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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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nicht erreichbar.«
    Schwemmer nickte zufrieden. Frau Fuchs zog das also
seinen Wünschen entsprechend durch.
    »Es ist so, dass sie glaubt, ihr Hotel würde
observiert.«
    »Von uns nicht«, sagte Schwemmer.
    »Sie weiß nicht, was los ist, und wollte dich
persönlich um Rat fragen, bevor sie irgendwas Offizielles macht.«
    Schwemmer seufzte. »Genau wegen so was bin ich nicht
erreichbar«, sagte er, zeitigte damit aber nicht die erwünschte Reaktion.
    »Sie hat mir eine Autonummer gesagt. Kannst du die
nicht mal eben überprüfen?«, fragte Burgl, als hätte er gar nichts gesagt.
    »Mal eben. Klar.« Grimmig griff er nach Stift und
Notizblock und schrieb die Offenbacher Nummer auf, die sie ihm diktierte.
    »Angeblich sind drei Leute im Haus gegenüber, und mit
dem Auto verfolgen sie einen Gast.«
    Schwemmers Augenbrauen schoben sich nach oben.
    »Hat sie gesagt, welchen?«
    »Nein. Du weißt doch, wie diskret die sind im ›Lenas‹.
Denk mal an den Düsseldorfer, letztes Jahr.«
    »Ungern«, sagte Schwemmer. Seit dem Fall mit dem Toten
in der Klamm hatte er nicht nur Vorbehalte gegen Privatdetektive und Adlige,
sondern besonders gegen adlige Privatdetektive, zumal solche aus Düsseldorf.
    Es klopfte in der Leitung. »Du, ich muss Schluss
machen. Bis nachher. Ich liebe dich.« Er unterbrach und nahm das andere
Gespräch an.
    »Severin Kindel ist im Vernehmungszimmer«, sagte
Schafmann.
    * * *
    »Haben Sie es sich überlegt?«, fragte Bredemaier.
    »I woaß ned. Da Seve wird ned mitkommn wolln.«
    »Na ja.« Bredemaier lächelte Johanna sanft an. »Ist er
nicht alt genug, dass er mal ein, zwei Wochen allein bleiben kann?«
    »Mag sein, aber ned jetzat, wo ois kopfsteht.«
    »Vielleicht kann ich ihn ja überzeugen mitzufahren.«
    »Glab i ned.«
    »Wer weiß, vielleicht ist Severin am Ende sogar froh,
wenn er mit wegkann. Aber wenn nicht, sollten Sie ohne ihn fahren.«
    Bredemaier zog eine Zeitung aus der Jackentasche und
legte sie vor sich auf den Küchentisch – gefaltet, sodass sie die Schlagzeile
nicht sehen konnte, aber sein Blick machte klar, dass es eine schlimme sein
musste. Sie rührte die Zeitung nicht an.
    »’s hört ned auf, oder?«, murmelte sie.
    »Mit dem Schirm auf die Dame loszugehen, gestern, war
aber auch keine gute Idee.«
    »Dame! A Dame war des gwiss ned, de oide Vettl.«
    Bredemaier lachte. »Sie erlauben?«, fragte er dann,
mehr rhetorisch, denn sie hatte ihm bisher nie untersagt, seinen Flachmann
hervorzuholen und sich den Schraubverschluss vollzuschenken. Solange die Kinder
nicht dabei waren, war es ihr egal. Bredemaier hob seinen Becher in ihre
Richtung und trank dann genießerisch.
    »Gibt es denn etwas Neues?«, fragte er. »Vom Adler,
meine ich?«
    »Scho«, sagte Johanna leise.
    »Mögen Sie erzählen?«
    »Na. I mein, i woaß ned …«
    Sie schwieg. Bredemaier sah sie stumm lächelnd an und
wartete geduldig. Ganz entspannt und zufrieden saß er auf seinem Stuhl,
manchmal schloss er für ein paar Sekunden die Augen. Irgendwann fürchtete
Johanna, dass er hier an ihrem Tisch einschliefe.
    »I hob eam wieder gsehn. Den Mann, der wo den Buam
derschossn hat«, sagte sie endlich.
    * * *
    »Der ist mir einfach weggelaufen«, sagte Kommissarin
Würzbach frustriert und wischte sich eine verschwitzte Haarsträhne aus dem
Gesicht.
    Sie saß in Schafmanns Büro, hatte ein großes Glas
Mineralwasser vor sich stehen und griff immer wieder danach. Alles in allem
machte sie einen etwas derangierten Eindruck.
    Neben ihr saß Kommissar Haderteuer, mit dem gemeinsam
sie die Hälfte des Observationsteams für Severin Kindel gebildet hatte. Im
Gegensatz zu ihr nippte Haderteuer entspannt an seinem Filterkaffee.
    »Die Kollegen standen mit dem Wagen am Haltepunkt,
aber der ist ja einfach über die Gleise und dann querfeldein. Wer hätt mir da
helfen können? Und die rechten Schuh dafür hatt ich ja auch nicht an. Ich wusst
doch nicht, dass es durch die Wiesen geht.« Würzbach schien geradezu beleidigt,
dass der Mann sich nicht an die Regeln gehalten hatte. »Der war einfach
schneller als ich.«
    »Wie hat er Sie eigentlich bemerkt?«, fragte
Schwemmer.
    »Keine Ahnung«, sagte Würzbach finster, als stochere
er weiter in ihrer Wunde. Die junge Kommissarin war offenbar schwer enttäuscht
von sich.
    Schwemmer nickte ihr aufmunternd zu. Auch Schafmann
meinte wohl, dass sie eine Ermutigung gebrauchen konnte.
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Wie hätten Sie damit
rechnen können? Sie können

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