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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Schafmann.
    »Keine Ahnung.«
    »Ja, dann«, sagte Schafmann.
    »Eben«, sagte Schwemmer. »Spielte übrigens toll
Saxophon, der Kollege.«
    Schwemmer hatte das Fenster seines Büros geöffnet, um
die laue Luft hereinzulassen, bevor der feuchte Aprilabend zu kühl wurde. Die
weitere Vernehmung hatten sie Würzbach und Haderteuer überlassen, die schlecht
genug gelaunt waren, um alles aus Severin Kindel herauszukitzeln, was
herauszukitzeln war.
    »Ich denke, Kindel bringt uns nicht weiter«, sagte
Isenwald. »Wer ist der Blonde? Glauben wir, dass Kindel ihn nicht kennt?«
    Sogar Schafmann nickte.
    »Er wusste, dass Kindel etwas aus einem Versteck
geholt hat«, fuhr Isenwald fort, »und er wurde vor unserm Team gewarnt. Von
wem? Das interessiert mich momentan am dringendsten.«
    Schwemmer ahnte, was kommen würde.
    Ist nicht mein Tag heute, dachte er. Wär ich mal zu
Haus geblieben.
    »Können Sie für die Verschwiegenheit Ihrer Mitarbeiter
die Hand ins Feuer legen, Herr Schwemmer?«, fragte die Staatsanwältin. »Können
wir davon ausgehen, dass es nicht wieder ein Leck gibt?«
    Schwemmer hatte sich eine Antwort zurechtgelegt, schon
bevor die Isenwald angefangen hatte, aber Schafmann kam ihm zuvor und sprang
für ihn in die Bresche.
    »Wir sind genauso dicht oder undicht wie jede andere
Dienststelle mit sechzig Leuten«, sagte er bestimmt. »Und der Einzige, den ich
in der Lagebesprechung eine SMS habe schreiben sehen, ist vom BKA .«
    Schwemmer war sehr gespannt, wie Isenwald reagieren
würde. Eigentlich rechnete er mit einem heftigen Anschiss für seinen
Stellvertreter, aber stattdessen war ihr Blick ungewöhnlich nachdenklich
geworden.
    Eine Weile sagte niemand etwas.
    Ein Engel geht durch den Raum, hatte seine Mutter in
so einem Moment immer gesagt. In der Sowjetunion hatten die Leute gesagt: Ein
Polizist wird geboren.
    Wieso fällt mir das ausgerechnet jetzt ein, dachte
Schwemmer.
    »Auf was wollen wir hinaus, Werner?«, fragte er.
Schafmann und er nannten sich selten beim Vornamen. Eigentlich nur, wenn es
ernst war.
    »Er hat eine SMS geschrieben«, sagte Schafmann. »Unmittelbar nachdem die SOKO von unserer Observation erfahren hat.«
    »Das stimmt«, sagte Isenwald, ungewohnt leise. »Ich
hab es auch gesehen.«
    »Zur selben Zeit kriegt der Blonde eine SMS und verduftet.« Schafmann hob
fragend die Hände. »Ja. Auf was wollen wir hinaus?«
    Frau Isenwald räusperte sich verhalten. »Ich habe beim BKA angefragt zu Bredemaiers Rolle
hier, und die Antwort war ungewöhnlich vage. Er arbeitet an einem internen
Forschungsbericht zu paranormalen Phänomenen in Verbindung mit Kriminalfällen,
und das weitgehend selbstständig. Er ist offiziell bei OK , aber ich habe nicht rausfinden können, wem er eigentlich
berichtet. Wenn Wiesbaden Wind von einer ungewöhnlichen Sache wie unserer hier
bekommt …«
    »Und zwar durch die Staatsanwaltschaft«, brummte
Schafmann, aber Isenwald ging nicht drauf ein.
    »… dann bekommt er das auf den Schreibtisch und
entscheidet eigenständig, was er unternimmt.«
    »Klingt nach ‘nem Traumjob«, sagte Schafmann.
    »Klingt kaum glaubhaft«, sagte Schwemmer.
    »Das dachte ich auch«, sagte Isenwald. »Ich vermute,
dass er verdeckte Aufgaben bei OK hat.«
    »Und welche?«
    »Keine Ahnung«, sagte Isenwald. Zwei Worte, von denen
Schwemmer sich sicher war, sie noch nie aus ihrem Mund gehört zu haben.
    Schafmanns Handy läutete. Er meldete sich, hörte kurz
zu und klappte nach einem kurzen Dank das Gerät wieder zusammen.
    »Der Zugriff auf Georg Schober in Rheda-Wiedenbrück
ist misslungen. Verwechslung. Sie haben den Falschen erwischt. Zur Zeit keine
weiteren Hinweise auf seinen Aufenthalt.«
    »Sakrament«, sagte Schwemmer. »Wieso muss so was immer in die Hose gehen? Man möchte glauben, bei denen klappt nie was.«
    »Tja, wenn man nicht alles selber macht …«, sagte Frau
Isenwald und blickte dabei angelegentlich zur Decke. Schafmann versuchte, ein
Grinsen im Zaum zu halten.
    Schwemmer hustete ärgerlich. »Konkrete Vorschläge zur
Causa Bredemaier?«, fragte er dann knapp.
    Frau Isenwald zog ihr Handy und ihren Terminplaner
hervor und wählte eine Nummer aus dem Kurzwahlspeicher, während sie mit der
Linken in dem kleinen Ringordner blätterte.
    »Staatsanwaltschaft München, Isenwald«, meldete sie
sich. »Wir brauchen eilig die Verbindungsdaten der Handynummer …« Sie las
Bredemaiers Nummer ab. »Mir würde eine mündliche Auskunft im Moment schon
reichen … So gegen

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