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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Hand zu passen. Täglich übte er damit, für sich allein und wie ein Mann, der einen Schwur einzuhalten gedachte, nur um dieses Schwures willen und ohne dass es damit noch eine weitere Bewandtnis auf sich hätte. Noch immer sprach er laut in der Sprache des belgischen Jungen, schliff hier und da die Aussprache ein wenig, bis es schließlich mehr dem Gallischen ähnelte als dem Germanischen. Seine Stimme hallte von den feuchten, schwingenden Häuten seines Unterschlupfes wider, so dass es schließlich unmöglich war zu sagen, von wo genau sie erklang.
    »Aber selbst wenn wir dich endlich nach Mona geschafft haben, könnte es natürlich noch passieren, dass den Heilern dort auch nichts Besseres einfällt als Gänsefett und Honig und dass du dich nicht besser erholst und ich den Großteil des Monats dann mit sinnlosem Umherreisen verschwendet habe. Aber zweifellos wird Luain mac Calma erst einmal so tun, als ob er sich bis zu deiner Seele vorträumen und dich anschließend vollkommen gesund wieder zurückholen könnte. Das heißt, wenn er überhaupt noch lebt, was nicht unbedingt der Fall sein muss, wenn er dauernd sagt: Was hast du denn hier verloren? Und lauf jetzt nicht gleich wieder weg; sonst hack ich dir die Nase ab, und das dürfte deine Erklärungsversuche ein wenig erschweren.«
    Den letzten Teil hatte Valerius auf Irisch gesprochen, leise drohend und wesentlich weniger emotional, als er zuvor noch über die Träumer gespottet hatte.
    Luain mac Calma, gekleidet in schlichte Wolle und ohne irgendein Abzeichen seines Ranges oder seines Traumsymbols, tat genau, wie ihm geheißen. Ohne sich zu regen, entgegnete er gelassen: »Ich bin gekommen, um dich zu warnen, dass im Hafen römische Händler sind und dass du denen besser nicht begegnen solltest. Ein oder zwei von ihnen kommen gerade aus Gallien, wo sie in den Hilfstruppen gedient hatten und wo du unter deinen früheren Waffenkameraden ja einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt.«
    »Und natürlich hältst du dich nur ganz zufällig genau zu der Zeit im Hafen auf, in der ich dort womöglich an Bord eines Schiffes gehen möchte?«
    Valerius’ Klinge schob sich noch ein kleines Stückchen weiter vor, bis an mac Calmas Hals heran, so dass sie seine Haut ritzte und ein dünner Faden Blut in die Wolle von mac Calmas Tunika sickerte.
    »Ich bin ein Träumer. Genau genommen bin ich sogar der älteste Träumer von Mona. Erwartest du also ernsthaft von mir, dass ich lügen soll und dir erzähle, ich wäre nur zufällig hier vorbeigekommen?«
    »Niemals würde ich von einem Mann erwarten, dass er für mich lügt.« Dennoch zog Valerius sein Schwert nicht zurück. »Andererseits ziehe ich für meinen Teil es aber auch vor, eine Frage nicht mehr als einmal stellen zu müssen. Doch vielleicht habe ich mich auch einfach bloß nicht klar genug ausgedrückt. Also, warum interessierst du dich für mein Wohlergehen und das des Jungen?«
    »Bellos stirbt. Und was mich betrifft, so hattest du Recht mit deiner Einschätzung. Denn ich glaube in der Tat, dass ich ihn wieder heilen kann, aber ich werde mich dabei nicht lediglich auf die Verwendung von Gänsefett und Honigwasser beschränken.«
    »Warum sorgst du dich überhaupt um den Jungen?«
    »Weil du dich um ihn sorgst.«
    Die Klinge schob sich noch weiter vor. Der dünne Faden von Blut wurde breiter. »Noch einmal, Träumer«, entgegnete Valerius. »Das Ende deines Lebens ist nur noch ein klitzekleines Stückchen entfernt. Warum bist du hier? Welchen Teil meiner Seele möchtest du dir schnappen? Und wenn du mir jetzt wieder mit meinen Eltern kommst, dann stirbst du wirklich. Ich habe schon wesentlich mehr Männer getötet als du, und in wesentlich gefährlicheren Situationen als dieser hier.«
    »Ich weiß. Durch das Feuer habe ich dir dabei zugesehen.« Mit einer langsamen, genau bemessenen Bewegung drehte Luain mac Calma sich nach links, so dass die Schwertspitze in einem Kreis um seinen Hals schnitt. Als sie an seiner Kehle den Rand der Hauptschlagader berührte, so dass bei jeder weiteren Drehung die Klinge in die Ader eingedrungen wäre, blieb Luain stehen. Die Stunden auf dem Meer und unter der gleißenden Sonne hatten die Haut seines Gesichts geradezu gegerbt, und wie die Augen einer Wildkatze nahmen nun auch die seinen den gelblichen Glanz des Feuers an.
    Ohne den geringsten Anflug von Ironie oder Angst fuhr er fort: »Du bist Machas Sohn. Meines Wissens nach hast du zumindest diese Seite deiner Abstammung nie in Frage

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