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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Halskette aus unbearbeitetem, auf eine Schnur aus Elchleder aufgezogenem Bernstein, die mehr wert war als ihr gesamter Vorrat an Amuletten, ferner ein Häutemesser, das sie eigentlich gar nicht brauchte, sowie eine dunkel gescheckte, trächtige Jagdhündin, die so kurz vor der Geburt ihrer Jungen stand, dass man die ungeborenen Welpen in ihrem Bauch schon gegen ihre Flanke treten sehen konnte.
    Besser noch als jedes erfolgreiche Tauschgeschäft war jedoch, dass Breaca die acht stillen, wachsamen Männer durchschaut hatte, die um das einzelne, unweit von ihrem Stand brennende Feuer herum saßen.
    Die latinischen Sklavenhändler, vor denen Theophilus sie gewarnt hatte, waren wahrlich ziemlich auffallend in ihrer Selbstgefälligkeit. Drei von den acht trugen Kurzschwerter von der Größe und Machart, wie sie bei den Legionen üblich waren, und zwei der Männer trugen Kettenpanzer, die dick genug waren, um einen geschleuderten Speer am Ende seiner Flugbahn abprallen zu lassen und in eine andere Richtung umzulenken.
    Die Übrigen dagegen waren weder bewaffnet, noch trugen sie Kettenhemden. Hätten sie sich mit derart unzureichendem Schutz in die Gebiete westlich der hohen Berge vorgewagt, so hätten sie mit Sicherheit nicht mehr lange zu leben gehabt; einer nach dem anderen wären sie zwischen Sonnenuntergang und Mondaufgang, noch ehe es vollkommen dunkel geworden wäre, ermordet worden. Hier dagegen, in den Niederungen des Ostens, wo die Vergeltungsmaßnahmen für den Tod eines jeden unter der Schirmherrschaft Roms stehenden Mannes ganze Familien auslöschen würden, lebten sie in so großer Sicherheit, wie die Legionen sie ihnen nur irgend verleihen konnten.
    Die Sklavenhändler entfachten ihr eigenes Feuer, als der letzte Tag des Marktes zur Neige ging und allmählich Ruhe einkehrte, und auch ihr Essen kochten sie für sich alleine. Überall sonst wurden, als die Sonne den westlichen Horizont berührte, die großen Bratgruben geöffnet. Langsam breiteten sich die sich miteinander vermischenden Wohlgerüche von Hase, Schwein und Wild in der windstillen Abendluft aus und zogen von Westen nach Osten, so dass die Gruppen und Grüppchen lebhaft schwatzender Männer und Frauen ringsumher nach und nach in Schweigen verfielen, während die Geschichten über die einzigartigen Schnäppchen und Gelegenheitskäufe des Tages in den Hintergrund traten und der Genuss des Essens den Vorrang gewann.
    Breacas Marktstand befand sich am östlichsten Rand des Platzes, wo eine leichte Brise wehte, die die köstlichen Bratendüfte fern hielt. Sie saß mit dem Rücken zu den Sklavenhändlern und schaute zu, wie andere sich ihren Weg zu Ardacos’ Bratgruben bahnten. Ein schlanker Mann, dessen beide Unterarme bis hinauf zu den Ellenbogen mit den eingebrannten Echsenzeichen der Coritani-Krieger bedeckt waren, blieb hinter den anderen zurück und kratzte sich so auffallend lange und ausgiebig am Kopf, wie es wahrscheinlich selbst bei Läusebefall nicht nötig gewesen wäre. Nach einer Weile, als scheinbar niemand auf ihn achtete, schlenderte er zum Waldrand hinüber und blieb dort stehen, um gegen einen Baum zu urinieren. Einige Augenblicke später trat er hinter den Baum und kehrte nicht wieder zurück.
    Die acht Sklavenhändler, die um das kümmerliche Feuer herumsaßen, sahen sich durch sein Verschwinden ganz offenbar genötigt, ihre Mahlzeit in aller Eile zu beenden. Der größte von ihnen, der eine Brosche in Form eines springenden Lachses an seiner Tunika trug, wischte sich die Hände am Gras ab und kippte dann einen Beutel mit Goldmünzen aus, um sie zu zählen.
    Breaca kehrte dem Mann den Rücken zu und griff nach drei Zäumen mit Gebissstangen aus Eisen, die in ihrer Nähe lagen. Sie reichte Graine das Zaumzeug und sagte - nicht übertrieben laut, aber doch immer noch deutlich genug, um am Nachbarfeuer gehört zu werden: »Könntest du das hier zu Airmid bringen? Sie braucht es, um das neue Stutenfohlen in einigem Abstand von den Hengstfohlen anzubinden.«
    Doch es gab überhaupt kein neues Stutenfohlen. Graine öffnete denn auch prompt den Mund, um ihren Einwand laut kundzutun, klappte ihn dann, als sie begriff, jedoch sofort wieder zu. Es kostete sie eine solche Anstrengung, nicht über ihre Schulter zu den Sklavenhändlern hinüberzuschielen, dass sie die Augen weit aufriss. »Soll ich Stone mitnehmen?«, fragte sie. »Oder wirst du ihn brauchen?«
    Breaca grinste. Für einige letzte Augenblicke waren sie und ihre Tochter wieder die

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