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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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diese Männer scharf im Auge behalten und alle nur irgend notwendigen Schritte unternehmen, um sicherzustellen, dass sie keinen Gewinn aus dem Fleisch und Blut meines Volkes ziehen.«

XX
     
    Auf dem Frühjahrspferdemarkt herrschte ein Gedränge wie auf einem Schlachtfeld, und es ging mindestens ebenso laut dabei zu. Der umliegende Wald bildete eine Art ringförmige Mauer, die sämtliche Geräusche wieder nach innen zurückwarf; einzig die breite Schneise des Karrenpfades, der im Südosten verlief, durchbrach den Kreis von Bäumen.
    Innerhalb des Waldgürtels lag ein zweiter Ring aus gesammeltem Feuerholz, und dieser wiederum umschloss einen dritten, aus den Zelten und den über Stangen drapierten Fellen und Häuten der Händler bestehenden Kreis, der sich in der Morgendämmerung wie ein Flickenteppich ausnahm. Auch die Zelte und Häute warfen das Gebrüll der Marktleute wie ein Echo zurück und empor, bis die Krähen Anstoß daran nahmen und unter entrüstetem Krächzen den Wald verließen, und selbst die Rotkehlchen, die sich gern an den Feuern niedergelassen hätten, um ein paar Brotkrumen zu ergattern, die Flucht ergriffen.
    Im Inneren dieser drei Ringe hatte sich eine unübersehbar große Schar von Händlern versammelt; sie mussten zu hunderten und aberhunderten gekommen sein, wenn auch vielleicht nicht mehr zu den tausenden, die in früheren Zeiten Jahr für Jahr hierher gefunden hatten und für die der Platz ursprünglich angelegt worden war. Die Eceni waren einzeln oder paarweise von jeder der über die Territorien verstreuten Siedlungen angereist, um die Arbeitserzeugnisse eines Winters zu verkaufen; die Gallier und Bataver, die Iberer, Mauretanier, Latiner und Römer waren mit ihren gemieteten Karren und Lastwagen von den an dem großen Fluss im Süden gelegenen Seehäfen heraufgekommen, und sie hatten nur ein einziges Ziel vor Augen, nämlich ihre über den Ozean verschifften Waren so teuer zu verkaufen, wie sie nur irgend konnten - oder genauer gesagt: möglichst wenig von ihrer Ware herzugeben und möglichst viel dafür in Tausch zu nehmen.
    Darüber waren sie sich alle einig, das war eine ausgemachte Sache zwischen ihnen und verlieh dem Feilschen und Handeln erst den rechten Reiz. Und immer verbrachten sie den ersten Tag des Marktes damit, sich unmögliche Ziele zu setzen, und während der nächsten beiden Tage passten sie ihre Vorstellungen dann Schritt für Schritt den tatsächlichen Gegebenheiten an, bis sie sich schließlich Preisgeboten näherten, die die Kunden möglicherweise gelten lassen würden.
    Der Ort, an dem der Pferdemarkt stattfand, lag weniger als einen halben Tagesritt von Tagos’ Siedlung entfernt, aber Breaca war dennoch erst ziemlich spät eingetroffen, als fast alle Standplätze bereits vergeben gewesen waren. Während sie ihre Packpferde am Zügel durch das Getümmel führte, machte sie zweimal die Runde um die weite, offene Lichtung, bis sie endlich eine freie Stelle fand, die sich für ihre Zwecke eignete. Dort breitete sie die rotbraune Decke aus Pferdeleder aus, auf der ihre Metallarbeiten besonders vorteilhaft zur Geltung kamen, und machte sich dann daran, jene Waren auszupacken, die sie den Winter über produziert hatte.
    »Hast du schon die Sklavenhändler entdeckt? Die, von denen Theophilus dir erzählt hat?«
    Es war Graine, die ihr diese Frage stellte, während sie sich auf das feuchte Gras hinter der Pferdedecke niederließ. Sie pflückte gerade Gänseblümchen und Butterblumen, um ein Halsband für Stone daraus zu flechten, der dicht neben ihr lag. In Anbetracht der Tatsache, dass Cunomar verschwunden war, hatte Breaca den Hund im Laufe des Winters noch intensiver und gezielter abgerichtet, so dass er mehr denn je zuvor Graines Beschützer geworden war. Ihre Tochter war in letzter Zeit ein ganzes Stück gewachsen, hatte jetzt mehr von einer jungen Frau an sich als von einem frühreifen Kind, aber noch immer reichte ihr der Hund fast bis zur Schulter, so dass sie den Arm um ihn legen und sich an seinen breiten Rücken anlehnen konnte. In genau dieser Haltung waren sie auch zusammen durch das Marktgetümmel geschlendert und hatten sich zwischen den Zelten und Verkaufsständen umgeschaut.
    Es war interessant gewesen, die beiden zu beobachten: Stone war beigebracht worden, dass jeder, der von Graine nicht als Freund vorgestellt wurde, ein potenzieller Feind war, und von denen gab es auf dem Markt jede Menge. Ganz gleich, wie fremdländisch die versammelten Händler auch

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