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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Staatsbürgerflügel der Krankenstation gestattet werden müsse. Der Mann log, gewann letztlich aber doch, weil dies der einfachste Weg war, ihn endlich zum Schweigen zu bringen. Schlecht gelaunt trollte er sich also wieder aus dem Behandlungszimmer und verfluchte dabei sämtliche Ärzte quer durch das Kaiserreich als einfältiges und gewissenloses Pack.
    Schließlich entließen die Auszubildenden Publius Servillius, einen ehemaligen Legionär der Neunten Division, dem vor zwei Tagen von einem Bullen der Oberschenkel durchbohrt worden war. Zum Zeitpunkt der Verletzung hatte die Wunde stark geblutet, hatte sich dadurch aber wiederum auch selbst gereinigt und heilte nun gut und ohne unnötige Infektionen.
    Theophilus gab Anweisungen zur weiteren Versorgung des Mannes und den Befehl, dass dieser täglich wiederkehren solle, damit seine Verbände gewechselt würden; und noch ehe sein Gehilfe die heiklen Verhandlungen bezüglich der Bezahlung von Servillius’ Behandlung beendet hatte, war Theophilus bereits wieder verschwunden. Die Kosten würden erheblich sein, sicherlich. Denn Theophilus’ rasches und effektives Abbinden der Wunde hatte dem Mann das Leben gerettet, und sie beide wussten das. Hinzu kam jedoch, dass Servillius diversen Mädchen aus den Eingeborenenstämmen ein Kind gemacht hatte, und diese Mädchen waren bislang nie in der Lage gewesen, für ihre Versorgung aufzukommen, wenn sie - zu dünn und zu jung - in das Hospital kamen, um dort ihre Kinder zu gebären.
    Theophilus’ Gehilfe war ein junger Mann vom Stamme der Trinovanter, der ein Talent für Zahlen besaß, das den Arzt ebenso überraschte, wie es seine Stammesangehörigen in Erstaunen versetzte. Seine Gabe, zivilisiert mit jenen Männern umzugehen, die regelmäßig seine Mutter, Tanten und Schwestern vergewaltigten, war dagegen weniger ausgeprägt, doch er lernte allmählich, dass es andere und sicherere Vergeltungsmaßnahmen gab, als diesen Männern das Messer eines Essbestecks in die Eingeweide zu rammen, und dass er in Theophilus genau das richtige Vorbild gefunden hatte, weshalb sich dieses Lernziel zu erreichen lohnte.
    Als der Arzt den Raum verließ, hörte er gerade noch, wie die Summe von eintausend Sesterzen genannt wurde, mehr als der Jahreslohn eines Legionärs. Und er hörte auch die Anfänge von Servillius’ Versuch, den Gehilfen dahingehend einzuschüchtern, dass dieser die Forderungen etwas reduzierte. Theophilus winkte demjenigen seiner beiden Auszubildenden, der näher bei ihm stand, einem rundlichen, rothaarigen Jugendlichen, der es perfekt verstand, eine Gänsefettsalbe glatt zu rühren, jedoch noch lernen musste, bei welchen Gelegenheiten man diese eigentlich verwendete.
    »Erinnere Jung Gaius doch bitte mal daran, dass er möglicherweise vergessen hat, die Kosten für das Verbinden auf die Rechnung zu setzen, und vielleicht möchte er die Summe ja ohnehin noch einmal ganz neu berechnen. Ich denke doch, dreihundert zusätzliche Sesterzen wären da durchaus angemessen. Und sag ihm außerdem, dass er nicht vergessen soll, Veteran Servillius für den regelmäßigen Wechsel seiner Verbände einzuplanen, ansonsten könnte dessen Bein noch immer dem Wundbrand zum Opfer fallen, vielleicht verlöre er sogar sein Leben. Es wäre doch wirklich ein maßloses Unglück, wenn das dann auf den Schultern eines Gehilfen lasten würde.«
    Theophilus schloss seine Anweisungen mit jenem kühlen, zurückhaltenden Lächeln, wie es sich für einen Gelehrten gebührte. Der korpulente Auszubildende, der in dieser Hinsicht weniger Beschränkungen unterlag, erlaubte sich ein rasches Grinsen der unverhohlenen Häme, allerdings nur für einen kurzen Augenblick, und marschierte dann mit lobenswert gleichmütiger Miene durch den Raum, um seine Nachricht zu überbringen. Einen Moment später hörte Theophilus jenen Mann, dessen Bein und Leben von dem fortwährenden Wohlwollen des Arztes abhingen, einem Zahlungsplan zustimmen, der nicht nur die Gesundheit und das Leben seiner diesjährigen Nachfahren und ihrer Mütter sichern würde, sondern auch noch für den Rest des Jahres die Kosten für die Unterkünfte Theophilus’ und seiner Mitarbeiter deckte. Das war ein besserer Start in den Morgen, als Theophilus es erwartet hätte.
    Die Station für die Nicht-Staatsbürger war klein und fensterlos. Zwar war sie noch nicht allzu überfüllt, doch andererseits waren ja auch die Steinbrüche noch nicht eröffnet, die Bauarbeiten an dem Tempel, für die sie den

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