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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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nun weißlich und wie durchweicht wirkten, so wie auch die Blätterschicht auf dem Erdboden ganz durchnässt war von der Feuchtigkeit. Und aus den über ihnen hängenden Zweigen tröpfelte unentwegt noch mehr Nässe herab.
    »Er ist hier.« Cunomar kniete neben einer Leiche, die etwa zwölf Schritte von Breaca entfernt lag. »Du hattest Recht. Er trägt den Königsreif nicht mehr.«
    Breaca ging zu der Stelle hinüber, wo in einer Pfütze aus geschmolzenem Schnee Tagos lag. Nun, im Tode, wirkte er geradezu gelassen und würdevoll, mit seinem ordentlich um die Schultern geschlungenen Umhang und seinem einen unversehrten Arm quer über seiner Brust, in der Hand noch immer das Schwert. Eine Krähe hatte seine Augen gestohlen, und ein Fuchs hatte begonnen, sich an seinem Gesicht gütlich zu tun, doch was davon noch übrig war, besaß einen Frieden, den es im Leben nur selten ausgestrahlt hatte, und noch immer konnte man die Autorität und die Integrität jenes Mannes erkennen, der Tagos vielleicht einmal hätte werden können; der zu werden er immerhin versucht hatte.
    Nur sein Armreif zum Zeichen seiner Königswürde fehlte, das auffallende, mit Emaille und Kupfer verzierte Geschmeide aus Rotgold, das Breaca damals, in ihrem ersten gemeinsamen Winter, für ihn angefertigt hatte - damit Tagos noch mehr Eindruck auf einen Gouverneur mit einer Schwäche für das Kunsthandwerk der Eceni zu machen vermochte. Sie kniete neben Tagos nieder und hob den durchweichten Wollumhang von seinem Arm. Der Goldreif war tatsächlich nicht mehr da. Aber er musste bereits gefehlt haben, als Tagos noch lebte - denn hätte ihn jemand von seiner Leiche gestohlen, so hätte derjenige damit den von Tagos ausstrahlenden Frieden nur allzu deutlich gestört.
    Laut sagte sie: »Runtergefallen ist er mit Sicherheit nicht. Er kann ihn also nur verschenkt haben.«
    »Hinter dir liegt Philus«, bemerkte Cunomar leise.
    Breaca wandte sich um. Der Sklavenhändler lag noch genauso da, wie er gefallen war, unordentlich und gänzlich unbetrauert. Zwar lag sein Reisebündel nicht unmittelbar neben ihm, doch fand Breaca es wenig später zwischen den Wurzeln einer Eiche eingezwängt, aufgebrochen von der Last des Schnees und durchwühlt von Ratten und Mäusen. Sie hielt es kopfüber, und sogleich fiel der Königsreif heraus, eingewickelt in ein Stück Lammwolle, damit er unbeschmutzt bliebe.
    »Gut gemacht.« Cunomar grinste. »Ich schulde dir eine Gürtelschnalle.«
    »Die du mir aber nicht zu geben brauchst. Ich habe doch nur gewettet, weil es so offensichtlich war.« Breaca nahm das kalte Stück Metall auf und zupfte die Wolle davon ab. »Nur Philus hätte die Dreistigkeit besessen, Tagos darum zu bitten, und selbst wenn noch andere ihn nach dem Armreif gefragt hätten, hätte Tagos sich doch erst angesichts von jemandem wie Philus gezwungen gefühlt, ihn auch tatsächlich herauszugeben.«
    Cunomar nickte. »Es ist noch immer das schönste Stück, das du je geschmiedet hast, und Tagos hatte es sehr geschätzt. Er hätte es bestimmt nicht fortgegeben, wenn er sich nicht in einer wahrlich beängstigenden Lage gesehen hätte.«
    »Das will ich zumindest hoffen.«
    Ausgewickelt lag der Armreif nun in ihren Händen, noch genauso strahlend wie an jenem Tage, als sie ihn gefertigt hatte. Über das rötliche Gold glitt das Licht der Sonne und ließ es warm aufleuchten; wie Fische durch einen See im Sommer schienen die ovalen, bläulichen Emailleplättchen über den Reif zu schwimmen; und an den Enden, eingebettet in ihre grünlichen Einfassungen, die Körperwärme und Schweiß hatten anlaufen lassen, lagen die kleinen, runden, medaillonförmigen Kupferscheiben. Breacas Finger waren von dem Lanolin des Wollstrangs ein wenig fettig geworden, was ihr jedoch willkommen war, denn das erleichterte es ihr, den Reif wieder um Tagos’ unversehrten Arm zu legen, ohne dabei jedoch seine poröse Haut oder das darunter liegende Fleisch zu zerreißen. Mit dem Schmuckstück um seinen Arm gelegt sah er einfach vollständiger aus, sah man ihm gleich auf den ersten Blick seine Königswürde an.
    Breaca ließ sich auf die Fersen zurücksinken, strich Tagos das durchweichte, von den Krähen zerrupfte Haar aus dem Gesicht. »Nur durch Gold und Kupfer zum König erhoben. Er hätte etwas Besseres verdient, zumindest zum Schluss.«
    »Aber es macht ihn bestimmt glücklich, wenn er uns nun wenigstens im Tode dienen kann.«
    Cunomar sprach wie geistesabwesend, seine Aufmerksamkeit nicht

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