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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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schließlich nicht hellsehen.«
    Für eine Sekunde wurde es sehr still im Raum.
Haderteuer und Würzbach sahen unsicher zu Schwemmer, aber er beschloss, über
Schafmanns kleinen Patzer hinwegzugehen.
    »Aber er wird doch nicht einfach so davongelaufen
sein«, sagte er.
    »Doch«, antwortete Würzbach trotzig.
    »Er ging hinter Kindel her Richtung Bahnhof«, sagte
Haderteuer etwas konzilianter. »Dann hat er sein Handy aus der Tasche gezogen
und aufs Display geguckt, als hätt er ‘ne SMS gekriegt. Dann hat er sich umgedreht, uns gesehen, und sofort hat er den Kindel
stehen lassen und ist weitergegangen, sehr schnell auf einmal. Marita ist
sofort hinter ihm her. Aber als er sie gesehen hat, ist er über die Bahn und
weg. Wenn Sie mich fragen …« Haderteuer sah unsicher zu seiner Kollegin, die
darauf mit einem Achselzucken reagierte.
    »Reden Sie, Herr Kollege«, sagte Schafmann.
    »Also für uns sah das aus, als sei er vor uns gewarnt
worden«, sagte Haderteuer.
    »Und da fragt man sich natürlich, von wem«, ergänzte
Würzbach.
    »Wussten ja nicht so viele, dass wir den Kindel
observieren.«
    Schwemmer tauschte einen Blick mit Schafmann. »Das
werden wir klären müssen«, sagte er.
    »Und Kindel?«, fragte Schafmann. »Kannte er den
Blonden?«
    Haderteuer schüttelte entschieden den Kopf. »Ich hatte
nicht den Eindruck. Der klang für mich glaubhaft. Der Mann schien ihm einen
ziemlichen Schrecken eingejagt zu haben.«
    »Ist Kindel freiwillig mitgekommen?«, fragte
Schwemmer.
    »Nein. Er gab vor, einen dringenden Termin zu haben,
und als ich ihm sagte, dass er den leider verpassen würde, wurde er renitent.
Da musste ich schon nachhelfen.«
    »Was heißt das?«
    »Na ja, Handschellen halt. Das fiel natürlich auf, da
in Grainau.«
    »Na toll«, murmelte Schwemmer. »Da waren dann bestimmt
auch Leserreporter in der Nähe.«
    »Kann gut sein«, sagte Haderteuer. »Der Junge hat fast
geweint, als ich ihn ins Auto gesetzt hab. Ist auch was: ein weinender Satanist
…«
    »Fangen Sie jetzt auch mit diesem Satanismus-Quatsch
an?«, fragte Schwemmer ärgerlich.
    »Na so, wie der aussieht!«, sagte Würzbach empört.
    »Wieso? Wie sieht er denn aus?«
    Schafmann grinste in sich hinein. »Wie der kleine
Bruder vom Joker«, sagte er.
    »Ja, stimmt genau«, sagte Haderteuer. »War mir noch
gar nicht aufgefallen. Stimmt aber.«
    In Schwemmer brodelte es. Er war sehr gespannt auf die
Erklärung für diesen Unfug.
    »Und das Ding, das er aus dem Versteck geholt hat?«,
fragte er.
    »Den USB -Stick
hat Drägers Datenfex an sich genommen«, sagte Schafmann. »Laut seiner ersten
Auskunft ist der ziemlich aufwendig gesichert. Er hält es für machbar, wird
aber dauern.«
    Schwemmer brummte und stand auf.
    »Na, dann wollen wir mal hören, was uns der kleine
Bruder vom Joker zu sagen hat.«
    * * *
    »I kenn den Mann ned. Aber für mi hat der ausgschaugt
wie a rechter Großkopfeter.«
    »Was für eine Kapelle war das denn, wo Sie die Männer
gesehen haben?«, fragte Bredemaier.
    »De Kriegergedächtniskapelln, drobn über dem Strauß
seiner Villa. Kennst de ned?«
    »Nein …« Bredemaier lachte leise. »Ich bin doch erst
ein paar Tage hier, Frau Kindel. Und der dritte Mann, was war das für einer?«,
fragte er.
    »Des war so a Dunkler, a Araber, glab i. Aber ned so
mit Bart und so, mehr so a Schicker.«
    »Was glauben Sie denn, haben die drei da besprochen?«
    »I kanns fei ned wissn, aber i mein, was könnt des
denn scho zum Sagn ham, wenn so a oida Mann mit so böse Augn sich mit am Mörder
trifft? Mit einem, der für Geld de Leit derschiaßt?«
    Bredemaier nickte, ohne sie anzusehen.
    »Und was soll i tun, jetzt? Noch amoi zur Polizei,
dass de mi wieder auslachn? Des mach i ned.«
    »Wir haben ja schon darüber gesprochen«, sagte
Bredemaier, und er klang, als hätte er ein schlechtes Gewissen Johanna
gegenüber. »Die Polizei … wir, muss ich wohl sagen … wir können nichts tun
aufgrund einer solchen Aussage.«
    »Ach, des woaß i ja ois schon seit dreizehn Jahr. Hat
si nix geändert. Gar nix.«
    »Immerhin hat Herr Schwemmer versucht, den Jungen zu
retten«, sagte Bredemaier.
    »Ja«, sagte Johanna leise. »Aber tot is der trotzdem.«
    * * *
    »Herr Kindel, was soll denn bitte diese alberne
Maskerade?«, fragte Schwemmer.
    Der Junge sah erbärmlich aus. Schwemmer hätte fast
Mitleid mit ihm haben mögen, wie er da mit seiner verschmierten weißen Schminke
vor ihm saß. Aber das kalte Funkeln in den Augen der jungen

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