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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Peavey mehr. Ampeg hieß das Zauberwort,
und es klingelte in seinen Ohren.
    Ein richtiger Ampeg SVT .
    Dreihundert Watt.
    Und dazu die Box mit den acht Zehn-Zoll-Lautsprechern.
    Und es würde sogar noch was übrig bleiben.
    »Also guat, von mir aus«, sagte er, nachdem er sich
geräuspert hatte. »Und was geht jetzt?«
    »Vor allem geht’s schnell. Ich nehme an, sogar
Satanisten wissen, was eine Deadline ist. Und die naht. Wir treffen uns in
einer halben Stunde am Bahnhof im Burger King.«
    »Ois klar«, sagte Severin, und Högewald legte auf.
    Er brauchte nur zum Haltepunkt, die Zugspitzbahn fuhr
in zehn Minuten. Er würde dem Mann mit dem Gamsbart erzählen, was er hören
wollte, irgendwas über okkulte Riten, mit Blut, und, wenn es sein musste, auch
von Tieropfern oder was auch immer, und dabei einen Whopper essen.
    Und dann würde er sich einen Ampeg kaufen.
    Es war ihm egal, dass sein Grinsen so gar nicht zu
seinem Satanistenoutfit passte. Er ging weiter und erreichte den Parkplatz. Der
Blonde starrte ihn immer noch an.
    »Ois klar bei Eane?«, fragte Severin im Vorbeigehen.
    Ohne ein Wort ging der Mann hinter ihm her, ganz nah.
Severin sah sich irritiert um.
    »He, was werd’n des?« Er blieb stehen. Sie standen an
der Ausfahrt des Parkplatzes.
    »Geh einfach weiter«, sagte der Blonde, dabei sah er
geradeaus, an Severin vorbei. Sein Akzent klang skandinavisch. Und da war etwas
in seinen Augen, das Severin veranlasste, zu gehorchen. Er ging weiter Richtung
Bahnhof. Sie ließen den Parkplatz hinter sich. Severin drehte sich um.
    »Nicht umdrehen. Weitergehen«, sagte der Mann. »Am
unkompliziertesten wird das hier, wenn du mir einfach gibst, was du da eben
gefunden hast. Es macht mir aber auch nichts, wenn du es kompliziert haben
möchtest.«
    Sie gingen weiter. Severins Gedanken rasten. Wer war
dieser Mann. War er ein Bulle? Einer, der Aufsehen vermeiden wollte? Nie im
Leben. A ganz a kloane Sach. So klein, dass Spacko dafür sterben musste. Und
jetzt er? Sie hatten auf Spacko nicht aufgepasst, und jetzt passten sie nicht
auf ihn auf. Warum war er überhaupt hier? Hätte er nicht sofort den Bullen
Bescheid geben müssen, als Girgl angerufen hatte? Ja, hätte er. Er hätte Girgl
sofort verpfeifen müssen.
    Dreitausend Euro, dachte er. Ich muss den Zug kriegen.
    Er würde jetzt einfach stehen bleiben und dem Mann den
Stick geben. Für wen oder was sollte er hier den Helden spielen? Er hielt an
und drehte sich um. Aber der Mann war gar nicht mehr direkt hinter ihm. Er
stand ein paar Meter entfernt und starrte auf das Display seines Handys. Dann
drehte er sich zum Parkplatz um.
    Das Pärchen hatte wohl genug gesehen von der Ruine und
hatte sich auch auf den Weg zur Bahn gemacht. Sie näherten sich langsam.
    Der Blonde sah sie nur kurz an, dann wandte er sich
wieder Severin zu, kam mit raschen Schritten näher. Aber er ging weiter, an
Severin vorbei, ohne ihn noch eines Wortes oder Blickes zu würdigen.
    Severin starrte ihm nach. Er hatte nicht die geringste
Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Der Blonde entfernte sich rasch. Plötzlich
trabte die Frau, die eben noch Arm in Arm mit ihrem Mann hinter ihnen gegangen
war, an Severin vorbei, dem Blonden hinterher. Der sah sich um, und als er die
Frau kommen sah, begann er zu laufen. Die Frau war zwanzig Meter hinter ihm.
Unerwartet bog er nach rechts ab. Er überquerte die Gleise und verschwand aus
Severins Blickfeld. Die Frau folgte ihm ohne Zögern.
    Ihr Mann blieb neben Severin stehen.
    »Kommissar Haderteuer«, sagte er und hielt ihm einen
Ausweis in einer Plastikhülle unter die Nase. »Kripo Garmisch. Würden Sie bitte
mitkommen, Herr Kindel.«
    * * *
    »Sag mir bitte, dass ich nicht im Fernsehen
war«, sagte Schwemmer.
    »Was war denn los?«, fragte Burgl.
    Er verzwirnte mit dem Zeigefinger die Hörerschnur und
versuchte, die öffentlichen Demütigungen durch Högewald so zu schildern, dass
er ein Minimum an Würde behielt und dabei ein Maximum an Mitleid bei ihr
hervorrief. Es gelang, fast.
    »Die seriöse Presse hat natürlich nur mit dem Kopf
geschüttelt«, endete er.
    »Über Högewald oder über dich?«, fragte Burgl, und
sein Schweigen war ihr Antwort genug. Sie wechselte gnädig das Thema.
    »Einen seltenen Anruf hab ich eben bekommen. Von
Magdalena Meixner.«
    »Was will die denn?« Hoffentlich keine
Beschwerde über Bredemaiers Benehmen als Hotelgast, dachte er.
    »Sie wollte eigentlich dich sprechen, aber über die
Dienstnummer bist du im Moment ja

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