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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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konzentrierte sich auf eine
ruhige Aussprache, »ich hoffe, Sie werden verstehen, dass so etwas nicht
reicht, um polizeiliche Maßnahmen einzuleiten.«
    »Machts doch, was es wollts. Machts es eh.«
    Jetzt wandte Schafmann seinen Blick von dem Fenster,
aus dem er so konzentriert auf die grüne Flanke des Wank gestarrt hatte.
    »Frau Kindel«, sagte er, »wir tun nicht, was wir
wollen, sondern das, was wir können. Der Erste Kriminalhauptkommissar Schwemmer
und ich haben verstanden, was Sie uns gesagt haben. Und wir werden in Ruhe
überlegen, was wir daraufhin unternehmen können.«
    Johanna Kindel schnaubte leise, es klang verächtlich.
    »Und glauben Sie bitte nicht, wir nähmen Sie nicht
ernst«, setzte Schafmann hinzu.
    Frau Kindel sah verwundert auf.
    »Des glabts ja fei selbst ned …«, sagte sie leise.
    Schafmann sah zu Schwemmer und zuckte resigniert die
Schultern. Schwemmer kratzte sich am Kopf, wie er selber überrascht bemerkte.
    »Sie sagen also, der Oliver Speck wird in Zukunft ermordet werden, oben an der Straße zum Reschberg rauf«, sagte Schafmann.
»Haben Sie es denn nicht ein bisschen präziser, was die Zeit angeht?«
    »Na. Aber des Längste, was i bisher zum Sehn kriagn
hab, des warn fünf Tag.«
    »Wissens denn«, fragte Schwemmer, »aus welchem Grund
der junge Mann umgebracht … wird?«
    Werden wird, korrigierte er sich in Gedanken, oder
richtiger: geworden sein werden sollte. Futur zweieinhalb oder so. Er hätte
gern über seinen Gedanken geschmunzelt, aber es schien unpassend.
    Johanna Kindel schwieg angespannt, sah aus, als ringe
sie innerlich mit sich.
    »Na«, antwortete sie gequetscht, und Schwemmer glaubte
ihr überhaupt nicht.
    »Gar nichts?«, insistierte er. »Eine Ahnung
vielleicht?«
    Kindel sah ihn beleidigt an. »Nennts ihr des ernst
nehma? Wenn i na sag, dann mein i na!«
    »Entschuldigung. Aber bedenken Sie bitte auch unsere
Situation …«
    »Des mach i scho. I versteh des jo. Da kimmt die
verruckte Oide und red deppert daher. Da könnts nix machn. Aber i bin ned
deppert. I sog euch, was i woaß. Und i kann nix dafür, was i woaß. Und i, i
kann nix tun für den Buam. I kann nur wartn, was passiert. Aber ihr, ihr könnts
was tun. Ned i. I kann nur sagn, was i woaß.«
    »Frau Kindel …«, meldete Schafmann sich wieder zu
Wort. »Ehrlich gesagt hatte ich den Eindruck, dass Sie doch … verzeihen Sie
bitte, eine Ahnung haben, was hinter dem Mord stecken könnte. Sagen Sie
uns wirklich alles , was Sie wissen?«
    Johanna Kindel nickte entschlossen. »Jo«, sagte sie.
    Schafmann zog die Brauen hoch und pustete die Backen
auf. Offenbar sah er sein Pulver als verschossen an. Mit einem ratlosen
Kopfschütteln begann er, in Drägers Bericht zu blättern.
    Schwemmer ertappte sich erneut dabei, sich am Kopf zu
kratzen. Er war kurz davor, sich darauf festzulegen, nicht offiziell zu
reagieren, also kein Protokoll aufzunehmen und keine Akte anzulegen, als es
Schafmann in seinem Stuhl nach vorn riss. Seine Miene war völlig verblüfft.
    »Frau Kindel«, sagte er dann, »bitte seien Sie so nett
und warten einen Moment nebenan.«
    Schafmann stand auf. Johanna Kindel folgte seinem
Beispiel, mit besorgter Miene allerdings. Schafmann hielt ihr die Vorzimmertür
auf.
    »Frau Fuchs macht Ihnen gern noch einen Kaffee, nicht
wahr?«, sagte er ins Vorzimmer hinein, dann schloss er die Tür wieder.
    Schwemmer sah ihn fragend an.
    »Auf dem Marterl sind die Fingerabdrücke von Alois
Kugler.«
    Schwemmer legte die Stirn in Falten. »Wer war das noch?«
    »Der Mann, den die Kindel damals beschuldigt hat.«
    »Öha …« Schwemmer sank in seinen Stuhl zurück. »Jetzt
kommt’s aber dicke«, sagte er.
    Wahrscheinlich ist sie ein guter Mensch, dachte er,
aber sie bringt mich noch in Teufels Küche.
    »Dräger hat noch mehr Abdrücke gefunden, aber das
waren die einzigen, die wir im Computer haben.«
    »Ach, das ist doch Mist!«, entfuhr es Schwemmer. »Wenn
wir jetzt bei dem auftauchen, nachdem der halbe Ort weiß, dass die Kindel hier
war …«
    »Zunächst werden wir mal abchecken, ob es nicht eine
Erklärung für Kuglers Fingerabdrücke gibt«, sagte Schafmann.
    »Ja, mach das bitte«, sagte Schwemmer.
    »Ich weiß auch schon, wen ich da fragen kann«, sagte
Schafmann und eilte hinaus.
    Frau Kindel hatten sie nach Hause geschickt, nachdem
sich Schwemmer dann doch Name und Anschrift von Spacko alias Oliver Speck
notiert hatte.
    »Wo soll i scho hi?«, hatte sie nur gesagt, auf die
Bitte, sich zur

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