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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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behilflich zu sein, seine Leiche wieder in die Siedlung zurückzutransportieren, damit wir ihn dort in der gebührenden Form betrauern könnten. Und ich wollte sie außerdem um ihre Unterstützung bitten, jene ausfindig zu machen, die für seinen Tod verantwortlich sind. Wenn die Römer uns somit also bloß als Hinterbliebene betrachten und nicht als die Schuldigen, werden sie auch nicht ihre Legionen aussenden, damit diese als Rache für Philus’ Tod wiederum unsere Siedlung zerstören.«
    Cunomar grinste ein wenig spöttisch. »Ich denke nicht, dass irgendetwas in dieser Art beschlossen worden ist. Ich denke eher, dass drei Tage und drei Nächte lang darüber gestritten wurde und du letztlich nur deshalb deinen Willen hast durchsetzen können, weil du eben die Bodicea bist. Wenn du dich einmal in irgendetwas festbeißt, und sei es auch eine so selbstmörderische Sache wie diese hier, dann können dich ja nicht einmal mehr Ardacos, Cygfa, Dubornos und Airmid zusammen noch davon abbringen.«
    »Und trotzdem warst du der Einzige, der sich nicht dagegen ausgesprochen hatte. Warst du denn nicht ebenfalls ihrer Meinung?«
    »Doch, natürlich war ich ihrer Meinung. Es ist doch der helle Wahnsinn, wenn du nach Camulodunum reist. Denn wenn Rom dir nicht glaubt, wirst du die Erste sein, die stirbt. Wer soll dann noch das Kriegsheer anführen? Meinst du etwa, die Krieger würden sich auch unter Ardacos versammeln oder unter dem Sohn der Bodicea, den sie noch nicht einen einzigen Speerkämpferverband in eine Schlacht haben führen sehen? Ich jedenfalls glaube das nicht. Kein Königsreif, egal, wie wunderschön dieser auch gefertigt sein mag, könnte sie dazu bewegen, mir das gleiche Vertrauen zu schenken, das sie dir entgegenbringen.«
    Cunomar war keineswegs verbittert, sondern er sprach die Wahrheit einfach nur so aus, wie er sie sah, und womöglich hatte er damit sogar Recht. Er nahm einen kleinen Kieselstein auf und warf ihn nach einer Krähe, die den kastanienbraunen Junghengst ärgerte. »Und normalerweise hätte ich mich auch tatsächlich gemeinsam mit den anderen dagegen ausgesprochen. Aber ich bin dein Sohn. Ich weiß, wann der Punkt gekommen ist, an dem du dich nicht mehr umstimmen lässt. Die Kaledonier haben mich gelehrt, meinen Atem niemals auf Auseinandersetzungen zu verschwenden, die man doch nicht mehr gewinnen kann.« Nun grinste er nicht mehr. Er kannte Breaca wahrlich gut. »Ist das also dein Geschenk«, fragte er, »dass du dich nun doch nicht auf den Weg nach Camulodunum machst?«
    Sie nickte. »Dass ich mich nun doch nicht auf den Weg nach Camulodunum mache und folglich dich bitte, an meiner statt zu reisen. Du bist der Sohn des Königs. Du beherrschst die lateinische Sprache genauso gut wie ich. Du hast den Mut und die innere Stärke, um zu sagen, was gesagt werden muss. Denn wenn ich schon nicht selbst gehen kann, und es scheint, als ob die Götter und die Träume - und der gesunde Menschenverstand - in der Tat dagegen wären, bist du die beste Alternative. Aber vielleicht warst du auch ohnehin und von Anfang an die bessere Wahl. Wenn ich dich also darum bitten würde, würdest du dann in Camulodunum dein Leben riskieren? Für uns? Für mich?«
    Die Stammesältesten der Kaledonier hatten zweifellos gute Arbeit geleistet. Denn nur, weil er ihr Sohn war, vermochte Breaca hinter Cunomars Blick noch ein vages Aufblitzen unverhohlener Freude zu erkennen. Von außen betrachtet behielt er den ihm anerzogenen, gelassenen Gesichtsausdruck bei, und ebenso gemessen fiel auch seine Antwort aus. »Ich wäre dankbarer, als ich mit Worten auszudrücken vermag«, entgegnete er. »Möchtest du mir nicht verraten, was dich dazu veranlasst hat, deine Meinung doch noch zu ändern?«
    »Airmid. Und dann Ardacos, und anschließend Dubornos und Cygfa zusammen, und zum Schluss noch einmal Airmid. Sie alle kennen mich bereits aus jener Zeit, die noch vor deiner Geburt liegt. Was vielleicht auch der Grund ist, weshalb sie der Ansicht waren, dass man mich zuweilen - und selbst nachdem ich bereits einen Entschluss gefasst habe - doch noch einmal umstimmen kann.«
    »Haben sie denn auch vorgeschlagen, dass an deiner Stelle ich gehen sollte?«
    »Wohl kaum. Sondern jeder Einzelne von ihnen hatte angeboten, diese Verantwortung allein auf sich zu nehmen, so wie auch ich es ursprünglich geplant hatte. Es könnte den Tod bedeuten, wir alle wissen das; und darum würde auch keiner von ihnen diese Bitte jemand anderem antragen. Mit der

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