlimmeres zu tun als Krieg zu führen.«
    »Was könnte wohl schlimmer sein als Krieg?«, fragte Tory, deren Zorn plötzlich durch Neugier verdrängt wurde.
    »Sie müssen wissen, Victoria Bronson, dass unser Stern doch kein Opfer der Sternenevolution wurde. Die Reaktion, die Tau Ceti zerstörte, wurde künstlich hervorgerufen. Es verhält sich nämlich so, dass wir Phelaner unseren Stern selbst zerstört haben.«
    »Ihr habt euren eigenen Stern zerstört?«
    Faslorn machte eine bejahende Geste. »Diejenigen, die die Nova-Reaktion auslösten, gehörten einer Splittergruppe an, die wir als »Usurpatoren bezeichnen. Ich will an dieser Stelle nicht versuchen, Ihnen ihre Beweggründe darzulegen, weil kein Mensch sie verstehen würde. Selbst wir, die wir außerhalb der sozialen Bezüge der Phelaner aufgewachsen sind, haben Schwierigkeiten, die Motive nachzuvollziehen, die schließlich zur Zerstörung von Ceti führten. Es

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